Totgeglaubte leben länger
Mareikje Groß ‘Komm‘ rief die Stimme. ‘Hab keine Angst‘ Fedora blickte sich um, doch außer den herrlichsten Farben, welche sie umgaben und den leuchtenden Nebelbänken, über die sie hinweg schritt, konnte sie nichts er-kennen. Sie ging immer weiter, bis sie weit über sich eine lichtumhüllte Gestalt entdeckte, welche langsam auf sie zuflog. \ Der D’ascas hatte Fedoras Leichnam und die der getöteten Priesterinnen in das Gebäude bringen lassen. “Schafft jemanden her, der sich ihrer annehmen kann”, hatte er befohlen. Wenig später bekam er die Nachricht, daß das Konvent verlassen sei. “So holt mir Quint Pintus”, meinte er nur ärgerlich. \ ‘Lichtpriesterin, endlich ist die Zeit gekommen.‘ Fedora erkannte diese Stimmen sofort, und schon bemerkte sie mehrere Arme, welche sich aus dem Nebel zu ihren Beinen empor arbeiteten. Sie griffen nach ihrem hellen Kleid, nach ihren Knöcheln, wollten sie zum stürzen bringen. “Nein, geht. Laßt mich!” rief sie. Sie beugte sich nach unten, um die Hände abzuschütteln. ‘Hört auf!‘ befahl die Stimme des Wesens, welches sich nun beeilte, näher heran zu kommen. Schallendes Gelächter war die einzige Antwort darauf. Da schoß eine schwarze Gestalt aus dem Nebel herauf, packte die Frau und zog sie in die Tiefe hinab. ‘Schneller, Alaculba,‘ drängte die Stimme, ‘wir können sie nicht Titlancuth überlassen.‘ Alaculba, das geflügelte reptiliengleiche Flugtier, schoß durch die Nebelbänke und flog auf Titlancuth zu. ‘Laß sie frei.‘ ‘Aber natürlich, Xjalma.‘ Nach diesen Worten ließ Titlancuth die Frau los und stürzte sich auf den Herannahenden. Ein fürchterlicher Kampf entbrannte zwischen den beiden. \ “Oh Kajus. Ich sagte dir, du sollst deine Rache zügeln”, tadelte ihn Noctuna. Sie war in dem Kerker erschienen und schüttelte ihr Haupt. “Was soll ich nun mit dir anstellen?” Mamercus wich vor ihren Krallenhänden zurück. “Und Ihr sagtet,” Seine Augen weiteten sich vor Verzweiflung und Zorn, “Ihr könntet mir meinen Schmerz nehmen. Aber er ist noch da.” Dabei schlug er sich mit der flachen Hand auf die Brust. “Nein. Du hast ihn nicht vollständig gehen lassen. Nun gut. Ich bin weiterhin geneigt, dir beizustehen. Es besteht noch Hoffnung. Warte auf meine weiteren Anweisungen.” \ Fedora stürzte schreiend in die Tiefen der Unterwelten, bis ihr Fall plötzlich und unerwartet aufhörte. Die Frau spürte einen heftigen Ruck an ihren Beinen, wurde dann ein wenig in die Höhe geschleudert und baumelte sogleich Kopfüber im endlosen Nichts. Klackerndes Gelächter ließ sie nach Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij oben blicken, und ihr Atem stockte. Fedora sah über sich eine abscheuliche Mischung aus Tier und Mensch. Eine riesige Spinne, oder eher ein spinnengleicher Körper, hing an den dunklen Felsen, welche das Reich des In’Ret ankündigten. Der Oberkörper des Wesens glich eher dem einer Menschenfrau, jedoch hatte sie vier Arme, und aus ihrem Gesicht wuchsen zwei Greifzangen. Dieses Ding hatte ihre klebrigen Fäden auf Fedora geschossen. Langsam zog sie den wehrlosen Körper der Priesterin immer näher zu sich heran. ‘Sei Willkommen im In’Ret. Ich hoffe, du wirst deinen endlosen Aufenthalt bei mir genießen.‘ Erneut erscholl ein lautes, klackerndes Lachen. Fedora gelang es, sich soweit hoch zu beugen, um die dünnen Fäden zu packen, und innerhalb eines Wimpernschlages konnte sie diese zerreißen. Als sie diese losließ, stieß sie noch ein ‘Oh, Maldito‘ aus, und abermals fiel sie in die Tiefe. Ein ärgerliches Klackern folgte ihr. Der Sturz schien ihr endlos zu sein, doch dann landete sie, abrupt und völlig unerwartet, auf etwas Weichem. Fedora richtete ihren Oberkörper auf und blickte sich um, als neben ihr etwas auf den leicht dampfenden Boden klatschte. Als sie sicher war, daß nichts auf sie zu krabbeln oder sie plötzlich anspringen würde, sah sie nach oben und bemerkte, daß sich in einiger Entfernung ein großer Wirbel, aus dem schabende Geräusche zu vernehmen waren, befand. ‘Der Wind der Klingen‘, schoß es Fedora durch den Kopf. Erneut fiel etwas auf sie zu und landete genau auf ihrem Schoß. Sofort verfärbte sich Fedoras Kleid an dieser Stelle rot. Mit entsetzen erkannte die Frau, das es sich dabei um ein recht großes Stück Fleisch handelte. Angewidert sprang sie auf, wobei ihre Füße sofort ein Stück in dem weichen Untergrund versanken, welcher sich nun zu bewegen schien. Überall erkannte Fedora nun Fleischstücke und Knochenteile, aus dem sich unförmige Gestalten bildeten und auf Fedora zukamen. Hastig blickte sie sich nach einem Ausweg um und lief los, dicht gefolgt von den häßlichen Fleischgestalten. So schnell es ihr möglich war, hechtete Fedora über die Leichenteile auf ein felsiges Stück Untergrund zu, welches nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war. Gerade, als sie sich bereit machte, darauf zu springen, schoß eine Gestalt vor ihr aus dem Boden. Fedora prallte gegen dieses Wesen, und gemeinsam fielen sie auf die schwarzen Steine. Ihr gelang es, dieses Ding abzuschütteln, und gleich darauf rollte sie einen Abhang hinunter. Bevor sie aufstehen konnte, bemerkte Fedora, daß ihre Verfolger zögerten und gebannt auf etwas hinter ihrem Rücken blickten. Langsam drehte sich die Frau um, und schon schossen einige Fäden auf sie zu, welche sich nun fest um ihre Arme und ihren Körper wickelten. Die Göttin lachte laut und triumphierend auf. \ “Wo ist sie?!” rief Conius, als er sich in der Halle umsah. “Wo ist ihre Leiche?” Die Wachen zuckten bei diesem Tonfall zusammen. Der D‘ascas hatte wirklich nicht die allerbeste Laune, seitdem er in die Kaserne zurückgekehrt war. “Hier ist keiner hindurch gelangt, D’ascas Corvin”, meinte eine der Wachen. “Und wie, verdammt noch mal, ist dann ihr verschwinden zu erklären? Die Frau, ... die Leiche war nicht im mindeHijklmnopqrsb PQRS\abcdefij sten in der Lage, zu Fuß hier heraus zu marschieren!” Corvin tobte. So langsam glitten ihm die Dinge aus den Händen. \ Mit erhobenen Armen stand die Gestalt da, und ein Wirbel aus gelblich-rotem Licht umschloß sie und Fedoras Leichnam. Monotones Gemurmel, verfaßt in einer uralten Sprache, drangen über ihre Lippen. “Was machst du!” Celia hatte leise den Raum betreten und blieb wie angewurzelt stehen. “Das darfst du nicht ...!” Beherzt trat sie auf die Gestalt zu, umfaßte ihre Taille und wirbelte sie herum. In ihrer Konzentration unterbrochen, erstarb der Zauber. “Nein, ich muß ... es beenden ...!” schrie die Gestalt wie von Sinnen. “Marzella! Was ist in dich gefahren? Wir dürfen unsere Kräfte nicht dazu nutzen, um andere ins Leben zurück zu holen. Nur eine darf das ...” “Was für einen Zweck soll es haben, eine Sarinkay zu sein, um dann die Gaben, welche uns anvertraut wurden, nicht zu nutzen?” “Marzella ...” sacht streichelte Celia ihr über das Haar und erkannte die Entschlossenheit, welche von dieser jungen Frau ausging. “ ... du weißt, was dann mit dir geschieht?” “Natürlich. Ich bin dazu bereit, denn sie ist es wert. Ihr Leben ist wichtiger als meines. Laß mich meinen Fehler bereinigen.” Beide betrachteten den scheinbar leblosen Körper, welcher auf dem Bett lag. Noch war Leben in ihr, das spürte Celia. Vielleicht war noch nicht alles verloren? Celia schüttelte ihren Kopf., doch sie schien auch zu überlegen. ”Nun gut, es bleibt nicht mehr viel Zeit. Mach dich auf den Weg, ich bleibe hier und achte auf Euch.” “Danke Celia.” Marzella machte sich erneut bereit. Monoton betete die junge Frau ihre Sprüche herunter, und wieder entstand ein gelb-rotes Licht. Etwas zog die junge Frau aus ihrem Körper hinaus. Sie schien zu schweben und konnte für eine Weile die Geschehnisse in dem Raum und sich selber beobachten. Dann machte sie sich auf den Weg, um Fedora zu finden. \ ‘Sie gehört mir!‘ aufgebracht wanderte Titlancuth auf und ab. ‘Du hast sie mir gestohlen!‘ ‘Hör auf herumzuzetern wie ein Mensch. Was läßt dich Glauben, daß sie dir gehört? Bloß, weil ein Schamane sie für dich Opfern wollte? Ich bitte dich, mein Bruder, du enttäuschst mich.‘ ‘Titlancath, ich warne dich, treib es nicht zu weit!‘ ‘Oder was? Gesteh dir deine Niederlage ein, mein Lieber. Ich habe sie mir geholt, und bei mir wird sie auch bleiben.‘ ‘Das wird sich noch zeigen!‘ erbost verschwand Titlancuth, und das klackernde Gelächter seiner Schwester begleitete ihn. \ Niemand störte ihre Reise, und so gelangte Marzella schließlich in die unendlichen Tiefen des In’Ret. Sie hielt kurz an und horchte. Ja, nun wußte sie, in welche Richtung sie weiter suchen mußte. Immer tiefer ging es die schwarzen Schluchten hinab. Die dunklen Felswände waren übersät von eingesponnenen Körpern. Unter sich konnte sie das Glühen des zäh fließenden Ret erkennen. Marzella hielt an und blickte sich suchend um, hier irgendwo mußte es sein. Sie flog auf einen Kokon zu, holte einen scharfen, faustgroßen grünen Steinsplitter aus ihrer Kleidung hervor und zerHijklmnopqrsb PQRS\abcdefij schnitt vorsichtig die Fäden, woraufhin ihr eine Woge aus stinkender Flüssigkeit entgegen schwappte. Ohne darauf zu achten, durchtrennte sie die klebrigen Fäden, bis Fedora ihr entgegen stürzte. “Halte meine Hand und folge mir”, befahl Marzella bestimmend. Nachdem Fedora begriff, was hier vor sich ging, meinte sie nur erstaunt: “Was machst du denn hier?” “Ich bringe dich zurück zu den Lebenden.” Fedora zog an Marzellas Arm und ihr Flug stoppte. “Nein!” “Was soll das heißen nein? Wir haben keine Zeit zu verlieren, man wird bald entdecken, was hier vor sich geht, also komm schon.” drängte die junge Frau. “Ich ... will nicht. Bitte versteh ...!” “Nein. Du mußt zurück. Dein Kampf ist noch nicht zu Ende. Du kannst dich nicht einfach so davon stehlen.” “Ich habe mich nicht davon gestohlen. Ich habe mein Leben im Kampf für dieses Land gegeben. Und mir steht nicht der Sinn danach, nun zurückzukehren und alles noch einmal durchzumachen. Laß mich doch einfach in Ruhe ...Ich bin so müde...” “Verdammt, hör mir jetzt gut zu. Mich interessiert es nicht im Geringsten, welche persönlichen Probleme und Bedenken du hast. Deine Pflicht ist noch lange nicht erfüllt, und nun höre auf, dich wie ein trotziges, kleines Kind zu benehmen und tue, wofür du geboren wurdest. Die anderen können ohne dich nicht weitermachen, sie brauchen dich, sieh das doch ein. Was soll denn aus ihnen werden? Hast du daran auch nur einen einzigen Gedanken verschwendet?” “Wer bist du?” “Du kennst mich doch.” Fedora schüttelte ihren Kopf. “Das tue ich anscheinend nicht. Sag es mir, oder ich bewege mich kein Stück weiter.” forderte sie stur. “Also gut. Ich bin eine Sarinkay. Und nun ... komm.” Marzella wollte schon weiter, doch etwas ließ sie innehalten. “Hör mir gut zu, und vergiß es niemals. Du bist eine Auserwählte.” Verständnislos blickte Fedora die junge Frau an. “Was meinst du ...?” “Versprich es mir! Du darfst es nicht vergessen.” mahnte Marzella eindringlich. “Aber ...” “Kein aber. Keine weiteren Erklärungen. Du wirst alles Weitere begreifen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Bitte, vergiß es nicht!” “Also gut, ich verspreche es dir, wenn dir soviel daran liegt.” Die beiden flogen nun immer höher und hatten die Schlucht schon hinter sich gelassen, als einige Spinnenfäden an ihnen vorbeischossen. Marzella sah nach unten und erkannte ihre Verfolger. “Flieg weiter, du kannst die Öffnung zur anderen Seite gar nicht verfehlen. Ich komme gleich nach.” Marzella ließ Fedora los und versetzte ihr einen Stoß, welcher sie weiter nach oben trieb. “Marzella ...” rief Fedora bestürzt. “Was machst du?” Die junge Sarinkay holte den Steinsplitter hervor, und durch ein Fingerzeig erschienen mehrere Spindeln und Fäden in ihrer Hand. Ohne zu zögern, durchtrennte sie diese. Ihre Verfolger schrien auf und verschwanden. Die Sarinkay folgte Fedora, doch ihr wurde der Weg von Titlancath versperrt. “Wer bist du, daß du es wagst, in mein Reich einzudringen, und auch noch die Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Frechheit besitzt, meine Kinder zu töten?!” Titlancath war außer sich vor Wut. Marzella hielt der Herrin der Unterwelt einen Faden entgegen und hob den Steinsplitter. “Laß mich vorbei.” “Das wirst du nicht wagen.” “Ach wirklich?” Marzella lachte. Sie sah nach oben und erkannte erleichtert, das Fedora ihrem Rat gefolgt war und nun fast die Öffnung erreicht hatte. “Du antwortest mir nicht?” Die Sarinkay berührte den Faden ganz leicht mit dem Splitter. Verunsichert schaute Titlancuth von der jungen Frau auf den Faden. “Nun, Titlancath, schaue und erkenne, daß dir Fedora entkommen ist. Belassen wir es dabei. Das nächste Mal gewinnst du.” “Aber sicher werde ich das, Sarinkay. Aber warum bis zum nächsten mal warten?” meinte Titlancath. Bevor sie angreifen konnte, tauchten geisterhafte Wesen auf und umschwärmten die Herrin der Unterwelt. Eines der Wesen schwebte auf Marzella zu. ‘Worauf wartest du? Eile der Lichtpriesterin hinterher. Auch deine Arbeit ist noch nicht vollbracht‘, säuselte das Geistwesen mit melodischer Stimme. Das ließ sich Marzella nicht zweimal sagen, flog Fedora hinterher und hatte wenig später das In’Ret verlassen. ‘Titlancuth, wie kannst du es wagen, dich einzumischen!‘ schrie Titlancath wütend. \ “Laßt mich mit ihm allein", befahl der D’ascas dem Kerkermeister. Er drehte sich zu Mamercus um und betrachtete ihn eine Weile stumm. “Was habt Ihr Euch bloß dabei gedacht, Mamercus?” Conius schüttelte seinen Kopf. “Getrieben durch Eure Machtgier, habt Ihr alles zerstört.” “Was wißt Ihr denn schon?” antwortete der Hoendis spöttisch. “Machtgier? ... Rache war es, die mich trieb. Die Aussicht auf ein Vergessen.” Mamercus lachte gereizt auf. Mit wildem Blick starrte er auf seinen Vorgesetzten. “Rache trieb Euch dazu, gefälschte Befehle in Umlauf zu bringen? Rache trieb Euch dazu, mich umbringen zu wollen? Alles was von nun an in dieser Stadt geschieht, habt Ihr zu verantworten. Und ich werde dafür sorgen, das Ihr vor höchster Stelle dafür büßen müßt.” “Ihr wagt es, so mit mir zu reden? Ihr habt ja überhaupt keine Ahnung, mit wem Ihr es zu tun habt!” schrie Mamercus aufgebracht. Seine Augen funkelten wild. “Dieses Weib hat es nicht besser verdient. Ich war noch zu milde mit Ihr.” ‘Dieses Land macht alle Wahnsinnig.‘ dachte Corvin und drehte sich zum gehen, da er einsah, daß mit Mamercus nicht vernünftig zu reden war. Mamercus sprang flink auf und stürzte sich auf Conius. Er versetzte ihm einen Hieb in den Nacken, woraufhin Corvin taumelte, und Mamercus verpaßte ihm gleich darauf einen harten Schlag an die Schläfe, der ihn benommen zu Boden gehen ließ. Trotzdem beugte sich Mamercus über Corvin und verpaßte ihm noch einen Faustschlag ins Gesicht. Der Kerkermeister, angelockt durch die Geräusche, welche von dem Verließ ausgingen, erschien, doch ehe er davon eilen konnte, um die Wachen zu holen, griff er sich an die Kehle und sank tot zu Boden. Mamercus erkannte Noctuna, welche hinter dem Toten stand und langsam ihre Hand senkte. Der Mann grinste und wendete sich Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij wieder dem D’ascas zu. Nachdem er Corvins Schwert entwendet hatte, setzte er es an dessen Kehle. Wut und Haß zeichneten sich auf seinem Gesicht ab. “Mein Guter, ich denke, du hast keine Zeit zu verlieren. Also höre auf zu spielen, befreie deine Männer und folge mir.” “Aber ... ich will sein Blut sehen.” “Kajus, Kajus. Nun komm schon. Man läßt eine Göttin nicht warten, wenn sie bereit ist, einem zu helfen.” Mamercus kämpfte innerlich, dann fluchte leise vor sich hin. Grob packte er den D’ascas, zog ihn zu der Holzpritsche, legte seinen Oberkörper darauf und hob das Schwert. “Kajus!!!” Mamercus schnaufte erbost und trieb die Waffe durch Corvins rechte Hand, wobei das Schwert in dem Holz stecken blieb. “Ich habe gesagt,” meinte er ruhig, “ich möchte sein Blut sehen.” \ “Das wurde aber auch Zeit,” rief Celia, als sie erkannte, das Marzella in ihren Körper zurückgekehrt war. “Ja, das wurde es. Nun muß ich nur noch meine Arbeit beenden.” Sie hob ihre Hände, und die Kraft der Sarinkay füllte den Raum. Er durchdrang Fedora, welche heftig die Luft einzog. Wie von Zauberhand schlossen sich fast alle ihre Wunden, und die Schwellungen verschwanden. Plötzlich brach der Zauber und Marzella wankte. “Ich habe keine Kraft mehr, Celia. Ich kann es nicht beenden.” stammelte sie leise. “Ich weiß, mein Liebe, ich weiß.” Sie war an Marzella herangetreten und umarmte sie fest. “Möge sich dein Opfer lohnen.” Celia gab der jungen Frau einen Kuß auf die Stirn. “Das wird es, da bin ich mir ganz sicher. Lebe wohl, Sarinkay.” Nach diesen Worten löste sich Marzella in Luft auf. Celia trat an das Bett heran und betrachtete lange Fedora, welche noch nicht das Bewußtsein wiedererlangt hatte, aber sie atmete mittlerweile ruhig und gleichmäßig. \ “Ich habe dich gar nicht herein kommen hören, mein Liebling. Was kann ich für dich ...?” Medaz hob seinen Kopf und sprang sofort auf, um seiner Frau entgegen zu eilen, welche stark wankend auf ihn zu stolperte. Benommen sank sie in seine Arme. “Parz.” “Marzella, was ist geschehen?” Er wußte, er hielt seine Frau in seinen Armen. Aber sie schien um ein halbes Jahrhundert gealtert zu sein. Weiße Haare umrahmten das Gesicht einer uralten Frau. Ihre Haut schimmerte so durchscheinend wie Pergament. “Ich ... liebe dich ... so sehr.” Die Stimme seiner Frau klang leise zu ihm herüber. “Achte gut auf ... Cinzia. Hüte dich ... vor ... Sebastian.” Sie hob eine Hand und legte sie zärtlich auf seine Wange. Ihr Atem ging rasselnd. “Hilf Fedora ... hörst du, ... Verzeih ...” Es wäre noch soviel mehr zu sagen, zu erklären gewesen, doch dafür blieb keine Zeit mehr. Ihre Hand fiel kraftlos herunter. “Marzella, nein. Marzella!” rief Medaz verzweifelt. “Geh nicht!” Doch kein Ton kam mehr über ihre toten Lippen. Medaz vergrub sein tränennasses Gesicht an ihrem Hals. Sacht wiegte er ihren Körper hin und her. “Nein,” schrie er immer wieder. “NEIN!!!” Ihm war, als wären Stunden vergangen, bis er sich von ihr loslöste. Er hob Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Mar-zella hoch und trug sie in das Schlafgemach, wo er sie sacht auf sein Bett legte. Dann beugte er sich über seine Frau und hauchte ihr einen Kuß auf ihre blutleeren Lippen. Was war hier geschehen? Warum traf es Marzella? Eine Ähnlichkeit zwischen seinem toten Schwiegervater und seiner Frau war nicht von der Hand zu weisen. Medaz kam zu einer Lösung, doch es war die falsche. Als er sich umdrehte, wirkte sein Gesicht wie versteinert. Parz ergriff seine Waffe und ging ruhigen Schrittes nach unten. Er fand Sebastian und einige andere Familienangehörige in der großen Halle. Drohend stand Medaz in der geöffneten Tür, Tränen hatten seine Augen rot gefärbt. “Laß es uns endlich beenden, Sebastian. Viel zu lange habe ich nichts gegen dich unternommen. Gebt ihm eine Waffe.” Medaz Stimme hallte verbittert durch den Raum. Jeder Anwesende bemerkte sofort, daß es besser war, sich aus der Nähe des Hausherren zu entfernen. Sebastian erhob sich aus seinem Sessel und fing die Waffe auf, welche ihm zu geschmissen wurde. Er durchschnitt mit Schwung die Luft, einmal nach links und dann nach rechts. “Ich weiß zwar nicht, um was es diesmal geht, aber ja, beenden wir es endlich.” Die Waffe ruhte kurz vor seinem Gesicht, dann ging Sebastian langsam auf Medaz zu. Ihre Klingen kreuzten sich. “Nun, alter Mann, werde ich dich töten!” höhnte Sebastian. “Dann mußt du dich aber schon verdammt anstrengen.” Innerhalb einiger Hiebe hatte Medaz seinen Gegner in die Enge getrieben. “Du vergißt, wer ich einmal war! Dachtest du allen Ernstes, ich hätte zu Kämpfen verlernt?” Sebastian schlug die auf ihn gerichtete Klinge beiseite, wirbelte aus der Ecke heraus und sprang auf den vor ihm stehenden Tisch. Medaz eilte ihm hinterher und trieb den jungen Mann bis zur äußersten Kante. Sebastian sprang rücklings herunter, landete sicher auf seinen Beinen, ergriff einen Stuhl und schleuderte diesen Medaz entgegen. Der duckte sich gerade noch rechtzeitig. Sebastian nutze diese Gelegenheit, schritt an den Tisch zurück und hieb auf Medaz ein. Er traf ihn am linken Arm, und ein roter Strich zeichnete sich unter dem weißen Hemd ab. Medaz trat nach dem Gesicht Sebastians, und der wirbelte benommen nach hinten, was Medaz die Zeit verschaffte, ebenfalls vom Tisch herunter zu springen. Langsam, mit erhobener Klinge, ging er auf Sebastian zu. Dieser hatte sich wieder gefangen, wischte sich das Blut von seinem Kinn und stürzte sich auf Medaz. “Du stocherst herum, wie ein ungeschickter Tölpel. Das kommt davon, wenn man sich wie ein Feigling aufs vergiften verlegt, anstatt den offenen Konflikt zu suchen.” Diese Worte reizten den jungen Mann, was auch durchaus von Medaz so geplant gewesen war. “Dachtest du, ich wüßte nicht, das du Marcellus umgebracht hast?” Die Stimmen der anderen schwollen, im Entsetzen über das eben Gehörte, an. “Der alte Narr.” Sebastians Augen verdunkelten sich. “Warum hat er dich bloß in unser Haus geholt? Hätte er mir Marzella gegeben, wäre ihm der Tod erspart geblieben.” Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Medaz Klinge sauste herunter, und deutlich zeichnete sich ein roter Striemen auf Sebastians Wange ab. “Und deshalb schobst du ihm falsches Lumen Vita unter! Du bist erbärmlich!” Metall schlug gegen Metall. Kleine Schweißtropfen hatten sich auf Sebastians Stirn gebildet. Er spürte, wie seine Kraft langsam nachließ. Er gestand sich ein, daß er Medaz unterschätzt hatte. Unablässig bedrängte ihn dieser weiter, ohne auch nur die Spur von Ermüdung zu zeigen. “Alleine dafür hast du ein qualvolles Ende verdient ... aber ... daß du Hand an meine Frau legtest ...!” Medaz hieb immer stärker auf Sebastian ein, welchem es nur noch unter Aufbringung seiner letzten Kräfte gelang, sich zur Wehr zu setzen. “Was meinst du damit ...?" keuchte Sebastian. “Was ich damit meine, du Wurm? Marzella ist tot. Warum hast du ihr auch von dem Zeug gegeben?” Verwirrt über das eben Gehörte, achtete der junge Mann einen Moment lang nicht auf seine Deckung. “Marzella ... ?” hauchte er entsetzt, als er von Medaz Klinge ins Herz getroffen wurde und zusammen brach. Eine Blutlache bildete sich langsam unter ihm und verteilte sich auf dem Boden. Medaz stellte einen Fuß auf Sebastians Körper und zog seine Waffe heraus. Er drehte sich zu den Anderen um, die Muskeln in seinem angespanntem Gesicht zuckten leicht. “Schafft diesen Abschaum aus meinem Heim.” meinte er bitter. “Was ihr mit ihm anstellt, ist mir egal.” Dann ging Medaz an ihnen vorbei. Bevor er den Raum jedoch ganz verlassen hatte, hielt er noch einmal kurz inne. "Dieses Haus trägt von nun an Trauer. Eure Herrin ist für immer von uns gegangen.” \ Im ganzen Land hoben die Sarinkay gleichzeitig ihre Augen in den Himmel. Stille Tränen und Trauer begleiteten eine der Ihren auf ihrem letzten Weg. Sie hatte diese Beachtung verdient, auch wenn sie gegen ein Gesetz verstoßen hatte. Aber – sie hatte selbstlos ihr eigenes Dasein für das eines anderen gegeben. Dies war das größte Opfer von allen. \ “Wie fühlt Ihr Euch heute?” Celia hatte den Raum betreten, in der einen Hand balancierte sie ein Tablett mit Essen, über dem anderem Arm trug sie dunkelrote Kleider für Fedora. “Hallo Celia. Danke, es geht ... besser. Nur meine Augen, Ihr versteht?” Fedora richtete sich langsam in dem Bett auf. “Gut, das ist sehr gut.” meinte Celia. Bei näherer Betrachtung ihres Gastes mußte sich Celia eingestehen, daß ihr der Gesundheitszustand der Agia überhaupt nicht gefiel. Immer noch schien sie unter Fieber zu leiden, aber es half nichts, sie mußte die Stadt verlassen, und zwar so schnell wie möglich. Vorsichtig legte sie die Kleidung auf dem Bett ab, setzte das Essen auf Fedoras Schoß und führte ihre Hände daran. “Hier.” “Danke. Ihr seid sehr freundlich, Madame. Ihr versteckt mich in Eurem Haus, dennoch verratet Ihr mir nicht, wie ich aus den Klauen der Legion entkommen konnte. Warum?” Fedora wußte von der Hilfe Marzellas nichts, und Celia war die letzte, die ihr davon erzählen wollte. Es war besser, wenn sie dachte, man hätte es geschafft sie irgendwie aus den Händen der Legionäre zu befreien. “Spielt das eine Rolle? Unwichtige Nebensächlichkeiten. Ihr seid frei, das ist Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij das Einzige, was zählt. Aber – heute schaffe ich Euch aus der Stadt hinaus. Habt keine Angst, mir ist ein gutes Versteck für Euch eingefallen.” Celia plauderte unbeschwert dahin. “Nun eßt, der Tag dürfte ziemlich anstrengend werden.” Die ganze Zeit über schwätzte Celia über belangloses Zeug, und nach einer Weile schob Fedora das Essen von sich. “Na was ist das denn? Habt Ihr keinen Hunger mehr?” “Nein, wirklich nicht. Nun sagt schon ... was soll ich machen?” “Erst einmal, diese Kleider anziehen.” Fedora erhob sich und Celia half ihr mit geübten, flinken Fingern beim Ankleiden. Sie richtete das Haar und steckte einen Schleier fest. “Wozu ist der?” fragte Fedora erstaunt. “Ihr werdet durch Tizio marschieren, und niemand wird Euch erkennen. Jeden Augenblick dürfte Euch die Qaom’de Banderini abholen. Zusammen werdet Ihr einen Trauerzug begleiten. Bleibt nur an ihrer Seite, und nichts wird Euch geschehen.” “Einen Trauerzug? Wer ist gestorben?” Ein Moment der Stille trat ein. “Das ist egal. Kommt.” Sie drückte Fedora noch ein kleines Tuch in die Hand, ließ den Schleier vor das Gesicht gleiten und führte sie dann aus dem geheimen Raum heraus. Draußen angekommen, atmete Fedora erst einmal die frische Luft ein, da hörte sie auch schon das herannahen einer Kutsche. Vor ihnen hielt das Gefährt an, und eine Frau, ebenfalls ganz in dunkelrot gekleidet, lehnte sich aus dem geöffneten Fenster. “Ist alles bereit?” flüsterte sie Celia zu. “Aber natürlich.” Sie öffnete den Verschlag und half Fedora ins Innere, wo sie sich dankbar auf die weichen Polster nieder ließ. “Hier.” Celia hielt der Qaom’de einen Brief entgegen. “Bitte gebt ihm diesen.” Blanca Banderini nickte. “Wir können los.” rief sie dem Kutscher zu. Mit einem Ruck setzte sich das Gefährt in Bewegung. “Ich muß Euch für Eure Freundlichkeit Danken, welche Ihr mir entgegenbringt”, fing Fedora an. Sie atmete schwer und lehnte ihren Kopf gegen die Rückenlehne. Dabei hatte sie gedacht, ihre Kräfte wären zurückgekehrt, dem schien jedoch nicht so. Sie spürte, wie sich eine Hand auf ihr Knie legte. “Ist schon gut, Kindchen. Jetzt schaffen wir Euch erst einmal hier raus, dann werden wir weiter sehen.” Knarrend bahnte sich der Wagen seinen Weg durch das dichte Menschengewirr der Stadt. Niemand hielt sie auf, und vor der Stadt reihten sie sich in den Zug der Trauergemeinde ein. Unendlich lang erschien Fedora die Fahrt, es war schwül, und ihre Kleidung fingen an, an ihrem Körper zu kleben. Immer wieder tupfte sie sich mit dem Tuch den Schweiß von Stirn und Mund. Endlich hielt der Wagen an. Fedora hörte, wie jemand vom Kutschbock herunter sprang, wenig später wurde die Tür geöffnet. Blanca Banderini ergriff die ihr dargebotene Hand und stieg als Erste aus, danach war Fedora an der Reihe. Blanca umfaßte den Arm der Frau und legte diesen um ihren eigenen. Endlos zog sich die Beisetzung hin. Die Worte und Gesänge schwirrten in Fedoras Kopf, zerrten an ihren Nerven und wirkten überaus einschläfernd. Doch plötzlich riß sie ein Name aus ihrer MüHijklmnopqrsb PQRS\abcdefij digkeit. Ihre Finger verkrampften sich am Arm ihrer Begleiterin. “Qaom’de. Wer wird beerdigt? Wer ist gestorben?” flüsterte Fedora heißer. “Die junge Medaz. Marzella Medaz – Marinus. Ich dachte, das wüßtet Ihr ...?” Ein leiser Schrei löste sich aus Fedoras Kehle. Schnell preßte sie sich das Tuch vor den Mund. “Wie, wann .... ?” bestürzt über das eben gehörte überschlug sich ihre Stimme. “Schttt, Kindchen. Ganz Ruhig. Man schaut schon her.” Blanca zog Fedora ein Stück näher zu sich heran und hielt sie noch fester, da sie bemerkt hatte, wie ihre Begleitung zu schwanken begann. “Vor zwei Tagen. Man weiß kaum etwas darüber. Aber jeder spricht von einem schrecklichen Unfall, der ihr widerfahren sein muß. Und nun, reißt Euch zusammen. Hochrangige Legionäre sind auch anwesend.” flüsterte Blanca bestimmend. Medaz stand da, wie ein Fels in der Brandung. Mit keiner Miene deutete er an, wie es in ihm aussah. Er wußte, das die halbe Stadt gekommen war, aber er es kümmerte ihn nicht im geringsten. Seine Frau war von ihm gegangen, und diese Tatsache erschütterte Medaz mehr, als er sich eingestehen wollte. \ Corvin blickte sich unter der Trauergemeinde um., welche sich wie ein großer, dunkelroter Teppich um ihn herum ausgebreitet hatte. Die reichsten und bedeutendsten Familien waren heute hier anwesend. Wer wollte sich in diesen Zeiten auch schon so ein Schauspiel entgehen lassen? Ein leiser Schrei ließ seinen Kopf herumfahren, und so konnte er beobachten, wie eine Frau eine andere stützte und ihr offenbar irgend etwas zuflüsterte. Zu erkennen waren sie nicht, da alle Frauen heute schwarze Schleier trugen. Sie waren aber nicht die einzigen, welche ihrem Schmerz freien Lauf ließen. Der D’ascas verlagerte sein Gewicht, um angenehmer stehen zu können. Als er seine rechte Hand, welche in einer Schlinge steckte, bewegte, verzog er sein Gesicht, da sie zu schmerzen begann. Aber ihn plagten andere Sorgen, als seine beschädigte Hand. Die Leiche der Agia war nach wie vor nicht aufzufinden, und zu allem Überfluß war ihm auch noch Mamercus mit seinen Anhängern aus dem Kerker entkommen. Um nicht das Gesicht zu verlieren und nicht noch weitere Unruhen heraufzubeschwören, hatte Corvin bisher weiter nach den gefälschten Anweisungen gehandelt. Nun lag es an ihm, milder über jene Angelegenheiten zu urteilen, welche an ihn herangetragen wurden. Der D’ascas hatte zwar einen Boten nach Dithorno geschickt, aber mit seiner Rückkehr und demzufolge mit neuen Befehlen, war in den nächsten vier Wochen nicht zu rechnen. Es gab für Corvin mehr als einen Moment, an dem er sich wieder nach Hause wünschte. \ Bis zum Ende der Zeremonie blieb die Banderini mit ihrer Begleitung immer etwas Abseits stehen. Zum Glück wurde der Leichnam endlich in die Familiengruft gebracht, und die Trauergemeinde löste sich langsam auf. Als alle den Friedhof verlassen hatten, ging sie mit Fedora auf das Familiengrab zu. Noch einmal blickte sich die ältere Frau um, und dann verschwanden sie darin. Drei Gänge führten von der kleinen Halle weiter nach unten. Aus dem zu ihrer linken Seite war ein schwacher Lichtschein zu sehen, welcher Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij andeutete, daß hier jemand anwesend sein mußte. Blanca folgte dem Gang und blieb stehen, als vor ihr erneut ein Raum auftauchte. “Ihr wartet hier, Kindchen”, meinte sie so leise, das Fedora es gerade noch verstehen konnte, und schon war sie von ihrer Seite verschwunden. “Ich möchte Euch mein Aufrichtiges Bedauern über den Verlust Eurer Frau aussprechen, mein lieber Medaz.” Der Angesprochene sah sich nicht um. Starr blieb sein Blick auf den Steinsarg seiner Frau gerichtet. Blanca schritt um ihn herum und erschrak. Sein Gesicht wirkte hier unten noch bleicher, woraus seine dunklen Augen, welche inzwischen rotgeweint waren, hervorstachen. Seine ganze Körperhaltung vermittelte ihr auf einmal den Eindruck eines gebrochenen Mannes. “Ich Danke Euch für Euer Mitgefühl”, erwiderte Medaz unfreundlich. Doch Blanca Banderini überhörte dies einfach. “Ich soll Euch dies hier von einer gemeinsamen Freundin überreichen”, fuhr sie milde fort und hielt ihm den Brief von Celia vor die Nase. Medaz ergriff das Schriftstück und drehte es unschlüssig in seiner Hand, dann steckte er ihn ungeöffnet in seine samtene Jackentasche. Blanca legte kurz eine Hand auf seine Schulter und ging. Bei Fedora angekommen, flüsterte sie ihr ins Ohr: “Macht es gut. Paßt auf Euch auf.” Danach verschwand sie von diesem düsteren Ort, so schnell sie konnte. Wie angewurzelt blieb Fedora auf ihrem Platz stehen. Hier lag nun Marzella. Sie war jung und gesund gewesen, und dennoch war sie nun tot. Sie unterdrückte ein Schluchzen. “Was wollt Ihr noch?” blaffte Medaz herüber. Er hatte sich nicht umgesehen, spürte aber, das noch jemand anwesend war. “Könnt Ihr mich in meinem Schmerz nicht alleine lassen? Ich wünsche keine weiteren Beileidsbekundungen. Schert Euch hier raus!” Fedora sagte keinen Ton. Immer noch unbeweglich stand sie da. “Ich sagte ...,” er wirbelte herum. “ ...laßt mich allein! Entweder seid Ihr schwerhörig, oder einfach nur impertinent.” Noch mehr lag ihm auf der Zunge, doch er stockte. Verwundert hob er eine Augenbraue, als er sah, daß eine Frau vorsichtig auf ihn zuschritt. Ein seltsames Gefühl der Vertrautheit stieg in ihm hoch. “Wer zum ...!” Mit wenigen Schritten war er bei Fedora angekommen. Er ergriff mit seinen Fingern ihren Schleier und hob diesen langsam und zögernd über ihren Kopf. Er taumelte einige Schritte nach hinten. “Ihr ...?” rief er heiser. Wie konnte das sein? Sie hatten sich an ihren Wunsch gehalten, nichts zu ihrer Befreiung zu unternehmen. Dann wurde verkündet, das sie verstorben sei. Nun stand sie anscheinend völlig unbeschadet vor ihm. Keine geschwollenen Augen, keine blauen Flecken, nur eine winzige Spur eines Kratzers waren in ihrem Gesicht zu erkennen. Keine der Wunden, welche ihr zugefügt worden waren, konnten so schnell verheilen. Wie, um es selber erfühlen zu können, legte er seine Rechte auf ihre Wange und streichelte sanft über ihr Gesicht. Dann ließ er sich auf seine Knie nieder und vergrub sein Gesicht in ihrem Kleid, mit seinen Händen umschlang er ihre Taille und zog sie fest an sich. Trost, ja, irgendwie strahlte sie Trost und Zuversicht aus. Behutsam legte Fedora ihre Hände auf seinen Kopf und streichelte über sein Haar. Sie fühlte, wie Medaz Körper leicht zitterHijklmnopqrsb PQRS\abcdefij te und hörte sein leises Weinen. Eine ganze Weile verharrten beide so, bis Fedora mit ihren Worten die bedrückende Stille unterbrach. “Es ... es tut mir so leid. Was ist geschehen?” Medaz sah zu ihr auf. “Ihr ... lebt! Seid entkommen? ... Wie?” meinte er nur, als hätte er ihre Frage nicht wahrgenommen. “... Oh, Medaz. Warum ...?” schluchzte sie nun hemmungslos. “ ... Marzella ...” “Das Wie ist bedeutungslos. Nur der Ausgang der Ereignisse zählt. ...” Bitternis schwang in seiner Stimme mit. Mittlerweile hatte sich der Mann erhoben, und tastend ergriff Fedora seinen Arm, um sich an ihm festzukrallen. “Bei allem Schmerz, den Ihr empfindet, bitte ich Euch, Eure Tochter nicht zu vergessen. Sie braucht ihren Vater nun mehr, denn je.” Ihre Worte sollten ein wenig Trost spenden, ihn von Marzellas Tod für einen Moment ablenken, um seinen Blick auf das Wesentliche zu richten. Doch er verstand sie falsch. Der kurze Augenblick des Einklangs, welcher zwischen den beiden entstanden war, schien verschwunden. “Das sagt Ihr mir?” Medaz Verlust betäubte seine Sinne, sein Verstand schien nun endgültig ausgeschaltet. Was für Kämpfe hatte er mit seiner Frau ausgefochten, doch er hatte sie immer geliebt. Medaz schüttelte seinen Kopf. Genau wie diese Frau, welche ihm nun gegenüber stand. Sie tauchte immer dann auf, wenn er es am wenigsten erwartete. Ihr Schicksal schien unlösbar miteinander verknüpft zu sein. Wie sollte es jetzt weitergehen? Ein Leben, in dem seine Frau keine Rolle mehr spielte. Er drehte sich abrupt um, torkelte wie ein Betrunkener auf das kalte Grab seiner Frau zu und umklammerte hilflos den schweren Marmordeckel. “Wendet diese Floskeln bei Euren Anhängern an! Ihr habt wohl vergessen, daß ich ebenfalls einmal Priester war und mich mit diesem hohlen Gerede mehr als gut auskenne!” “Ja, das sage ich Euch! Euer Verlust ist wahrlich grenzenlos, aber Ihr dürft Euch nicht aufgeben ... denkt an Cinzia, die den selben Schmerz erleidet wie Ihr ,und die Eure Zuneigung verdient, die Eure Liebe nun nötiger hat, als jemals zuvor. Wie soll sie begreifen, was hier geschehen ist ... Medaz ... Bitte!” Er stieß einen lauten, gequälten Schrei aus, und Fedora zuckte erschrocken zusammen. “Maßt Euch nicht an, in diesem Ton mit mir zu reden. Wäret Ihr nicht hier aufgetaucht, hättet Ihr Euch nicht überall eingemischt, dann ... dann könnte Marzella noch leben! Sie wäre vielleicht nie meine Frau geworden, aber sie würde ... verdammt noch mal ...leben!” Die letzten Worte spie er förmlich aus. “Selbst Ihr solltet nicht so dumm sein und meine Worte verstehen! Und nun, geht! Laßt mich allein!” “Oh ja, gebt mir ruhig die Schuld an allem. Macht nur so, als hätte ich sie eigenhändig umgebracht. Das wird Euch befreien!” Wütend hatte sie ihre Hände zu Fäusten geballt. Er hatte Recht. Sollte sie nicht eigentlich an der Stelle von Marzella sein? Sie war von Mamercus gefoltert worden, hatte sich selber aufgegeben. Medaz war aufgesprungen und stand nun bebend vor ihr. Sein Atem schlug ihr ins Gesicht. “Na los, kommt schon.” höhnte sie. “Nehmt keine Rücksicht auf mich. Laßt Euren Schmerz heraus. Bestraft mich dafür, daß ich lebe, aber Marzella nicht!” schrie sie ihn provozierend an. Ihre StimHijklmnopqrsb PQRS\abcdefij me halte von den Wänden wieder. “Lügt Euch selber etwas vor, das betäubt alles. Für eine Weile. Aber ... das bringt Eure Frau dennoch nicht zurück!” setzte sie leise hinterher. “Egal, was Ihr nun zu tun gedenkt, beantwortet mir nur eine Frage. Warum habt Ihr mich nach Tizio kommen lassen?” “Ich habe Euch nicht ...!” “Doch,” schnitt sie ihm das Wort ab. “Kommt zum Brunnen am Marktplatz. Was für ein Spiel ist das? Warten draussen erneut Legionäre, um mich mitzunehmen?” Fedora legte sich ihre Hände an den Kopf, in dem sich alles zu drehte schien. Sie wußte ja auch schon nicht mehr, was sie von sich gab. “Wollt Ihr damit andeuten, daß ich Euch verraten hätte?” meinte Medaz fast tonlos. Entsetzt starrte er sie an. Das konnte sie doch nicht wirklich denken. “Ich ... ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich annehmen soll!” schrie sie. “Sagt Ihr es mir!” Fedora war verwirrt, und bruchstückhafte Erinnerungen kamen zurück. Ehe der Mann etwas sagen konnte, schlug sie nach ihm. “Was ist, hat es Euch die Sprache verschlagen?” Immer heftiger trommelte sie mit ihren Fäusten auf seinen Oberkörper ein. “Hört auf!” rief er und versuchte Fedora von sich wegzuschieben. Fedora schrie. “Hört auf!” Er hob seine Hand und versetzte ihr eine kräftige Ohrfeige. Durch die Wucht des Schlages stürzte Fedora zu Boden und bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen. Abermals schrie Medaz gequält auf, sah auf seine Hände und konnte nicht begreifen, was eben geschehen war. Die Ereignisse der letzten Tage waren einfach zu viel für ihn gewesen, und er fühlte sich plötzlich alt und müde. Von Fedora hörte er ein leises Schluchzen, aber er konnte ihr nicht sagen, das es ihm Leid tat. Abrupt drehte Medaz sich um und rannte hinaus. Alleine blieb Fedora in ihrer Dunkelheit zurück, unfähig sich zu bewegen, und hörte, wie sich seine Schritte immer weiter entfernten. \ Die Leichenbestatter sahen den Qaom ’de wütend und heftig fluchend das Familiengrab verlassen. Mit großen Schritten eilte er über den Friedhof und ritt so hastig davon, als hätten sich alle Höllentore geöffnet, und sämtliche Kreaturen aus den tiefen Abgründen wären nun hinter ihm her. Schnell begaben sie sich an den letzten Teil ihrer Arbeit. Sie schlossen die dicke Tür zum Grab und legten den Riegel davor. “Medaz? ... Medaz!!!” Panik erfaßte Fedora. Er konnte sie hier unten doch nicht wirklich alleine lassen. Vorsichtig ertastete sie sich ihren Rückweg. Bald stieß sie mit ihren Füßen gegen eine Treppenstufe und stieg hinauf. Oben angekommen bemerkte sie mit Schrecken, das die Tür verschlossen war. Fedora hämmerte dagegen, rüttelte daran. “Medaz! Es tut mir Leid!” rief sie verzweifelt und trat gegen die Tür. “Medaz, Bitte!!! Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist!” Ihre Hände fingen inzwischen an zu bluten, so kräftig schlug sie gegen die schwere Türe. “Bitte, laß mich nicht hier drin”, flüsterte sie. Immer wieder rief sie um Hilfe, bis ihre Stimme heiser war und sie keinen Ton mehr heraus brachte, doch niemand kam. Fedora ließ sich rücklings gegen die Tür fallen und glitt zu Boden. Mit zittrigen Fingern wischte sie sich ihren fiebrigen Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Schweiß aus dem Gesicht. Verschwinde! Fedora spürte, wie ihr Atem erkaltete. Du hast hier nichts zu suchen! Sie hätte lachen können. Mußte sie den überall diese Stimmen hören? Aber diesmal war es anders. Fedora fing an zu zittern. Laßt sie in Ruhe. – Fedora, komm zu mir. “Marzella?” rief die Frau ungläubig. Langsam stand sie auf und schaffte es irgendwie, in den Raum zurück zu gelangen, in dem Marzellas Leichnam lag. Fedora erschauerte, als sie bemerkte, wie etwas Körperloses durch sie hindurch glitt. Ich sagte, laßt sie in Ruhe. Fürchte dich nicht vor meinen Ahnen. Ich bin ja hier. \ Arnoldo schlenderte mit seiner Frau durch Tizio, als er plötzlich stehen blieb. “Was hast du denn, mein Gemahl?” fragte Estrelle. “Warte bitte einen Augenblick, ich bin gleich zurück.” Er eilte davon. “Hallo Medaz.” Der Angesprochene fuhr herum. Dies war das erste mal, seit Tagen, das Medaz sein Heim verlassen hatte, aber dies auch nur, weil er die Enge nicht mehr ertragen konnte. “Ach, Ihr seid es. Was kann ich für Euch tun?” “Nicht hier. Kommt bitte mit. Meine Frau wartet dort drüben.” Er winkte ihr zu. Medaz begrüßte Estrelle mit einem Handkuß. “Verehrte Estrelle.” Dann wandte er sich Arnoldo zu. “Nun sagt schon, was Ihr von mir wünscht. Meine Zeit ist knapp bemessen.” “Wie geht es Ihr?” fragte Arnoldo neugierig. “Wem?” “Na Fedora natürlich,” flüsterte Arnoldo. “So wißt Ihr also, das sie lebt?” “Ja. Und, ... was macht sie?” “Woher soll ich wissen, wie es dieser Frau geht?” “Ihr könnt das Theater lassen. Uns beobachtet niemand.” Arnoldo stockte, als er in Medaz Gesicht blickte. “Ich weiß wirklich nicht, von was Ihr redet, mein Guter. Nun ja. Ich sah sie, und sie machte auf mich einen sehr kämpferischen Eindruck. Aber wir trennten uns. Ich habe keine Ahnung, wo sie sich nun aufhält. Wie Ihr selber wißt, sind die Wege dieser Frau unergründlich.” Medaz erkannte, das Arnoldo einen mehr als besorgten Gesichtsausdruck bekommen hatte. “Oh nein.” Arnoldo wußte nicht wo er hinsehen sollte. “Unsere Freundin hat in Begleitung der Banderini die Stadt verlassen. Unerkannt, zum Glück. Nur mit dem einen Ziel, Euch zu treffen. Nun frage ich mich allerdings, was geschehen ist ...” Wie ein Blitz durchzog Medaz die Erkenntnis. Er griff sich in die Tasche seiner Jacke und zog einen Brief heraus. ‘Den soll ich Euch von einer gemeinsamen Freundin überreichen‘ Maldito! Er riß den Brief auf und las: Mein lieber Freund, Ich schicke Euch eine gemeinsame, uns sehr ans Herz gewachsenen Freundin, der die Stadtluft im Moment nicht sehr gut bekommt. Ich vertraue auf Eure Güte und Verständnis, wenn ich die Bitte an Euch richte, sich Ihrer anzunehmen. Wir alle denken, das ein Aufenthalt auf dem Land wahre Wunder wirken kann und unumgänglich für das Genesen unserer Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Freundin sein wird. M.C. Was war er doch für ein großer Dummkopf. Die Banderini hatte einiges riskiert und Fedora unbeschadet aus Tizio gebracht, und er sollte sich um sie kümmern. Statt dessen hatte er sie einfach zurückgelassen. Er könnte sich selber ohrfeigen. Arnoldo wurde langsam ungeduldig. “Medaz, was ist mit Euch?” Sein Unbehagen stieg noch, als er sah, mit welchem Blick ihn Medaz betrachtete. “Oh, Maldito! Ich habe wirklich nicht die leiseste Ahnung, wo unsere Freundin steckt. Ist sie denn bei niemand anderem aufgetaucht? In irgend einem der Verstecke?” Arnoldo schüttelte seinen Kopf. “Nein, das ist sie nicht.” “Dann befürchte ich, haben wir ein Problem. ... Aber wartet, wir können noch jemanden befragen.” Estrelle legte rasch ihre Hand auf den Arm von Medaz. “Ich denke, ich weiß, was Ihr vorhabt. Bitte bedenkt, dabei diplomatisch vorzugehen.” “Aber nach mir muß noch jemand das Grab verlassen haben.” Medaz ging wütend in dem kleinen Laden auf und ab. Die Warnung von Arnoldos Frau hatte er schon lange vergessen. “Hoher Herr. Ihr wart der Letzte, den wir herauskommen sahen. Dort war niemand mehr. Folglich können wir auch nicht sagen, in welche Richtung er verschwunden ist.” Ängstlich schaute der Leichenbestatter von einem zum anderen. “Hör mir gut zu. Es befand sich noch eine Person am Grab meiner Frau, als ich dieses verließ. Wo ist diese Person hingegangen?” Medaz hatte den Bestatter am Kragen gepackt und schüttelte ihn nun durch. Estrelle zog Medaz von dem Mann los. “Wenn er sagt, das Euch niemand gefolgt ist, läßt das unweigerlich nur einen Schluß zu.” bemerkte sie heiser. Medaz schüttelte seinen Kopf. “Das würde bedeuten, daß seit vier Tagen ...” er stockte. Wenn ihr nun durch seine wütende und unbedachte Handlung etwas geschehen war ... “Bei allen Heiligen! Arnoldo, folgt mir!” Sie rannten förmlich aus dem Laden heraus, um ihre Reittiere zu holen. Bevor sie sich auf den Weg zum Friedhof begaben, hielt Arnoldo Medaz einen Moment am Arm fest. “Verzeiht mir, Medaz. Ich wollte es vor meiner Frau nicht ansprechen, aber ... Ich frage mich wirklich, wie Ihr unsere Freundin in ihrem Zustand alleine lassen konntet?” “Ihr sprecht in Rätseln?” “Nun, daß es ihr nicht sonderlich gut ging, soll nicht zu übersehen gewesen sein. Laut der Aussage der Banderini ... aber ich verstehe schon, bei all Eurem Schmerz ...” “Und?” “Aber daß sie nichts sehen kann, sollte selbst Euch nicht entgangen sein. Wieso also laßt Ihr eine blinde Frau ...” “Eine was?” fragte Medaz entgeistert. “Oh, ... das erklärt einiges." \ Keine halbe Stunde später hatten sie den Friedhof erreicht. Sie hasteten zum Familiengrab und öffneten die Tür. Medaz und Arnoldo ergriffen je eine Fackel, welche in den Wandhalterungen neben der Türe hingen, und zündeten sie an. “Wenn sie nichts sieht ... Geht Ihr dort lang,” Medaz deutete nach rechts, “ich suche hier.” Und verschwand nach links. Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij “Fedora!” riefen beide. Doch sie hörten nur das Echo ihrer eigenen Stimmen. Medaz erreichte den Raum, in dem seine Frau beigesetzt wurde. Und dort entdeckte er Fedora, welche zusammengekauert auf Marzellas Grab lag. Sie zitterte unentwegt und flehte verzweifelt nach Gaetano, ihr zu helfen. Medaz steckte die Fackel in eine eiserne Halterung, trat dichter heran und berührte mit seinem Handrücken Fedoras Stirn. “Maldito! Sie scheint innerlich zu verbrennen.” Er hob sie vorsichtig herunter und drückte sie fest an sich. Fedora stöhnte auf. “Es ist gut”, sagte Medaz beruhigend. “He, Mattia!” rief er, “ich habe sie gefunden!” Wenig später war der junge Mann bei ihm. “Wo hält sich Gaetano auf?” fragte Medaz ihn. “Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, aber ich werde ihn finden, wenn Ihr dies wünscht.” “Nun, ich denke, sie wünscht es, nicht wahr. Kommt auf mein Gut, sobald Ihr ihn gefunden habt.” Arnoldo nickte Medaz noch einmal zu und eilte davon. \ “Läßt du dir dieses Weib, ach nein, ich meine diese Sarinkay auch wieder stehlen, oder paßt du besser auf sie auf?” Titlancath sah ihren Vater giftig an. “Hier entkommt mir niemand mehr.” “Oh sicher. Das glaube ich dir sofort.” höhnte Golrooxquos. “Darf ich einen Wunsch äußern?” “Seit wann fragst du?” Golrooxquos lächelte. “Hänge sie neben Medaz erste Frau, so behältst du beide immer gut im Auge. Und wer weiß, vielleicht brauche ich sie eines Tages noch.” “Sieh deinen Wunsch hiermit als erfüllt an.” \ Schnell rief Medaz seinen Dienern einige Befehle zu, als er das weißgetünchte Landhaus betrat, und schon verschwand er in die oberen Gemächer. Hektische Betriebsamkeit verbreitete sich nun im ganzen Haus. Mit geübten Handgriffen hatte Medaz schnell die Bänder des Kleides gelockert und es Fedora ausgezogen, dann legte er sie in sein Bett und deckte sie fürsorglich zu. Da klopfte es an der Tür, und nach seinem knappen ‘Herein‘ erschienen zwei Diener. Einer begab sich sofort daran, ein Feuer im Kamin zu entfachen. Der andere trug ein Tablett mit Schüsseln und Tüchern, welches er auf einem kleinen Tisch neben dem Bett abstellte. Medaz entfernte sich in sein kleines Laboratorium, um ein Mittel zusammen zu brauen. Nachdem er ins Schlafgemach zurückgekehrt war, bemerkte Medaz sofort, das seine Dienerschaft ganze Arbeit geleistet hatte. Das Feuer verbreitete seine Wärme, in einer Schüssel dampfte heißes Wasser vor sich hin, in die andere war kaltes gefüllt worden. Für ihn stand ein großes Glas Wein bereit, von dem er sofort einen Schluck zu sich nahm. Dann setzte sich der Mann auf das Bett und hob behutsam Fedoras Kopf ein wenig an. “Hier, trinkt davon.” befahl er und flößte ihr behutsam einige Tropfen von dem Mittel ein. Immer wieder tupfte er ein kühlendes Tuch über ihre Stirn und ließ warme Steine bringen, welche in Tücher gewickelt Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij unter die Decke geschoben wurden. Fedora zitterte nicht mehr so stark und erwachte sogar für einen Moment. “Ihr seid in Sicherheit ...” “Es ... Ich wollte Euch nicht beleidigen. Verzeit mir.” stammelte sie. “Nein, ich muß Euch um Verzeihung bitten. Ich glaube, die ganze Sache ist furchtbar aus dem Ruder gelaufen. Aber nun wird alles gut, das verspreche ich Euch. Und nun schlaft.” “Parz, ... bitte,” flüsterte Fedora heiser, nachdem sie bemerkte, daß sich Medaz entfernen wollte. Zum ersten mal sprach sie ihn mit seinem Vornamen an. “Ja?” “Laß mich bitte nicht noch einmal allein in dieser Dunkelheit zurück.” Fedora atmete tief durch. Tränen rollten an ihrem Gesicht herunter. “Ich wollte dich wirklich nur trösten, nicht belehren." Medaz Körper versteifte sich. Konnte es sein, daß sie allen Ernstes annahm, er hätte sie mit Absicht in dem Grab eingeschlossen? “Natürlich lasse ich dich nicht alleine.” Er nahm erneut auf dem Bett Platz, zog sie zu sich heran und wiegte sie behutsam in den Schlaf. “Ich bleibe bei dir.” ‘Für immer, wenn du es verlangst.‘ \ “ ... Nein ... Laßt meine Mädchen gehen. Sie haben Euch nichts getan ... wissen nichts ... NEIN ... nehmt Eure drekkigen Finger von ihnen .... Aaaaaaah!” Fedora träumte. Noch einmal durchlebte sie, wie ihre Schwestern, ihre Schützlinge, umgebracht wurden. Sah die verzerrten Fratzen der Legionäre, und mit welcher brutalen Lust sie ihre Befehle ausführten. Im Schlaf wälzte sie sich unruhig von einer Seite auf die andere. Die schrecklichen Bilder wollten sich einfach nicht abschütteln lassen. Sie hatte eine schwere Schuld auf sich geladen, welche sich nicht einfach verdrängen ließ. “Verzeiht ...,” flüsterte sie immer wieder verzweifelt. “ ... verzeiht ... mir.” Medaz rüttelte an Fedoras Schulter. “Wach auf. Es ist nur ein Traum.” rief er. “NEEIN!!!” Fedora fuhr hoch, ihr Atem ging schnell und stoßweise. “Es ist vorbei.” Er zog sie an seine Brust, streichelte beruhigend über ihr schweißnasses Haar. Vor Stunden war das Fieber gestiegen, und unermüdlich kämpfte Medaz dagegen an. “Es ist vorbei”, meinte er immer wieder beruhigend. Fedora klammerte sich an den Mann. Ihr erhitztes Gesicht hatte sie in den Falten seines Hemdes verborgen, Tränen durchnäßten es langsam. “Nein, du verstehst nicht. Nichts ist vorbei”, jammerte sie. “Was ist mit den Frauen meines Ordens passiert? Hat man alle gefangen genommen?” “Nein, bitte beruhige dich. Sie sind bei Freunden.” So ging es die ganze Nacht. Kaum hatte sich die Frau beruhigt und war erneut eingeschlafen, da wurde sie wieder von Alpträumen gequält. Bei jedem Schlag, bei jedem Peitschenhieb, den sie noch einmal fühlte, schrie sie auf. Fedora rief Mamercus' Namen und verfluchte ihn unablässig. Als sie erneut durchlebte, wie sie von der Fackel getroffen wurde und es ihr so das Augenlicht nahm, brüllte sie hysterisch auf. Immer wieder rief sie nach einem bestimmten Mann. “Gaetano, wo bist du?” Ihre Hände hatten sich im Bettzeug verkrampft und selbst Medaz gelang es nicht, sie aus diesem fürchterlichen Alptraum zu befreien. \ “Herr.” sacht rüttelte eine Männerhand Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij an Medaz Schulter. “Besuch ist eingetroffen.” Sofort schlug Medaz die Augen auf. Ihm war, als hätte er sie eben erst geschlossen, und die Müdigkeit ließ sich nicht sofort vertreiben. Medaz stieß einen langen Seufzer aus. “Danke. Wie spät ist es?” Er sah seinen Diener fragend an. “Kurz vor Mittag, Herr.” So spät war es schon? Er betrachtete Fedora, welche zur Abwechslung mal ruhig in seinen Armen lag und schlief. Bevor sich Medaz erheben konnte, eilten zwei Männer in das Zimmer. “Ich bitte Sie.” Der Diener hatte seine Hände erhoben und wollte die beiden aus dem Gemach schieben, als er die Stimme seines Herren vernahm. “Es ist schon gut. Du kannst dich zurück ziehen.” Der Diener verneigte sich kurz, blickte dann zornig auf die Eindringlinge und zog sich leise zurück. “Arnoldo, Gaetano”, begrüßte Medaz seinen Besuch knapp. Die Männer blieben wie angewurzelt stehen und blickten unverwandt auf das Bett. Behutsam löste sich Medaz aus Fedoras Umklammerung und stand auf. “Wie schön. Ihr habt Ihn gefunden.” Und nickte dabei mit seinem Kopf zu Gaetano herüber. “Ich kann wirklich jede Hilfe gebrauchen.” \ Unruhig wälzte sich Fedora hin und her. Ihr war, als würde sie die Stimme Gaetanos hören. ‘Wäre er doch hier,‘ dachte sie, ‘warum kommt er nicht zurück?‘ Erneut kamen die schrecklichen Bilder wieder hoch. Sie rief nach ihm, rief nach Fiona, verfluchte in ihren Fieberträumen sämtliche Legionäre. Aber sie bemerkte nicht, wie sehr sich Gaetano Stunde um Stunde darum bemühte, ihr Erleichterung zu verschaffen. Wie oft das nasse Bettzeug und ihre Kleidung gewechselt wurden. Wie man ihr immer wieder einen Trank einflößte, wieviele Sorgen sich die Männer um sie machten. “Es wird alles gut.” flüsterten die Stimmen. ‘Vergiß nicht, verspreche es mir! Hörst du? Gib nicht auf, sonst war alles umsonst! Verspreche es mir!‘ \ Arnoldo hatte die Wache am Bett übernommen und Medaz sowie Gaetano gönnten sich eine kleine Pause. Schweigsam saßen sie im Erdgeschoß und starrten in die Flammen des Kamins. Von draußen war das Aufkommen eines Sturmes zu vernehmen. Die Läden der Fenster klapperten, und das Licht veränderte sich bedrohlich. Arnoldo sprang auf, als die Türen des Zimmers vom Sturm aufgestoßen wurden. Gespenstisch flatterten die leichten Stoffe, welche die großen Türen umrahmten, im Wind. Der junge Mann sah zu Fedora hinüber, doch diese lag friedlich im Bett. Er schritt auf den Balkon hinaus und starrte auf die Umgebung. Der Wind heulte fürchterlich und zog an Arnoldos Kleidung. Er ging in das Zimmer zurück und wollte gerade die Türen schließen, als sie erneut mit solch einer Heftigkeit aufgestoßen wurden, daß es ihn nach hinten schleuderte. Bevor er begriff, was vor sich ging, schwebte eine schwarze, in einen wehenden Umhang gehüllte Gestalt in das Zimmer herein. Das Wesen erblickte Fedora, flog auf sie zu und Arnoldo, der eine Bedrohung fühlte, rannte zwischen es und das Bett. “Geh weg.” rief er. Die Gestalt hob einen Arm und streckte diesen Arnoldo entgegen. Ohne den Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Mann zu berühren, schleuderte er ihn wie eine Puppe zur Seite. Arnoldo schrie laut auf, prallte gegen eine Wand und blieb benommen liegen. Bevor das Wesen das Bett erreicht hatte, preschten Medaz und Gaetano herein. Medaz stürzte sich auf die Gestalt und wurde ebenfalls zur Seite geschleudert. Gaetano postierte sich zwischen Fedora und den Gegner. ‘Ihr erbärmlichen kleinen Wichte. Ihr könnt mich nicht aufhalten. Kein Sterblicher vermag es, mir etwas anzutun.‘ dröhnte laut und dunkel seine Stimme. Medaz war aufgestanden und wollte sich erneut auf ihn stürzen, als es sich zu ihm wandte und langsam seine Kapuze herunternahm. ‘Auch dich werde ich noch holen, denn du bist mir versprochen.‘ Medaz verspürte einen unsagbar grossen Schmerz auf seiner Brust. Es schien, als würden seine Narben der Zeichen aufplatzen, welche einst von Tlopixquis in seine Haut geschnitten worden waren. Sein Oberkörper schien förmlich zu verbrennen. Er riß sich sein Hemd auf und sah, das seine Narben angefangen hatten zu glühen. “Ihr seid Titlancuth!” rief er heiser und hielt sich seine Brust. Die Schmerzen wurden immer unerträglicher und er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. ‘Gut erkannt, mein Lieber.‘ Das totenkopfähnliche Gesicht verzog sich zu einer grinsenden Maske. Titlancuth hob seine Hand und schleuderte Medaz aus dem Weg. Dann wandte er sich an Gaetano, welcher vor ihm stand und auf Toqua beschwörende Formeln murmelte. ‘Wen haben wir denn da?‘ höhnte Titlancuth. ‘Den Sohn des großen Sumi. Glaubst du ernsthaft, du bist in der Lage, mich aufzuhalten?‘ Titlancuth fuhr seine skelettartige Hand aus, an deren Fingern scharfe Klingen herausragten, und begann, Gaetano die Brust über dem Herzen zu öffnen, ohne daß dieser auch nur die Möglichkeit dazu bekam sich zu wehren. Ungläubig blickte er an sich hinunter und konnte sein schnell schlagendes Herz durch die klaffende Wunde sehen. Seine Beine gaben nach und er sank zu Boden, eine Insel in einem See aus seinem eigenen Blut bildend. ‘Endlich,‘ frohlockte Titlancuth. ‘sie ist es schon fast Wert, meine Gefährtin zu werden, findet ihr nicht auch?‘ “Rührt sie ja nicht an.” stammelte Medaz wütend. Augenblicklich traf ihn ein noch größerer Schmerz, er krümmte sich benommen zusammen und schrie laut los. ‘Vielleicht nehme ich dich auch gleich mit. Du verpaßt sonst noch deinen Ritt auf dem Wind der Klingen.‘ Titlancuth war für einen Moment abgelenkt, so bemerkte er nicht, wie sich Fedora aus dem Bett erhob und auf ihn zukam. “Laß sie in Ruhe!” befahl die Frau eindringlich. Ein heilender Schmerz hatte sich in ihrem Körper ausgebreitet, und die letzten Verwundungen verschwanden. Titlancuth fuhr herum. ‘Wie schön, du bist wach.‘ Sie sah sich um und betrachtete Medaz, der schweißgebadet auf dem Boden lag, ebenso Gaetano, der sich erfolglos seine Hände auf die Brust preßte, um so das Blut zurückzuhalten, welches aus seinen Wunden herausquoll. Er war kreideweiß und sah hoffnungslos zu Fedora hinüber. Er wollte etwas sagen, doch er brachte nur ein Stöhnen zustande. ArnolHijklmnopqrsb PQRS\abcdefij do lag halb bewußtlos auf der anderen Seite des Zimmers. “Du hast meinen Freunden weh getan.” Ein Lächeln legte sich auf das Gesicht der Frau. “Dafür hast du eine Bestrafung verdient.” ‘Aber natürlich.‘ lachte Titlancuth. ‘Du amüsierst mich.‘ “Dann wollen wir doch mal sehen ob wir dir das Lachen nicht austreiben können!” rief Fedora mit fünf unterschiedlichen Stimmen. Titlancuth stutze. Was ging hier vor sich? “Sieh genau her und erkenne.” Ein leuchtendes Amulett erschien um ihren Hals. ‘Der Wächter! Also bist du endlich erwacht?‘ “Nein, ich bin nur seine Mittlerin.” antwortete die Frau. “Du wirst sie nie mehr belästigen.” Ein Lichtwirbel tauchte auf und umhüllte Fedora sowie Titlancuth. Die Frau stürzte sich auf den Gott und versetzte ihm einen Schlag, welcher ihn wegschleuderte. Titlancuth fuhr noch im Fallen herum und flog auf Fedora zu. Der Aufprall war so heftig, daß beide gegen eine der geöffneten Türen prallten. Holz splitterte, und Glas zerbrach. Fedora war durch die Scheiben gestürzt, rappelte sich jedoch gleich wieder hoch und erhob ihre Arme. Das Leuchten des Amuletts nahm an Intensität zu. In ihren Händen erschienen zwei Schwerter. Titlancuth knurrte wütend und griff erneut an. Die Frau duckte sich und schlug mit ihren Waffen nach seinem Rücken. Sie zerschnitt bloß seinen Umhang. Titlancuth richtete sich auf. Er schien zu wachsen, der Umhang platzte von seinen Schultern, und vier Arme kamen zum Vorschein. An jedem seiner knochigen Finger wuchsen die Klingen auf Schwertgröße. Unablässig hieben sie aufeinander ein, ohne das einer von beiden müde wurde. Titlancuth gelang es, ihre Deckung zu durchbrechen, und mit einem Handrükken traf er ihre Brust. Von der Wucht des Schlages wurde sie nach draußen geschleudert, und nur das Geländer des Balkons hinderte sie am Absturz. Ihre Wirbelsäule knackte bedrohlich. Titlancuth folgte der Frau nach draußen. Sie erwartete ihn, auf dem Geländer stehend, und schlug von oben auf den Gott herab. Er versuchte, ihre Beine zu treffen, doch sie sprang in die Höhe, vollführte einen Salto über seinen Kopf hinweg und kam hinter ihm zu stehen. Gerade rechtzeitig fuhr er herum, um ihrer Attacke zu entgehen. Ihre Waffen verhakten sich und ihm gelang es, Fedora eines ihrer Schwerter zu berauben. Ein schneller Streich der Priesterin, und dem Gott fehlte ein Arm. Fedora nutzte die Gunst der Stunde, rollte sich ab, bekam den abgetrennten Arm zu fassen und wollte mit ihrer neu erworbenen Waffe angreifen. Der Gott schrie auf, bekam ihren Hals zu packen und drückte zu. Ihr wurde für einen Augenblick schwarz vor Augen Immer fester drückte er zu. ‘Ist dies alles, was du mir zu bieten hast, Wächter?‘ “Natürlich nicht!” Fedora krallte sich mit einer Hand an Titlancuths Hinterkopf fest und stieß die Klingen de abgetrennten Armes in sein Gesicht. Die Klingen drangen durch den Schädel. Titlancuth bäumte sich schreiend auf und stürzte zur Seite. Keuchend beobachtete Fedora das weitere Schauspiel. Titlancuths Körper schien zu verschwimmen, dann blähte er Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij sich kurz auf, fiel in sich zusammen, um gleich darauf zu explodieren. Schützend hob Fedora ihre Arme. Nichts blieb von ihm übrig. ‘Erinnere dich. Du darfst es nicht vergessen!‘ vernahm sie die Stimme Marcellas. Ja, das tat sie. Alles was sie nach ihrem Tod erlebt hatte, kehrte zurück. Diese Erinnerungen machten es nicht einfacher, ganz im Gegenteil. Sie wischte sich den aufkommenden Schweiß von der Stirn. ‘Ich erinnere mich, Marzella, hörst du!‘ brüllte sie innerlich. ‘Es wäre so viel besser gewesen, mich auf der anderen Seite zu lassen, wo ich hingehöre.‘ ‘Das wäre es nicht! Viele Aufgaben liegen noch vor dir!‘ “Warum ich?” schrie sie. “Gibt es keinen Fähigeren? Keinen, der diese Aufgaben besser erfüllt, als ich? Ich kann das alles nicht mehr ertragen. Ich fühle mich so leer. Auf mir lastet so viel Schuld. Bitte!” Keine der Stimmen erwiderte etwas. “Wie viele Menschen sollen noch wegen mir sterben? Weißt du darauf eine Antwort? Denkst du, es ist einfach, damit zu leben?” Tränen flossen an ihrem Gesicht herunter. “Wächter”, rief sie hilflos. “Gib mir eine Antwort!” “Wenn die Zeit dafür gekommen ist!” Die Frau stieß einen lauten, verzweifelten Schrei aus. ”Warum ich!?” Nach einem kurzen Moment der Stille vernahm sie erneut fünf Stimmen, die wie eine Klangen:” Sei Mutig Hab keine Angst Komm Viel Arbeit wartet auf dich Verzweifle nicht !” Fedora sah sich um, stolperte auf Medaz zu und zog seinen Körper näher an Gaetanos heran. Dann kniete sie sich hin und legte ihre Hände auf die Oberkörper. “Hilf mir wenigstens, diese Beiden zu retten.” flehte Fedora. “Bitte!!!” Sie konzentrierte sich, spürte, wie eine Kraft über ihren Kopf in sie eindrang und sich wärmend in ihrem Körper verteilte. Ein helles grünes Licht drang über ihre Finger in die Körper der Männer. Gaetanos Wunden schlossen sich, sein Atem wurde gleichmäßiger. Medaz Narben, welche inzwischen angefangen hatten zu bluten, verschwanden für immer. Nachdem die Männer versorgt waren und sich nicht mehr in Gefahr befanden, erlosch das Licht, und Fedora sackte entkräftet über Medaz zusammen. \ Arnoldo stand mit zitternden Beinen auf und sah sich in dem verwüstetem Zimmer um. In der geöffneten Tür standen Medaz Diener und blickten ängstlich auf den jungen Mann. “Du überraschst mich immer wieder aufs Neue”, flüsterte Medaz heiser, als er für einen kurzen Moment seine Augen aufschlug. Mit ihrem Kopf ruhte sie auf seiner Brust uns sah zu dem schlafenden Gaetano hinüber. In der Zwischenzeit hatte sein Gesicht wieder eine gesunde Farbe angenommen. Fedora blickte Medaz an und lächelte schwach, ihre Antwort klang gequält. “Ich wundere mich auch jedesmal wieder.