Die Würfel sind gefallen
„Bist Du des Wahnsinns fette Beute?“ Der sonst eher besonnene Magier war dabei, die Fassung zu verlieren: „Wir haben Dir gerade erst den Weg durch den Wind der Klingen erspart. Du bist noch viel zu schwach, um den Widerstand zu leiten! Wenn der Widerstand Dich nicht sofort in Stücke reißt, sobald man Dich erkennt!“ „Es muß sein, mein Freund“, Lucius Scaevola argens, ehemaliger Protector Xanathoria Inferiors, geflohener Sklave und gerade geheilte Fast-Leiche, sprach mit ernster Miene. „Scylla läßt das Land ausbluten – und das meine ich wörtlich – Der Torreon glaubt, mich beseitigt zu haben und ist kurz davor, das Volk zu einem Aufstand anzustacheln. Und den wird Scylla benutzen, das Land noch roter zu färben, als er es bereits jetzt tut, und Alles, wofür gearbeitet haben, wäre umsonst gewesen. Dazu sind die ersten unserer Karantellen an der Küste in der Nähe von Tupuran gelandet. Wenn erst die gesamten Schiffe da sind, ist es zu spät. Noch einmal werden wir eine Flotte dieser Größe nicht verheimlichen können. Dann wird das Imperium gewarnt sein, und unsere geplannte Aktion wird fehlschlagen.“ „Die Karantellen sind wieder da?“ fragte ki’Ansi verwundert. „So schnell hätte ich sie nicht zurückerwartet.“ „Der Bote sprach davon, daß sie die Transportschiffe im Endlosen Ozean gestellt hätten. Auch ein Segelschiff, geführt von Kap’tess Aschmahal, war dabei.“ „Die Faust?“ ki’Ansi erbleichte: „Was wollte die denn im Endlosen Ozean? Dann brauchen wir uns nicht zu fragen, warum der Schlächter so unerwartet auftauchte. Aschmahal muß N’ga informiert haben, und die haben einfach gehandelt.“ Scaevola nickte: „Wir dürfen froh sein, daß der Krieg in der Alten Welt sich gerade in einer heißen Phase befindet. Sonst hätte der Schlächter mehr Truppen mitgebracht, als wir hätten verdauen können.“ „Was ist mit den Kindern?“ „Die sind an Bord der ersten Schiffe, aber es wäre töricht, sie schon jetzt wieder zu ihren Eltern zu lassen. Nicht, wenn gerade ein ungeplanter Aufstand droht.“ „Verdammt!“, fuhr er fort. „So ein Bauernaufstand ohne Unterstützung durch geschulte Truppen wird in einem Gemetzel enden. Wir müssen das unbedingt verhindern.“ „Leichter gesagt als getan. Die Volksseele kocht, und der kleinste Anlaß wird den Vulkan ausbrechen lassen.“ „Du hast doch sicher einen Plan, oder? Ich meine... Du hast doch immer einen Plan.“ Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij „Nein! Diesmal habe ich keinen“, erwiederte Scaevola. Dann grinste er, als er das entsetzte Gesicht des Magiers sah. „Wir werden also machen, was wir in solchen Situationen immer machen.“ Er zwinkerte ki’Ansi zu. „Wir werden improvisieren!“ \ Sie trafen sich inmitten in der Nacht. Eigentlich war es immer Nacht, wenn die Verschwörer zusammen kamen. Zu Beginn hatte sie Keller und Lagerhäuser in Nova benutzt, doch diese Treffpunkte waren zu unsicher geworden. So hatten sie sich angewöhnt, sich vor der Stadt in den Plantagen zu treffen. Dort war es leichter, Wachen zu postieren und bei Gefahr unerkannt zu entkommen. Nur ein kleines Feuer erhellte den Versammlungsort. Viele Gestallten in langen Roben, die Kapuzen tief in das Gesicht gezogen, widmeten ihre Aufmerksamkeit der flammenden Rede eines ihrer Mitbrüder: “... Wie lange ist unser geschätzter Anführer nicht mehr in unserem Kreise gesehen worden, frage ich euch? Ihr alle kennt die Antwort: Monate. Wißt ihr den Grund seiner Abwesendheit? Nein? Ich kenne ihn auch nicht, aber wir alle wi-sen, daß der Anführer uns nie im Stich lassen würde, es sei denn er wäre tot oder die Fremden hätten ihn gefangen genommen.“ Zustimmendes Gemurmel erklang aus dem Kreis. „Die Schakale vom Imperium“, fuhr er fort, “haben kein Triumphgeheul angestimmt, also ist ihnen entweder nicht bewußt, wen sie in ihrer Gewalt haben, oder sie wollen uns in Sicherheit wiegen, bis er unter der Folter den Widerstand verraten hat.“ Nun unterbrachen ihn zornige Rufe, was ihn aber nicht aus dem Konzept brachte. Er hob beschwichtigend die Hände: „Auch ich bin mir sicher, daß der Anführer tapfer unter der Folter geschwiegen hat. Aber für wie lange? Er war auch nur ein Mensch und kein Teufel, wie die Knechte des MAGHAN. Wir müssen ihn rächen! Daher sage ich: RUFT ZU DEN WAFFEN UND KOMMT DEM IMPERIUM ZUVOR! AUF NACH DITHORNO!“ Er wußte, wie man eine Menge manipulierte. Seine Mitverschwörer fielen in seinen Schlachtruf ein und wären sofort losgestürmt, wenn nicht eine einsame Gestalt am Rande der Menge begonnen hätte laut zu applaudieren: „Ich darf Dir gratulieren, mein Freund. Deine Rede hat mein Herz bewegt. Nur für mein Andenken willst Du das ganze Volk opfern. Soviel bin ich doch gar nicht wert.“ In der Menge begann es zu rumoren. Dort stand ihr Anführer. Der Mann, den alle für tot gehalten hatten, stand einfach so da und sprach zu ihnen: „Freunde! Wollen wir siegen?“ Er wartete erst einmal die Rufe der Zustimmung ab, die erfolgten. “Werden wir siegen?“ Die bejahenden Rufe wurden mehr und lauter. „Nein! Das werden wir aber nicht! Nicht, wenn wir wie eine Herde Yopoks auf die Soldaten des Imperiums stürmen und uns abschlachten lassen!“ Die Rufe wurden zorniger. „Der Ocelotl, der zu früh losstürmt, wird sein Opfer verfehlen. Nur der Ocelotl, der Geduld hat und seine Beute belauert, wird fett werden.“ „Aber der zögerliche, der ängstliche Ocelotl, wird hungern!“ ließ sich sein Opponent vernehmen. „Du siehst nicht so aus, als ob Du unter der Folter besonders gelitten hättest. Sag mir, oh wohlgeHijklmnopqrsb PQRS\abcdefij schätzter Anführer“, sein Stimme troff vor Hohn, “sag mir, wo warst Du, während das Volk gepeinigt wurde? Dein Anspruch ist Geschichte. Wir brauchen keinen Feigling, wir brauchen einen Mann der Tat, der uns in die Freiheit führt.“ \ Dies war eindeutig eine Herausforderung. Kein Laut war nun zu hören, alle waren gespannt auf die Erwiderung. „Erst lobst Du mich in den Himmel, dann redest Du von Feigheit, sprichst von Taten“, die Stimme des Anführers war ruhig, doch energisch. „Ich aber spreche von Untreue und Verrat. Ich will Dir und auch euch allen sagen, wo ich war und was mir widerfahren ist.“ Er holte tief Luft und begann: „Ich lag die letzten Monate vergiftet auf meinem Lager und wäre fast den Wind der Klingen geritten. Die Götter verschonten mich, gaben mir Zeit, mein Aufgabe zu beenden. Dieses Gift wurde mir von einer Gruppe von Verschwörern geschickt, von denen einer hier in unserer Mitte zu finden ist!“ „Hast Du Beweise für so eine ungeheuerliche Beschuldigung? Wenn nicht, geh uns aus den Augen. Aber beschmutzte nicht unsere Ehre, denn keiner hier ist ein Verräter.“ Der Anführer blickte nachdenklich auf sein Gegenüber. Wie in Gedanken nickte er und griff in seine Kutte. „Du hast das Recht und sogar die Pflicht, Beweise zu fordern. Ihr alle habt es. Und ihr sollt sie erhalten.“ Nach eine kleinen Kunstpause fuhr er fort: „Ich weiß, daß es ihn gibt, den Verräter. Ich weiß jedoch nicht, wer er ist.“ Spöttische Gelächter erschallte, doch er fuhr fort: „Ich muß es nicht wissen, den die Götter wissen es. Seht her!“ Er zog aus seiner Kutte einen Dolch aus Obsidian hervor: „Von diesem Dolch hab ihr alle gehört. 'Mákes1
Zunge' oder 'Mákes
Stimme der Wahrheit' wird er genannt. Er ist ein Teil der Geschichten, die ihr euren Kindern erzählt und die schon die Väter euer Väter erzählt bekommen haben. Diese Zunge wird den Verräter aufspüren, denn sie ist ein göttliches Werkzeug, und die Götter haben sie mir gesandt!“ Dann erhob er abrupt seine Stimme: „Stimme der Wahrheit, in unseren Reihen ist einer, der bereit ist, das Land zu verraten. Finde ihn, und führe ihn seiner gerechten Strafe zu.“ Dann warf er den Dolch in die Höhe. Dieser begann, wieder zu Boden zu fallen, drehte sich dabei mehrere Male, um auf Kopfhöhe anzuhalten und dann horizontal, wie ein Boot oder ein Pfeil, zu schweben. Die Menge hielt die Luft an, manch einer griff unter der Kutte zu dem einen oder anderen Amulett, das ihn schützen sollte. Der Dolch flog hierhin und dorthin, verweilte kurz vor dem einen, dann vor dem anderen Verschwörer. Dann verweilte er schwebend vor dem Anführer. Ein zorniges Brummen ertönte, der Dolch begann zu vibrieren, zog sich etwas zurück, um dann unsagbar schnell auf den Anführer zuzufliegen. Kurz bevor Mákes Zunge ihn berührte, flog der Dolch eine leichte Kurve, und nur einen Herzschlag später traf er sein Ziel. Das Herz jenes Mannes wurde von der Klinge durchbohrt, der die ganze Zeit den Anführer geschmäht hatte. Dieser trat an die Leiche, zog den Dolch aus der Brust und hielt ihn mit der Rechten gen Himmel. „Die Götter haben gesprochen, der Verräter hat seine gerechte Strafe erhalten. Nun laßt uns un1
Máke: Chinche Held, Sinnbild für Redlichkeit und
Ehrenkodex Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij sere Heimat befreien!...“ Der Vertreter des Torréon, der die ganze Zeit still in den hinteren Reihen gestanden hatte, fiel in die lauten Jubelschreie mit ein. Einerseits war er froh, noch am Leben zu sein, andererseits war er voller Bewunderung. Sich auf so eindrucksvolle Art und Weise eines Konkurrenten zu entledigen und dabei noch seinen Führungsanspruch zu stärken, war eine Tat, die höchste Anerkennung verdiente. \ „Bist Du des Wahnsinns fette Beute?“ Der Magier schien gefallen an dem Spruch gefunden zu haben. Kaum waren sie in ihrem Unterschlupf angekommen, begann ki’Ansi erneut, den ehemaligen Protector auszuschimpfen. „Weißt Du wie schwer es ist, versteckt in einem Maisfeld einen Dolch in der Luft tanzen zu lassen, ohne daß man gesehen wird? Weißt Du, wie schwer es ist, dann ein von Dir willkürlich gewähltes Ziel zu treffen, vor allem, wenn Du Trottel das Zeichen so gibst, daß ich es nicht sehen kann?“ „Ich war mir ganz sicher, es gibt nichts, was Du nicht fertigbringst.“ Scaevola lächelte seinen Freund an. „Und: Du hast den Richtigen erwischt. Nichts anderes zählt. Sobald der Hund, der am lautesten bellt, schweigt, schweigt die Meute.“ „Zählt Gefasel nun zu Deinen neuen Marotten, oder hast Du vor, eine Religion zu gründen?“ erschallte eine dunkle Stimme von oben aus dem Schatten der Dachbalken. „Das Gegengift war wohl etwas abgestanden. Dein Verstand hat wohl etwas darunter gelitten.“ Katzengleich sprang die Gestalt, trotz der Kutte, die er trug, nach unten. „Schön, daß Du wieder da bist, Lupus“, grüßte Scaevola, und der Magier nickte dem vermeindlichen Mönch zu. „Gibt es gute Neuigkeiten?“ „Die Kinder sind im Umland von Tupuran untergebracht. Es ist schon etwas erschreckend, daß solch harte Kriegerinnen wie die Amazonen wie aufgeschreckte Hühner um die Kinder herumglucken. Fehlen nur noch das ‚Dutzi-dutzi-du’ und handgehäkelte Socken. Irgendwie erschreckend, das Ganze.“ Er holte tief Luft und fuhr fort: „Deine Söldner sind mittlerweile gelandet und versuchen, in kleinen Gruppen nach Dithorno zu gelangen. Es müßten schon mehr als ein Gott auf unserer Seite sein, damit sie nicht vorzeitig entdeckt werden.“ „Wie lange werden sie brauchen, bis sie hier sind?“ „Etwa 2 Wochen, vielleicht etwas schneller. Aber genug davon“, er wandte sich dem Magier zu. „ki’Ansi, hast Du sie gefunden?“ grollte der Mönch und bezog sich damit auf einen Teil des Abkommens, das sie geschlossen hatten. Er half dem ehemaligen Protector und als Gegenleistung versuchte dessen Magier, eine bestimmte Person aufzuspüren. ki’Ansi schüttelte den Kopf: „Ich hatte noch keinen Erfolg. Jedesmal, wenn ich denke, ich hätte sie lokalisiert, legt sich eine Art Nebel über meine magische Sicht. Entweder ist sie sehr mächtig, oder jemand will nicht, daß sie gefunden wird.“ „Mach einfach weiter, mehr verlange ich nicht!“ Er griff zu einem der drei Becher, die inzwischen Scaevola gefüllt hatte. „Auf das Gelingen!“ prostete Scaevola beiden zu. Ihm entging nicht, daß Lupus erst Wein und Becher genau begutachtete, bevor er trank. ‚Berufskrankheit’,dachte Scaevola, und tat unbewußt das Gleiche . \ Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij „Verdammt nochmal! Dieser Hurensohn!“ Caligula war außer sich. Scaevola und ki’Ansi sahen ihn nur fragend an. „Der Schlächter hat einfach Chaniyuq Khilran abschlachten lassen. Öffentliches Vierteilen!“ Scaevola wurde bleich: „Den Senator? Warum?“ „Khilran hat das Schwein öffentlich kritisiert, hat dem Schlächter vorgeworfen, er würde zu brutal gegen die Bevölkerung vorgehen und willkürlich Strafexpeditionen anordnen, auch gegen Dörfer, die niemals auch nur einen Strohhalm gegen das Imperium erhoben hatten. Der Mistkerl hat zugehört, den Senator angelächelt, ihn dann mit leiser Stimme einen Verräter genannt und sofort standrechtlich hinrichten lassen.“ „Und der Senat?“, ließ sich ki’Ansi vernehmen. „Hat feige geschwiegen. Jedenfalls hat sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet. Gestern Abend ist die Nachricht in N’ga Nova eingetroffen. Eine Patrouille wollte eine kleine Gruppe auflösen, die heftig über dieses Thema diskutierten. Ein Wort gab das andere, dann hat dieser Trottel von Codar den Befehl zum Angriff gegeben.“ Scaevola wurde bleich: „Weiter...“ „Die Patrouille hat es nicht überlebt. Von überall kamen Leute der Gruppe zu Hilfe und haben die Legionäre durch ihre schiere Übermacht überwältigt. Danach ist der blutdürstige Mob durch die Strassen N’ga Novas gezogen und hat die Zitadelle angegriffen.“ Scaevola sackte auf seinem Hocker zusammen und vergrub den Kopf in seinen Händen. Doch nicht genug, der Mönch war noch nicht zum Ende seiner Erzählung gelangt: „Die fünf Centas dort hatten sich verschanzt, und da sie keine Chance sahen, sich solange zu halten, bis der Entsatz aus Dithorno einträfe, haben sie einen unerwarteten Ausfall gewagt und versuchten, die Truppen aus N’ga Nova zurückzuziehen. Sie kamen nicht weit, haben sich aber tapfer zur Wehr gesetzt. Das Phragotan-Feld ist Rot vom Blut der Gefallenen. Es müssen mehr als Dreitausend sein. Die meisten Bauern und Tagelöhner. Wieder hat nur ihre schiere Übermacht die Legionen bezwungen. Nach seinem Sieg ist der Mob im Blutrausch weitergezogen, um auch in Dithorno das Imperium zu vertreiben. Und es werden immer mehr, je weiter sie kommen.“ „Scylla wird seinem Namen alle Ehre machen. Er wird die Leute abschlachten lassen.“ Lucius sprang auf und begann, wie ein eingesperrtes Tier auf und ab zu laufen. “Verdammt! Es ist noch viel zu früh!“ ki’Ansi hatte den ehemaligen Protector noch nie so aufgebracht erlebt. Es gab Zeiten, da hatte der Magier sich gefragt, ob Scaevola überhaupt zu einem solchen Ausbruch von Gefühlen fähig war, denn stets blieb er ruhig und gelassen und behielt einen kühlen Kopf, war die Situation auch noch so verfahren. Doch nun... Caligula Lupus blickte gespannte in die Runde. Er war interessiert, wie der Mann, den er eigentlich töten sollte und den er unwissentlich gerettet hatte, mit einer solchen Situation umgehen würde. Scaevola blieb stehen. Er wirkte wieder gefaßt. „Jammern hilf uns nicht weiter, wir müssen handeln. ki’Ansi!“ Er blickte den Magier an. „Schick den Söldnern eine Nachricht. Ein Teil soll möglichst schnell und unauffällig in der Nähe von Dithorno Stellung beziehen, der andere Teil wie geplant in die Stadt einsickern. Danach charterst Du den schnellsten Segler, den Du finden kannst, schiffst Dich gen Tizio Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij ein und informierst die Agia.“ Dann wandte er sich dem Mönch zu. „Deine Leute sollen versuchen, herauszufinden, wo der Schlächter plant, den Mob aufzuhalten. Wir müssen einen Hinterhalt hinter den Hinterhalt legen.“ \ Eine der Regeln aus dem taktischen Lehrbuch ‚Vom Kriege’, das allen Offizieren im Reich des Feuers steter Begleiter ihrer Ausbildung war, lautet: „Weiß der Gegner von Deinem Kommen, verweile nicht untätig, und gib ihm so wenig Zeit zur Vorbereitung, wie möglich.“ Das Problem mit einem Mob ist aber, daß er solche Lehrsätze nicht kennt oder sie ignoriert. Die ‚Söhne des freien Xidurias’ nahmen sich die Zeit, jeden reichstreuen Großgrundbesitzer auf ihrem Wege nach Dithorno persönlich zu besuchen. Beweise seiner Reichstreue waren dabei nicht notwendig, es genügte Hörensagen, um einen Quam’de dem gerechten Zorn der Menge auszuliefern. Nur wenige entkamen mit ihren Familien der blutberauschten Menge. Höfe und Plantagen brannten, Frauen und Kinder schrien, und nicht wenige Sklaven nutzten die Gelegenheit, sich an ihren Mietern zu rächen und danach zu fliehen. So zog die grölende Menge durch das Land. „Nach Dithorno“, riefen sie und „Tod den Teufeln“. Und brauchten für die Strecke doppelt so lange wie nötig gewesen wäre. \ Die ‚Teufel’ handelten mit der Präzion, für die ihre Legionen berühmt waren. Der Bote, einer der Wenigen, die dem Gemetzel in N’ga Nova entkommen waren, traf drei Tage nach dem Beginn des Aufstands in Dithorno ein. Marcus Tiberius Scylla, D’ascas des Imperiums, Protector der Provinzen, auch bekannt als der Schlächter von Huanaca, reagierte in der gewohnten Präzision und Härte. Alle Familien mit Einfluß und Macht, die potentiell dem Imperium schaden könnten, wurden zusammengetrieben und beim geringsten Anzeichen von Widerstand niedergemetzelt. Die Generalmobilmachung war nach einem Tag abgeschlossen, dann verließen die Truppen Dithorno, um sich dem Feind zu stellen. Ihr Befehl war klar, eindeutig und eines Schlächters würdig: keine Überlebenden. Und so rückten die Legionen des Reichs des Feuers in perfekter Marschformation aus.