Letzte Worte (Errata Gesprengte Ketten 4)
Bericht Aeitus im “Blauen Tukan” Rhonda trägt heute einen enganliegenden Lederharnisch, der sich eng an ihre schlanke durchtrainierte Gestalt anschmiegt und die Vorzüge ihrer Körperformen auf das vortrefflichste zur Geltung bringt. Ihre langen wohlgeformten Beine stecken in hohen enganliegenden schwarzen Schaftstiefeln und ihre beiden Schwerter, mit denen sie so kunstvoll umgehen kann, trägt sie auf dem Rücken in kunstvollen Scheiden. Sie streicht sich über ihr kurzgeschnittenes rotes Haar, um ihre Verlegenheit zu überspielen, als sie den großen und breitschultrigen Assassinen erblickt, und wie üblich kommt es sofort zu einem kräftigen verbalen Schlagabtausch zwischen ihr und Caligula. Ich spürte, daß ich mich selbst ein wenig in die Amazone verliebt hatte, als mich ihre braunen Augen trafen aus denen der Schalk blitzte. Mit einem Ruck setzte ich mich gerade und räusperte mich. “Wo warst du gerade Aeitus?”, sagte die Amazone, “du hast mich gerade angesehen, als wenn du mehr von mir wolltest als meine Freundschaft. Hast du niemanden, mit dem du nachts dein Bett teilen kannst?”. Ich spürte, wie meine Wangen sofort rot wurden, und es war mir unangenehm, daß sie offensichtlich in meinen Gedanken lesen konnte. “Nein, Nein”, keuchte ich verlegen stotternd und mir wurde sofort klar, das beide mich durchschaut hatten, “Du hast gerade gegrinst, Caligula”, erwiderte ich deshalb, um mich eilig aus der unangenehmen Situation zu befreien und das Thema zu wechseln. “Ich habe nicht gegrinst”, erwiderte dieser “ ich grinse im übrigen nie!” “Aeitus hat recht, du hast gegrinst!”, lachte die Amazone und bei ihrem glokkenhellen Lachen durchfuhr mich die Liebe wie ein Blitz. Der nachfolgende verbale Schlagabtausch dauerte an, und so hatte ich Zeit, meine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Übrigens kenne ich nur wenige Menschen, die ihre Gefühle so unter Kontrolle zu haben scheinen wie Caligula und es war erstaunlich, daß er jetzt ein lautes, brüllendes Lachen von sich gab und Rhonda spielerisch auf die Schultern schlug. Ich glaube, ich hatte ihn bis zum heutigen Tag noch nie lachen sehen. Der kalte Blick war verschwunden, für den Moment. \ Bericht Aeitus “Die Reise” Wir brauchten noch ein paar Tage für die Vorbereitungen, und das Abenteuer konnte beginnen. Wir hatten uns Kanus besorgt, Proviant für mehrere Wochen gehortet, die Waffen geschärft, die Rüstungen geputzt und getan was vor dem Beginn einer Geschäftsreise zu erledigen war, und an einem schönen sonnigen Morgen brachen wir auf. Wir fuhren mit unseren Kanus die Küste entlang, um dann in die Mangrovensümpfe einzudringen. Schon bald mußte ich mir eingestehen, daß die Auswahl meines Personals zu wünschen übrig ließ. Ich hatte mich wohl von meiner Begeisterung leiten lassen und offensichtliche Schwächen der Bewerber nicht erkannt. Die Diebe waren ständig am Streiten und für allgemeine Arbeiten bei einer solchen Expedition wenig zu gebrauchen. Ständig jammerten sie über Blasen an ihren Händen durch das Paddeln, immerhin seien ihre zarten Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Gesprengte Ketten Seite 3 Finger ihr Kapital, und wenn diese dick und geschwollen seien, würden sie nur schwerlich Türen öffnen oder eventuelle Fallen entschärfen können. Erst nachdem Maximus, einer der angeworbenen Söldner, den Dieben eindringlich erklärte, was die Arbeit in einem Team bedeutete (Pablo, der Taschendieb, verlor dabei zwei seiner Schneidezähne) schien Ruhe in die Gruppe einzukehren. Auch die Magierin und der Heiler schienen der Aussicht, sich mit der Kraft ihrer Arme ihrem Ziel zu nähern, wenig abgewinnen zu können. Fausta die Magierin stellte, sich als ein echter Sorgenbringer heraus. Ihr mißlang einfach alles. Ihr fielen die Paddel in das brackige Wasser, sie stürzte bei jeder Gelegenheit in dieses und war zudem eine echte Nervensäge. Nachdem es ihr gelungen war, die gesamte Gruppe anzusengen (für eine Magierin aus dem Reich des Feuers ist es selbstverständlich kein Problem, Feuer zu machen, auch wenn das Holz feucht ist. Der Feuerball war wahrscheinlich in Dithorno noch zu sehen!), war die Stimmung der Gruppe hinsichtlich Fausta, auf dem Tiefpunkt. Rhonda entwickelte zu dieser Zeit einen Blick, wie ich in bisher nur von Caligula Lupus kannte. Die Blicke, die sie mir zuwarf, waren wenig schmeichelhaft, und ich sah mich aufgespießt und über einer kleinen Flamme langsam gebraten wie ein Spanferkel. Die Aktion der Magierin sorgte dafür, daß die Gruppe ihre verbliebenen Haupthaare nunmehr sehr kurz tragen mußte und die männlichen Mitglieder der Expedition auf das Rasieren ihrer Bärte für einige Tage ganz verzichten konnten. Tagelang hatten wir alle den Geruch von verschmorten Haaren in der Nase, von Brandblasen im Gesicht und an anderen Körperteilen ganz zu schweigen.