Das Spiel beginnt
Mareikje Groß und Michael Brum
März/April/August 2005
Prolog
Wegen Renovierung geschlossen.
Ein kleines Schild, in mehreren Sprachen geschrieben und mit einem Piktogramm versehen, verwehrte den Eingang zu den Privat- Thermen des Protectors. Dadurch waren er und einige wenige Privilegierte seit einigen Monden gezwungen, öffentliche Bäder zu besuchen, anstatt sich in der Abgeschiedenheit des Palastes in Ruhe und Frieden zu entspannen.
Im Palast kursierten die wildesten Gerüchte. Keiner wußte, welcher Art die neuen Spielzeuge des Protectors sein würden, die man im Thermenbereich gerade einbaute. Aber filigran würden sie sein, darüber war man sich klar. Denn die Renovierung nahm und nahm kein Ende. In Zeiten wie dieser soviel Geld zu verschwenden, nur weil dem Protector die Kachelfarbe nicht zu gefallen schien war dreist. Aber keiner wagte, dies Scaevola argens ins Gesicht zu sagen. Andere hatten sich wegen weniger Kritik als einfacher Soldat auf dem Weg in die Alte Welt wieder gefunden. Interessanter noch als die Dauer war die Tatsache, daß man keine Handwerker kommen und gehen sah, die ganze Zeit aber die Heizung voll befeuert wurde.Wer arbeitete hier, in solch einer Hitze? Wo man doch in Dithorno schon an einem kühlen Tag ein Ei auf einer Schaufel braten konnte! Niemand ahnte die Wahrheit. Inmitten des leeren Warmwasserbeckens stand ein Podest. Darauf, in einem Nest aus Stoff, lag ein riesiges Ei, dessen weiß-graue Schale mit leuchtenden Adern durchzogen war. Seitdem der Protector und seine Bande aus Neugier beschlossen hatten, das Ei auszubrüten, lag es hier unverändert, umschmeichelt von der Hitze. Niemand störte diese Abgeschiedenheit außer dem Protector, welcher jeden Tag vor dem Schlafengehen nach dem Ei sah. Die Veränderung war minimal. Die Schale wurde heller, kaum sichtbar, nur einen Hauch und die Ader begannen zu pulsieren. Das leise Knacken verhallte ungehört und der entstandene erste Riß war winzig
Gaetano und Fedora schlenderten durch die Straßen Sumanos. Hinter ihnen gingen Fiona und Mara, sowie eine Schwester des Ordens. Das Wetter hatte viele nach draußen gelockt. Es war ein stetes Sehen und Gesehen werden. ”Bist du mir immer noch böse?” Bittend schaute die Priesterin ihren Begleiter an. Gaetano grummelte etwas Unverständliches und schaute böse zu ihr hinunter. ”Nun mach doch nicht so ein finsteres Gesicht. Es ist ja nichts passiert.” Fedora unterdrückte mühsam einen Seufzer. Seit zwei Tagen strafte ihr Leibwächter sie mit diesem Gehabe. Er fand es immer noch nicht amüsant, daß sie ohne seinen Schutz unterwegs gewesen war.1
Nun gut, er wird sich auch wieder beruhigen, dachte die Frau. Das hat er bis jetzt immer getan.
Schweigend setzten sie ihren Weg fort. Immer wieder nickte Fedora jemandem zu oder hob zum Gruß ihre Hand. Die beiden waren eine kleine Attraktion in Sumano: Der Eingeborene und die Hohepriesterin. So etwas hatte es hier bisher noch nicht gegeben. Aber die Leute hatten Respekt vor diesem grimmigen Mann. Seit dem sich Fedora in Sumano befand, hatte sie eine Menge einflußreiche Menschen kennen gelernt. Genau so, wie Lucius es von ihr verlangt hatte. Sie war gerade in ein Gespräch vertieft, als Medaz mit seiner Frau vorbei schlenderte. ”Ehrwürdige Agia.” Medaz blieb stehen und verneigte sich leicht. ”Darf ich Euch mit meiner Frau bekannt machen. Ich nehme an, Ihr habt sie bis jetzt noch nicht kennengelernt.” Fedora verabschiedete sich höflich von ihren bisherigen Gesprächspartnern und wandte sich Medaz zu. ”Seid gegrüßt, Medaz.” Die Priesterin reichte ihm ihre Hand und er hauchte einen Kuß darauf. Dann wandte sie sich seiner Frau zu und betete darum, daß ihr Gesicht nicht zu sehr ihre Empfindungen widerspiegelte. Diese war ja fast noch ein Kind! Wunderschön, darin bestand kein Zweifel und sie gab sich erwachsen, aber das war sie noch lange nicht. Sie hoffte, daß Medaz sie wenigstens ein wenig liebte und nicht nur wegen ihres Erbes geheiratet hatte. 1 Siehe Geschichte: Sturm der Gefühle Lächelnd reichte sie Marzella ihre Hand und diese hauchte ebenfalls einen Kuß darauf. ”Ehrwürdige Agia. Ich bin er�freut, Eure Bekanntschaft zu machen.” Marzella sprach mit honigsüßer Stimme, geschickt ihre Verwirrung verbergend. Hier stand nun die Frau, die Parz in ihr Heim geholt hatte. Sie wußte, was wäh�rend ihrer Abwesenheit in Tizio vorgefal�len war. Sebastian hatte ihr eine Nach�richt zu kommen lassen und alles bis ins kleinste Detail geschildert. Außerdem konnte sie sich noch genau an den Na�men erinnern, den Medaz am Morgen nach der Hochzeitsnacht geflüstert hatte. Marzella konnte nicht verstehen, das Parz Gefallen an dieser Priesterin fand. Deutlich sah man das Grau in ihren Haa�ren, die Falten in ihrem Gesicht. Sie war alt! Konnte sie wirklich eine Konkurren�tin werden? Marzella würde mit Sebas�tian reden müssen. Fiona drängelte sich zwischen Fedora und Gaetano. ”Mir ist langweilig, Ma’ma. Können wir zum Strand gehen?” Lächelnd sah sie zur Agia hinauf. ”Du sagst erst einmal guten Tag.” mein�te Fedora streng, lächelte aber gleich da�rauf ihre Tochter an. Fiona drehte sich unwirsch herum und begrüßte Medaz und Marzella. Dabei hob sie ein wenig ihr Kleid und deutete einen Knicks an. ”Guten Tag, kleine Dame”, meinte Me�daz und beugte sich zu ihr hinunter. ” Am Strand zu spielen ist eine vorzügliche Idee von dir.” Dabei zwinkerte er ihr mit dem rechten Auge zu. ”Wie mir zu Ohren gekommen ist, liebt deine Mutter den Strand.” Er hatte sich wieder aufgerichtet und streichelte Fiona über ihr dunkles Haar. Aus den Augenwinkeln beobachte�te er Fedora und Gaetano. Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Marzella bemerkte erstaunt, wie sich das Gesicht des Leibwächters noch mehr verfinsterte. Und war das wirklich ein Anflug von leichter Röte auf dem Gesicht der Priesterin? \ ”Ist die Kleine wirklich das Kind der A�gia?” wollte Marzella wissen, nachdem sie wieder alleine waren. ”Natürlich.” meinte Parz knapp. ”Wa�rum?” ”Nur so, mein Lieber.” Medaz blickte seine Frau eine Weile nachdenklich an, ehe er antwortete: ”Bist du der Ansicht, sie sollte keines haben, nur weil sie die Agia ist? Nirgends steht geschrieben, daß dies verboten ist.” ”Du hast sie in mein Heim geholt.” Mar�zella versuchte, ihre Stimme ruhig zu hal�ten. ”Ich habe mich schon gefragt, wann du davon anfängst. Du warst geduldiger, als ich erwartet habe. Außerdem ist es unser Heim.” Wie großmütig und nachsichtig von ihm. Als wäre sie ein kleines Kind! ”Wür�dest du es mir bitte erklären?” Mühsam unterdrückte sie ihre Wut. ”Was gibt es da zu erklären? Ein Mensch brauchte Hilfe. Ich habe diese Hilfe ange�boten. Du hättest an meiner Stelle doch hoffentlich auch so gehandelt, meine Lie�be.” Er hob ihre Hand an seine Lippen und küßte sie sanft. In seinen dunklen Augen erkannte sie ein gefährliches Glit�zern. ”Ich kann mir nicht vorstellen, daß in dir nicht ein Funken Barmherzigkeit steckt.” Sein Ton hatte eine eisige Kälte angenommen und Marzella wußte genau, daß es nun besser war, nicht mehr viele Worte über dieses Geschehen zu verlie�ren. Sie lächelte ihren Mann an. ”Natür�lich hätte ich auch geholfen, das weißt du ganz genau.” Dann senkte sie ihren Kopf und sie gin-gen weiter. Tränen sammel�ten sich in ihren Augen. \ ”Möchtest du heute Abend ausgehen, Durena?” ”Ja, mein lieber Gaetano. Was hältst du von einem Besuch im Kasino?” ”Mmmh. Wenn du dies wünschst.” Er war immer noch nicht versöhnt! Bevor Fedora ihm eine gewißlich scharfe Antwort geben konnte, betrat eine Schwester den Raum. ”Ehrwürdige Mut�ter. Besuch ist für Euch eingetroffen.” Ehe sie weitersprechen konnte, stand auch schon ein Mann im Raum. ”Hermensz!!!” Fedora war aufgesprun�gen und eilte ihm entgegen. Hermensz Tito van Breijn lächelte. Er breitete seine Arme auseinander, als wolle er sie umar�men, ergriff statt dessen jedoch ihre Hand, verbeugte sich schwungvoll und deutete einen Kuß an. ”Fedora.” Er hüstelte übertrieben und meinte dann, ”Ehrwürdige Agia.” Sie schlug ihm sanft auf den Arm. ”Laßt das.” meinte sie nur. ”Ich freue mich, Euch zu sehen. Was treibt Euch her?” ”Nun, die gute Seeluft?” Er schaute keck und ein Leuchten lag in seinen Augen. ”Kommt, setzt Euch zu uns. Ojora, noch ein Gedeck. Berichtet, was gibt es Neues aus Tizio? Gaetano, ich gehe heute nicht mehr aus. Du kannst dich zurückziehen.” Ihr Tonfall war kühl, sie hatte sein Ver�halten nicht vergessen. An ihren Besu�cher gewandt, meinte sie. ”Seid Ihr direkt aus Tizio gekommen?” Nachdem Gaetano sich entfernt hatte, beantwortete Hermensz Fedoras Fragen. Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij ”Nein. Und aus der Stadt gibt es nichts Besonderes zu berichten. Die Menschen erholen sich noch vom Fieber. Und jeder geht wieder seinen Geschäften nach. Aber sagt mir, wie geht es Euch? Ich se�he, Ihr kommt gut mit Gaetano aus, ja?” Er lächelte verschmitzt und Fedora fing an zu lachen wie schon lange nicht mehr. \ Inzwischen war eine Woche vergangen. Jeden Morgen hatten sich Fedora und Hermensz zum Ausritt verabredet. Fedo�ra tat die Gesellschaft dieses Mannes gut. Er war witzig, intelligent, spontan. Er schaffte es mit Leichtigkeit sie zum la�chen zu bringen. Sie besuchten abends immer eine der vielen Gesellschaften, auf denen sie gerne gesehen waren. An die�sem Abend waren sie auf einem Ball bei einer Familie aus Dithorno gewesen. Die Sigaars besaßen bei Dithorno eine große T’chubac-Plantage. Hier in Sumano such�ten sie einen Mann für ihre Tochter. Welch herrlicher Abend war das gewe�sen. Fedora hatte keinen der Tänze aus�gelassen. Als Hermensz die Priesterin spät in der Nacht nach Hause brachte und Gaetano sich schon diskret zurückgezogen hatte, fiel ihm etwas ins Auge. Er betrachtete lange Fedoras Hals. ”Dies ist eine schöne Kette.” meinte er. ”Oh, ... ja.” Leicht verwirrt ob seines Verhaltens berührte Fedora ihr Amulett. ”Recht hübsch, nicht wahr. Es ist mein Glücksbringer.” Abermals sah er sich das Schmuckstück an, zögerte kurz. ”Ich glaube nicht, daß Ihr so etwas nötig habt.” Er versuchte, es beiläufig klingen zu lassen. ”Man kann nie wissen, Hermensz, man kann nie wissen.” Sie schaute ihn fragend an, aber bekam keine Antwort. Kurz da�rauf wünschte Hermensz ihr eine Gute Nacht und Fedora zog sich in ihre Gemä�cher zurück. Wenig später lag sie in ih�rem Bett und schlief tief und fest. \ ”Ehrwürdige Mutter.” Ojora schüttelte Fedora leicht an der Schulter. ”Wacht auf.” ”Was möchtest du denn? Ist etwas mit Fiona?” ”Nein. Raja ist mit einer Botschaft ein�getroffen, Ehrwürdige Mutter.” ”Jetzt? - Schicke sie bitte zu mir.” Beun�ruhigt erhob sich Fedora und zog sich rasch ihren Hausmantel über. Wenig später hielt sie ein Pergament in den Händen. Und was die Priesterin las, trieb ihr die Zornesröte ins Gesicht. Sie trat auf den Korridor. ”Gaetano!!!” Schnell war er bei ihr. Er blickte seine Herrin fragend an. ”Durena? Was ist ge�schehen?” fragte er sichtlich besorgt. ”Wir müssen sofort zurück nach Tizio. Komm.” ”Aber ...” Ohne einen Kommentar reich�te sie ihm die Botschaft. ‘Ehrwürdige Mutter, In Tizio sind Dinge geschehen, die Dein sofortiges Erscheinen drin�gend erforderlich machen. Der Priesterrat wurde geschlos�sen. Von den Truppen des Imperators. Ihr Oberbefehlshaber, der D‘ascas Conius Corvin behauptet, im Rat würde man gegen das Imperium handeln und er wird nie wieder ge�öffnet. Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Alle sind in Panik. Komme, so schnell es Dir möglich ist, zurück. Möge das Licht dich auf Deinem Weg begleiten Kore‘ ”Dies ist ein Scherz! Das kann niemals der Wahrheit entsprechen.” Ungläubig ließ Gaetano das Pergament auf den Bo�den fallen. ”Du weißt, daß Kore nie scherzt. Was, beim In’Ret hat das zu bedeuten? Gegen das Imperium handeln. So einen Terzjn 2 habe ich ja noch nie gehört.” Gaetano mußte trotz allem schmunzeln. Immer wenn die Agia so wütend war, fing sie an, einheimische Beschimpfungen zu ge�brauchen. ”Ojora, du mußt alle nötigen Vorbereitungen für eine sofortige Rück�reise treffen. Ich möchte, daß Du und alle Anderen in zwei Tagen unterwegs seid. Gaetano, du begleitest mich. Wir reiten in einer Stunde los. Beeilt Euch! ” Nachdem Fedora sich von ihrer Tochter verabschiedet hatte, eilte sie mit Gaetano zu den Ställen, wo die Pferde bereits ge�sattelt auf sie warteten. Schnell hatten sie das wenige Gepäck verstaut und machten sich auf den Weg. \ Obwohl es bereits spät in der Nacht war, herrschte eine außergewöhnliche Be�triebsamkeit auf den Straßen Sumanos. Fedora erblickte im Schein eines aus ei�nem Hauseingang flackernden Lichtes Medaz. Sie lenkte ihr Pferd zu ihm hin�über. ”Könnt Ihr mir vielleicht erklären, was in diese Leute gefahren ist?” Langsam drehte Medaz sich um, umfaßte das Zaumzeug von Fedoras 2 Terzjn: Schwachsinniger Sch ... Pferd und begann das Tier zu streicheln. ”So spät noch unterwegs? Ihr habt noch nicht gehört, was geschehen ist? Den�noch sehe ich, daß Ihr zur Abreise bereit seid.” Er lächelte spöttisch, die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören. ”Medaz, bitte! Keine Spielchen. Ich muß sofort zurück nach Tizio. Der Priesterrat wurde geschlossen!” Medaz schnaubte abfällig “ Was ihr sagt ist nicht schlimmer als die Nachricht, welche mich erreichte. Vor wenigen Stunden traf die Kunde ein, das die Curie in Tizio geschlossen wurde. Wie ihr be�reits bemerkt habt, machen sich einige Ratsmitglieder völlig überstürzt daran zurückzureisen.” Er zeigte mit einer aus�holenden Handbewegung auf die inzwi�schen völlig überlaufene Straße. ”Das kann doch nicht wahr sein!” Fe�dora erschrak. Wenn doch, welche Fol�gen konnten daraus entstehen? Was hatte das Ganze zu bedeuten? War eine Rückreise für die Schwestern unbedenk�lich? Das ganze Land konnte sich in ein Tollhaus verwandeln. Sie gab sich einen Ruck. ”Werdet Ihr noch länger hier bleiben?” ”Ich denke, noch einige Tage.” Antwor�tete der Mann. ”Medaz, ich möchte Euch um einen Gefallen bitten. – Ich ...wenn ihr ab�reist, ... können meine Schwestern Euch dann begleiten? ...Es wäre mir wohler, wenn ich wüßte, das sie nicht ganz schutzlos unterwegs sind ...Ihr habt doch bestimmt Eure eigenen Schutztruppen dabei? ... Die Schwestern machen sich schon bereit,...” Verlegen hielt sie inne, ihre Gedanken überschlugen sich. ”Nun”, Medaz´ Stimme war ausgespro�chen freundlich. Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij ”Wer bin ich denn, daß ich mich den Wünschen der Agia widersetzen würde?” Fedora wollte sich gerade bedanken, als er seinen Kopf vorbeugte. Er blickte auf Gaetano, der anscheinend kurz vorm Platzen stand, und legte vertraulich eine Hand auf die von Fedora. ”Ich bitte Euch jedoch zu bedenken, ...” flüsterte er ihr zu”... daß Ihr mir dann auch einen kleinen Gefallen schuldet.” Er blickte an ihr vorbei und beobachtete die Reaktion des Leibwächters. Medaz` Grinsen wurde breiter. ”Wie könnt Ihr ....” Ihr verschlug es die Sprache. Nach einer Weile hörte sie sich selber sagen: ”Mein lieber Medaz, wenn es in meiner Macht steht, den Gefallen einzulösen, welchen ich Euch nun Schulde, so möge dies geschehen. Könntet Ihr bitte den Schwestern meinen Wunsch, mit Euch zu Reisen, mitteilen. Hier, ” sie zog einen kleinen Ring von ihrem Finger. ”Gebt ihm Ojora, dann wird sie wissen, daß Eure Nachricht der Wahrheit entspricht. Sie würde sonst unter keinen Umständen mit Euch gehen. Und nun entschuldigt mich bitte. Der Weg bis Tizio ist noch weit.” Sie versuchte, ganz kühl und un�gerührt zu scheinen, aber weder ihre Stimme noch ihre Hand wollten gehor�chen. Medaz nahm den Ring entgegen. ”Ihr wollt wirklich heute Nacht noch aufbre�chen?” Aller Spott war aus seiner Stimme verschwunden. ”Ich habe keine andere Wahl.” Sie gab ihrem Pferd zu verstehen, das es nun endlich weiter gehen würde und langsam setzte es sich in Bewegung. Noch einmal drehte sie sich um. ”Achtet gut auf meine Frauen und die Kinder. Sollte ihnen die geringste Kleinigkeit zu�stoßen ...!” Sie straffte ihre Schultern und ritt ohne sich noch einmal umzusehen weiter. \ Ohne Hast zog sich Marzella vom Fen�ster in den Schutz des dunklen Zimmers zurück. \ ”Durena! Wie konntest du die Sicherheit der Frauen, die Sicherheit deines Kindes in die Hände dieses X‘schac‘tal 3
legen?
Ich verstehe dich nicht!” Gaetano blaffte Fedora verärgert an. ”Das mußt du auch nicht ... mir blieb keine andere Wahl. Ungewöhnliche Zei�ten verlangen ungewöhnliche Maßnah�men. Ich muß ihm vertrauen.” Fedora versuchte, ruhig zu bleiben. Gaetano stieß einen unartikulierten Wutschrei aus. ”Du hattest sehr wohl eine Wahl! Du hättest sie in Sumano lassen können!” ”Nein, das kann ich nicht! Sobald wir angekommen sind, werde ich versuchen, ihnen weiteren Schutz entgegen zu schik�ken. Und jetzt hör auf, mir Vorhaltungen zu machen! Dafür ist keine Zeit. Außer�dem ist dein Ton mir gegenüber alles an�dere als Respektvoll!” Wütend funkelte sie ihn an. \ Sie ritten noch eine Weile, bis Fedora sicher war, das niemand sie sehen konn�te. Dann hielt sie an und stieg von ihrem Pferd. ”Wir machen schon eine Rast? Stimmt etwas nicht?” Gaetano war ver�wirrt, nahm aber dennoch den ihm hin�gehaltenen Zügel in die Hand. 3 X’schac’tal: Schakal Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij ”Nein, es ist alles in Ordnung.” Dann stellte sie sich mit erhobenen Händen hin und murmelte einige Sätze in einer Spra�che, die der Mann nicht verstand. Kurze Zeit später erschien vor ihnen ein Feuer�wirbel. ”Bringe uns sofort nach Tizio. In den Garten von den Schwestern des Lichts.” Nachdem der Rauch verschwunden war, zeugte nichts mehr davon, was hier geschehen war. \ ”Kore!” Laut rufend rannte Fedora durch die Gänge des Konvents auf der Suche nach ihrer Freundin. Diese ließ nicht lange auf sich warten und eilte der Agia entgegen. ”Wie gut, daß du schon hier bist. Die ganze Stadt spielt verrückt. Stell dir vor, man hat nicht nur den Priesterrat geschlossen, auch die Curie ist betroffen. Es heißt, es wird nicht länger geduldet, daß man hier eigenständige Entscheidungen trifft. Wir hätten uns zu sehr von den Idealen des Imperiums freigemacht.” Eilig gingen sie in Fedoras Gemächer. ”Ich kann noch immer nicht glauben, was ich höre. Gibt es noch mehr schlech�te Nachrichten?” ”Nun, die Steuern wurden verdreifacht und ....” Kore stockte. ”Ja?” ”Es wurde begonnen, Kinder in den Krieg zu schicken.” Fedora erfaßte ein Schwindel und Gaetano mußte sie stützen. ”Sag, daß das nicht wahr ist.” ”Das würde ich nur zu gerne. Die Trup�pen brauchen Soldaten und diese neh�men sie sich einfach. Die Erwachsenen reichen ihnen nicht.” Fedoras Magen verkrampfte sich. Sie streifte rasch ihre Reisekleidung ab, zog sich dann ein dunkles Kleid über und er�griff einen Umhang. ”Ich muß sofort mit Quint sprechen.” Sie drehte sich um und ging. ”Fedora! Nein, das kannst du nicht. Draußen ist es bereits dunkel. Es wurde eine Ausgangssperre verhängt.” Kore hielt ihren Arm fest. ”Ich lasse nicht zu, daß man meine Frei�heit einschränkt.” ”Aber ... Fedora, wir leben hier in einer Strafkolonie, vergiß das nicht. Ich bitte dich, warte bis morgen.” Sie sah sie fle�hend an. Angst spiegelte sich in ihren Au�gen wieder. Zu viel war in den letzten Nächten geschehen. ”Nein, das kann ich nicht. Gaetano, du wirst hierbleiben.” ”Mit Sicherheit nicht!” erwiderte der Mann zornig. ”Ich ...” ”Du wirst machen, was ich dir be�fehle!” Wütend sah sie ihn an. So hatte Gaetano die Ehrwürdige Mutter noch nicht erlebt. In diesem Augenblick verhielt sie sich, wie ein Herr zu seinem Sklaven. ”Verhal�te dich ruhig und unauffällig. Meinst du, ich lasse zu, daß an einem Eingeborenen ein Exempel statuiert wird? So weit wird es nicht kommen. Und DU,” sie funkelte Kore an, ”läßt sofort meinen Arm los!” Nachdem Fedora gegangen war, schau�ten sich Kore und Gaetano ver-wundert und sprachlos an. \ Leise klopfte eine in einen dunklen Um�hang gehüllte Gestalt an die Pforte des Tempels Aece’tjpos4 . Vorsichtig spähte die Gestalt in die Dunkelheit. Niemand 4 Gottheit der ungebändigten Urkraft Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij hatte sie bis jetzt bemerkt. Noch einmal klopfte sie an. Zögernd wurde die Pforte geöffnet. Das Gesicht eines jungen Priesters er�schien in dem schmalen Spalt. ”Was kann ich für Euch tun?” fragte er leise. ”Ich muß mit Quint Pintus sprechen, sofort.” ”Das ist unmöglich ...” Oh, Maldito. Warum mußte ihr jeder widersprechen? ”Hör mir genau zu. Wenn du mich nicht sofort einläßt, werde ich dafür sorgen, daß du aus dem Orden fliegst, haben wir uns verstanden? Und nun laß die Agia hinein.” Sie hatte diese Worte geflüstert, aber deutlich konnte man ihren Zorn heraus hören. Der junge Priester zweifel�te keinen Augenblick daran, daß die Agia ihre Drohung in die Tat umsetzen würde. ”Verzeiht. Bitte tretet näher.” Er öffnete die Pforte eben so weit, daß die Frau hin�ein schlüpfen konnte. Danach schloß er sie eilig. ”Bitte folgt mir, Ehrwürdige Agia.” Warum nicht gleich so? Nach einer Weile kamen sie an eine reich verzierte Tür, der junge Priester klopfte an und verschwand dahinter. We�nige Augenblicke später öffnete er sie wieder und ließ Fedora ein. Eine letzte, tiefe Verbeugung und er verschwand, froh darüber, nicht benötigt zu werden. ”Seid Ihr wahnsinnig, mitten in der Nacht hierher zu kommen? Kore wird Euch doch mit Sicherheit über alles in�formiert haben?” Mit schnellen Schritten kam der alte Mann auf sie zu und zog sie zur Begrüßung an sich. Dann hielt er Fe�dora eine Armeslänge von sich weg, be�trachtete sie eingehend. ”Es tut gut, Euch wiederzusehen. Ihr seht blendend aus.” In seinem Gesicht mischte sich Erleich�terung mit Besorgnis. ”Das wird sich schnell ändern. Eigent�lich sollte ich mit Euch kein Wort mehr reden.” Sie hatte viel kühler sein wollen. Aber er sah wirklich so aus, als ob er sich um sie sorgte. ”Wer wird denn so nachtragend sein? Ihr müßt eingestehen, daß es eine gute Idee war, Euch zur Erholung fortzuschik�ken.” Er lächelte und dies verlieh ihm ei�nen gütigen Gesichtsausdruck. ”Tja. Eine schlimme Sache ist hier ge�schehen.” Abrupt ließ er sie los und ging zu einem kleinen Tisch, auf dem Wein und Gläser standen. Schweigend goß er zwei Gläser voll und drückte ihr unge�fragt eines in die Hand. ”Keiner kann sagen wie das Ganze ausgehen wird.” Er leerte sein Glas mit einem Zug und schenkte sich erneut ein. Mit einer Geste forderte er die Agia auf, sich zu setzen. ”Wann fing alles an?” Fedora sah beun�ruhigt die dunkeln Ringe unter Pintus´ Augen und die tiefen Falten in seinem Gesicht. ”Vor etwa zehn Tagen. Sie stürmten in die Ratssitzung und verkündeten, daß ab sofort jegliche Art von Priesterzusam�menkünften verboten seien. Wir mußten das Gebäude verlassen und seit dem ist es geschlossen. Sogar Treffen verschiedener Orden wur�den unterbunden. Wir stehen alle unter Beobachtung. Um so gefährlicher ist Eu�er Besuch hier.” Quint lachte auf: ”Denkt Euch. Selbst die Feierlichkeiten zu Ehren der Götter sind untersagt. Es bestünde dabei ein unüberschaubares Menschen�aufkommen.” Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Auf einmal schmeckte der Wein nach Essig. ”Und ich dachte, es könnte nicht mehr schlimmer kommen.” ”Das ist doch noch lange nicht alles. Von was sollen die Menschen denn ihre Steu�ern bezahlen, die ins Unermeßliche ge�stiegen sind.” Verbissen schaute er auf das Glas in seiner Hand. Fedora holte tief Luft und starrte un�gläubig den alten Priester an. ”Warum habt ihr mich nicht früher über die Geschehnisse informiert ...?” meinte sie matt. Aber Quint ging nicht auf die Frage ein. ”Aus Dithorno kommen noch weitere Anweisungen. Da die Regierung über zu wenig Soldaten verfügt, werden alle Män�ner, auch Kinder, welche das zwölfte Le�bensjahr erreicht haben, zum Dienst ver�pflichtet. Wie Ihr Euch denken könnt, sind die ar�men Familien am meisten betroffen. Staatstreue Bürger haben nicht viel zu befürchten. Sie besitzen genügend finan�zielle Mittel, um sich loszukaufen oder ihren Kindern ein angenehmeres Leben in der Armee verschaffen zu können. Alle Anweisungen hängen mittlerweile in den Provinzen an jeder Mauer. Vom Protector unterschrieben.” Quint schnaufte empört. Fedoras Magen hob sich erneut. Übel�keit stieg hoch und ein scharfer Ge�schmack breitete sich in ihrem Mund aus. ”Vom Protector unterzeichnet? Das kann einfach nicht stimmen! Ich ... ich muß zu ihm. Er wird mir einiges erklären müssen.” murmelte sie in Gedanken ver�sunken. ”Ich hätte noch eine Frage. Was unter�nehmen die Orden gegen diese Ungeheu�erlichkeit?" ”Nichts.” Quint schaute die Frau aus einer Mischung aus Neugierde und Vor�sicht an. ”Was soll das bedeuten? Nichts?” Die Priesterin war verwirrt. ”Es bedeutet, daß man sich den Verord�nungen fügt. Wir sind hier, um unsere Götter zu loben und zu preisen, nicht, um in das weltliche Geschehen einzugreifen.” Der Tonfall war überraschend sanft, aber er sah sie nicht an. Fedora lachte verächtlich. ”Seit wann haben sich die Orden den diesem Kodex unterworfen? Quint, was ist los mit Euch? Was erzählt Ihr einer Mutter, der man das Liebste genommen hat, was ei�nem Vater, der nicht weiß, wie er seine Familie ernähren soll? Oder den man in einen Krieg schickt, von dem er noch nicht mal weiß um was es geht? Was der Seele eines Kindes, wenn es Euch nach dem Grund für seinen unnötigen Tod fragt?” Tränen schimmerten in ihren Au�gen und sie stand so ruckartig auf, daß ihr Stuhl umfiel. ”Wenn ihr alle Eure Hände untätig in den Schoß legen wollt, so ist dies Eure Angelegenheit. Aber ich werde nicht nur zusehen.” Wütend stand sie vor ihm. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. ”So kann ich nur raten, paßt auf Euch auf.” Erneut nahm er Fedora in die Arme. Kurz drückte er sie an sich, küßte sie zum Abschied auf die Wange. Diesen Satz höre ich in letzter Zeit öfter, dachte sie beunruhigt. \ Quint Pintus rieb sich nachdenklich sei�nen Bart. Er mochte diese Frau. Nur zu Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij gerne hätte er ihr von dem Widerstand erzählt, der sich in den letzten Tagen un�ter den Priestern entwickelt hatte, aber zu viel stand auf dem Spiel. Sie war eine Vertraute des Protectors, diese Tatsache war allgemein bekannt. Auch wenn sie sich ihm gegenüber so erbost und voll�kommen überrascht gegeben hatte, hieß das noch lange nicht, daß sie von all dem nichts gewußt hatte oder es am Ende doch noch gut heißen würde. Zwar zeug�ten ihre bisherigen Taten von einer ande�ren Sprache. Aber konnte er ihr deswe�gen vertrauen? Sie war eine Fremde in diesem Land. Nein, er hatte sich schon einmal in einem Menschen geirrt und wurde dadurch bitterlich enttäuscht. Ein zweites Mal beging er die-sen Fehler nicht. \
‘LUCIUS! Wenn ich dich in die Finger
kriege. Schickst mich schön von hier weg. Das war ein guter Plan. Aber das kannst du nun wirklich nicht machen. Nicht mit mir.‘ \ ”Halt! Wer ist da?” Eine Männerstimme hallte durch die Nacht. Fedora hatte die Wache zu spät bemerkt, da sich plötzlich ein eisiger Nebel über die Gassen gelegt hatte. Nun befand sie sich auf dem Platz der Noctuna 5 und die Nebelschwaden verflogen. Wo auch sonst, wenn nicht hier, mußte man sie entdecken. Die Wache kam näher heran. ”Gebt Euch zu erkennen!” Fedora schob die Kapuze, welche ihr Gesicht verborgen hatte, zurück. 5 Noctuna: Herrin der Nacht, Schwester und Gefährtin von Golrooxquos ”Ihr kommt mit uns.” Der Soldat warf nur einen flüchtigen Blick auf ihr Ge�sicht. ”Untersteht Euch, mich mitnehmen zu wollen!” Wütend fauchte sie ihn an, aber der lachte nur. Er und die anderen Wa�chen hatten in den letzten Nächten schon einiges erlebt, aber dies war das Amüsan�teste. ”Nun macht keinen Ärger Weib und begleitet uns.” Grob faßte einer der anderen Soldaten nach ihrem Arm und wollte sie mit sich ziehen. Fedora wehrte sich und versuchte, sich aus dem Griff des Mannes zu befreien. ”Wie könnt Ihr es wagen Hand an mich zu legen?” Zornig funkelte sie die Män�ner an, welche erschrocken einige Schrit�te nach hinten gingen. Es war, als wür�den sie von kleinen Flammen durch�bohrt. In diesem Moment bog ein wei�terer Mann um die Ecke, welcher kurz das Geschehen beobachtete und dann schnellen Schrittes hinzueilte ”Was geht hier vor, Olan6 ?” Die Stimme donnerte seinem Gegenüber ins Gesicht. Erschreckt wandte sich die Wache von Fedora ab und das unangenehme Gefühl, was sich in ihnen ausgebreitet hatte ver�schwand. Sofort nahmen sie Haltung an. ”Wir haben eine Verdächtige Person aufgegriffen. Gerade wollten wir sie in Gewahrsam nehmen.” Der Legionär schluckte und begann zu schwitzen. Der D‘ascas Conius Corvin, der neue Heerführer der Truppen, stand vor ihm. ”Wie ich sehe, gelingt Euch das nicht!” Wie soll ich meine Befehle ausführen, wenn diese Tölpel noch nicht einmal mit einer Frau fertig werden? 6 Olan = Soldat (Reich des Feuers) Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij An Fedora gewandt, meinte er nur ”Was macht ihr hier? Ihr wißt genau, daß nach Anbruch der Dunkelheit niemand sein Heim zu verlassen hat!” Warum muß dieser Mann auftauchen? Mit den beiden Wachen wäre ich ja noch fertig geworden. Aber dieser Legionär sieht nicht so aus, als würde er mich ein�fach laufen lassen. ”Vielleicht seid Ihr ja vor lauter Pflicht�besessenheit erblindet, so daß Ihr mich nicht erkennt? Ich bin die Agia. Ich war unterwegs, um einem Menschen zu hel�fen, der diese Hilfe benötigte. Dazu ver�pflichtet mich mein Gelöbnis, welches ich einmal gab. Und ja, ich weiß, daß ich um diese Zeit nicht mehr unterwegs sein darf. Wie mir scheint, habt Ihr noch nie etwas von Nächstenliebe gehört.” Blanker Haß und Zorn schlugen dem Mann ent�gegen. Sie hatte ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle. Über Conius Corvins Gesicht huschte ein hämisches Grinsen. ”Die Agia, wie? Nun, kann es sein, das Ihr mit den An�ordnungen, welche nun gelten, nicht ein�verstanden seid? Irgend etwas lag in Eu�rer Stimme, die mich das vermuten läßt.” ”Da habt Ihr wohl richtig gehört. Ihr scheint zwar blind, aber nicht taub zu sein. Das läßt ja noch Platz für ein wenig Hoffnung.” Die Wache starrte sie mit of�fenem Mund an. Der D’ascas schien diesen Satz nicht wahrzunehmen. ”Habt Ihr einen Passier�schein?” Oh, nein. Ein Passierschein! Fedora schüttelte ihren Kopf. ”Und ich nehme an, das ihr mir nicht den Namen desjenigen nennen wollt, der Eurer so dringend bedurfte?” Die Agia ohne Passierschein, mitten in der Nacht, das ist interessant. ”Ihr seid schlauer als ihr ausseht.” Auch dies überhörte der D’ascas. ”Fe�dora Lor’ca. So ist doch Euer Name, nicht wahr?” Sie nickte abermals. ”Dann allerdings, sollten wir uns auf der Wache weiter unterhalten.” Er drehte sich abrupt um. Die beiden Wachen blieben wie ange�wurzelt stehen. Der D‘ascas bemerkte das Zögern der Männer. ”Was ist los? Die Frau ist festge�nommen!” Er winkte ungeduldig mit seiner Hand. Auch Fedora entging das Zögern der beiden Wachsoldaten nicht. ”Ich verlange von Euch, den Protector davon zu unterrichten, was heute Nacht geschehen ist. Und ich möchte nicht in Eurer Haut stecken, wenn er von anderer Seite davon erfährt.” Was bildet sich diese Person eigentlich ein? Der D‘ascas funkelte sie zornig an. Niemand wagt es, seine Anordnungen in Frage zu stellen. ”Wen ich wann über was informiere, überlaßt Ihr besser mir. Und nun rate ich Euch dringend, mitzu�kommen. Weitere Beleidigungen werde ich nicht dulden. Ansonsten lasse ich Euch gleich hier wegen Mißachtung eines militärischen Befehls und wegen Hoch�verrates aufhängen. Haben wir uns ver�standen?” Seine Stimme war bedrohlich leise geworden. \ Seit Tagen saß Fedora nun schon in die�sem feuchten Kerker fest. Es wurde ihr noch nicht einmal gestattet, eine Nach�richt in ihren Orden zu schicken. Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Man hatte sie über alles Mögliche ausge�fragt. Es galt, aufzuklären, ob sich die Priester gegen die Belange des Reiches gestellt hatten. Dann befragte man sie zu dem Verschwinden des Tempels des Golrooxquos. Außerdem war sie bekannt dafür, daß sie gerne Anweisungen igno�rierte. Und das sich die Agia Nachts, trotz Ausgangssperre herumtrieb, warf eben�falls kein gutes Licht auf sie. Da den Sol�daten ihre Aussagen nicht genügten, hat�te man sie in den Kerker gesperrt. Einmal am Tag kam dieser Conius Corvin bei ihr vorbei. Sie haßte sein überhebliches Ge�habe. Er fragte nie etwas. Er setzte sich ihr nur gegenüber und beobachtete sie. Sonst nichts. Nach einer kleinen Ewigkeit ging er dann genauso wortlos, wie er ge�kommen war. Oh, ich könnte mir die Zunge heraus�reißen. Warum hatte sie nicht einfach ihr vorlautes Mundwerk halten können? Hätte sie doch bloß bis zum Morgen ge�wartet. Oder wenigstens an einen Pas�sierschein gedacht. Maldito! Was war eigentlich mit ihr los? So überstürzt hatte sie ja noch nie gehandelt. Ihre Gefühle und Emotionen drehten anscheinend vollkommen durch. So konnte sie nichts erreichen. Hoffentlich macht Gaetano keinen Unsinn. Die Zellentür öffnete sich und Fedora wußte schon, wer herein kommen würde. Ein neuer Tag, ein altbekannter Besu�cher. Lässig schritt der Soldat herein. Hinter ihm wurde die Tür wieder geschlossen und verriegelt. Er nahm seinen Helm ab und legte ihn vorsichtig auf eine Pritsche. Dann schnallte er sein Schwert ab und legte es, eine Lücke lassend, ebenfalls da�rauf. Fedora kannte diese Prozedur und be�achtete ihn schon gar nicht mehr. Er machte sie wahnsinnig damit, und das war zweifelsohne seine Absicht. Sie ver�nahm ein Knarren, ein untrügliches Zei�chen dafür, daß er nun Platz genommen hatte. So saßen sie sich nun schweigend ge�genüber. Der Priesterin wurde bewußt, daß ihre Kleidung inzwischen einen unangeneh�men Geruch angenommen hatte. Ein Bad wäre jetzt genau das richtige. War ihre Tochter schon in Tizio? Ein Gedanke jag�te den nächsten. Nur nicht zu ihm hinse�hen, sonst würde sie vor Wut anfangen zu schreien. Corvin saß nur da und starrte die Frau an. In den letzten Tagen hatte er sie in�tensiv studieren können. Wenn sie nichts zu verbergen hatte, warum benahm sie sich dann so seltsam? So, wie jeden der letzten vier Tage, er�hob er sich nach etwa einer Stunde, legte sein Schwert wieder an, setzte seinen Helm auf und klopfte an die Zellentür. Bevor er ganz hinausgegangen war, ver�fehlte ihn ein Trinkbecher um Haares�breite, krachte gegen den Türrahmen, verspritzte einige Tropfen Wasser und fiel scheppernd zu Boden. Ungerührt ging der Mann weiter. Als sich die Tür hinter ihm schloß, lag ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. Der wachhabende Olan schaute ihn verdutzt an. ”Unser Gast scheint mit unserer Ver�pflegung nicht einverstanden zu sein. Ab heute wird sie gar nichts mehr bekom�men.” Der Olan nickte zum Zeichen, das er verstanden hatte. \ Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Medaz traf in Tizio ein und der alte Mar�cellus ließ ihn sofort zu sich rufen. ”Mein alter Freund, warum bist du so ungeduldig, mich zu sehen?” Parz betrat den Raum des Familienoberhauptes. Schwere Vorhänge verwehrten jeglichen Blick nach draußen. Das Kerzenlichte flackerte gespenstisch über Marcellus´ Gesicht und er sah aus, als wäre er um Jahre gealtert. ”Geht es dir nicht gut?” Besorgt kam Medaz näher. ”Nein, mein Sohn, es ist nichts.” Der alte Mann winkte Parz noch näher heran. Mein Sohn? Was stimmt hier nicht? Mar�cellus hatte ihn noch nie so genannt. ”Was ist mit dir?” Alarmiert kam Parz näher. Der alte Mann klopfte auf einen Sessel, der neben seinem stand. Einige Staub�wolken flogen hoch. ”Setz dich hierher und höre mir bitte genau zu. Dort auf dem Tisch liegen einige Gegenstände, welche du mitnehmen und sorgsam ver�wahren sollst. Ebenfalls liegen dort mei�ne Tagebücher. Ich möchte daß du sie liest. Außerdem habe ich Vorkehrungen getroffen, was nach meinem Tod gesche�hen soll.” ”Marcellus! Wie kannst du so etwas nur sagen ...” Dieser hob eine Hand. ”Laß mich ausre�den, mein Sohn. Eine Abschrift meines Testaments liegt bei den Sachen auf dem Tisch. Eine zweite, gleiche, habe ich bei einem Beamten hinterlegt. Ich möchte vermeiden, daß man behauptet, du hät�test damit etwas zu tun. Deshalb geschah das ganze während deiner Abwesenheit.” Der alte Mann hustete stark. ”Ich werde Hilfe für dich holen lassen.” Parz war aufgesprungen und wollte einen Bediensteten rufen. ”NEIN! Bleib hier und hör mir zu. In ei�nigen Tagen wird es mir schon wieder besser gehen. Trotzdem... Du wirst jetzt diese Sachen nehmen und zu niemandem ein Wort da�rüber verlieren. Und nun geh, laß mich allein.” Ungeduldig deutete er mit einer Hand zum Tisch hinüber. ”Was immer du von mir verlangst.” Ver�wirrt ging Medaz zu dem Tisch und er�kannte sofort, was für ihn bestimmt war. Erneut blickte er besorgt auf den alten Mann. Er nahm die Gegenstände an sich, doch ehe er das Zimmer verlassen konn�te, rief Marcellus ihn noch einmal zurück. ”Es wird dich sicherlich interessieren, daß man die Agia ins Gefängnis gesteckt hat.” \ Zur selben Zeit hatte sich Fedora gerade auf ihrer Pritsche ausgestreckt, als sich ein brennender Schmerz über ihre Brust ausbreitete. Sie griff unter ihr Gewand und zog das Amulett hervor. Seit dem Kampf gegen Golrooxquos hatte sie es nicht mehr abgelegt. Nun glühte es weiß�lich. Was bedeutet das? Noch einmal flackerte es kurz auf und dann lag es wie�der silbrig in ihrer Hand. Ein Schmerz in ihrem Nacken, den sie nur zu gut kannte, verstärkte sich. \ Am nächsten Tag betrat Corvin aber�mals die Zelle. Diesmal hatte er jedoch noch einen Becher mit Wasser dabei. Er stellte ihn in die Mitte des Raumes. Dann setzte er sich, wie immer, auf die Prit�sche. Fedora hatte so einen verdammten Durst. Warum hatte sie diesem Mann auch ihren Trinkbecher an den Kopf schmeißen müssen? Doch sie würde sich Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij eher ihre Adern aufkratzen und ihr eige�nes Blut trinken, bevor sie einen Schluck Wasser von diesem Mann annahm. Nachdem die Zeit um war, stand Corvin auf, nahm den Becher und drehte ihn um. Das Wasser floß auf den Boden und versickerte rasch. Halb in der Tür blieb er stehen und ohne sich umzudrehen mein�te er. ”Einen Namen.” \ Jede Nacht bekam Fedora Alpträume. Sie hörte immer ein unmenschliches Brüllen. Sie kannte es, hatte es schon ein�mal gehört. Nein, sie hatte es fühlen kön�nen. Als sie das Ei in ihren Händen ge�halten hatte. Es kam ihr so vor, als wäre das Ganze vor einer Ewigkeit geschehen. In ihren Träumen rannte sie durch den Nebel und konnte den richtigen Weg nicht finden. Verzweifelt suchte sie ihn. Sie sah ein Licht in der Ferne, doch sie erreichte es nie. Unruhig wälzte sie sich hin und her. Abermals fand sie den Weg nicht. Ihre Brust brannte. Dann überkam sie ein Glücksgefühl von solcher Reinheit und Klarheit, daß es weh tat. Aber schnell wurde es von einem unglaublich starken Schmerz überlagert. Jemand flüsterte ih�ren Namen, verlangend, fordernd. Wie�der und wieder. Ein Schrei hallte von den Kerkerwänden zurück. Schweißgebadet wachte sie auf. Es war ihre eigene Stimme, die Fedora gehörte hatte. Ihr Atem ging schneller. Sie stand auf, nur um sich wenig später in eine dunkle Ecke zu setzen. Sie zog ihre Beine an ihren Bauch und klammerte sich mit ihren Armen daran fest. Wirr und naß hingen ihre Haare im Gesicht. Mit weit geöffneten Augen starrte sie in die Dun�kelheit. Tränen liefen über ihre Wangen. \ Neun Tage waren bereits vergangen und Fedora hockte immer noch in ihrer Zelle. Sie fühlte sich schmutzig und elend. Nicht nur äußerlich. Corvin saß ihr gegenüber und starrte sie unentwegt an. Sie vermied es, ihn anzu�sehen. Sein freches Grinsen war nicht mehr zu ertragen. Plötzlich stand sie auf. Alles war besser, als einfach nur dazu�hocken. Langsam umkreiste sie den Be�cher auf dem Boden. Corvin hob interessiert eine Augen�braue. Sie blieb stehen. Würdevoll, mit hoch erhobenem Kopf stand die Agia vor dem Becher und schaute Conius Corvin an. Dann hob sie ihren Fuß ein klein wenig und schubste den Becher um. Er kullerte davon und das Wasser verteilte sich auf dem Boden. Corvin schnaufte hörbar. Mit wenigen Schritten war er bei Fedora und riß sie grob an ihren Handgelenken nahe zu sich. ”Ihr werdet reden, dafür sorge ich schon noch.” Kühl sah sie ihn an. ”Dann wünsche ich Euch viel Glück dabei.” \ ”Was macht unsere Gefangene?” Conius stand an einem Fenster seines Raumes und starrte in die Mittagssonne. Seine Hände hatte er lässig hinter dem Rücken verschränkt. Er war einige Tage nicht in Tizio gewesen. ”Nicht viel. Jede Nacht hallen ihre Schreie durch das Gewölbe und tagsüber wandert sie ruhelos in der Zelle auf und ab.” Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij ”So scheint sie ja noch am Leben zu sein.” meinte er kalt. ”Heute wird mein Mahl für zwei sein. Wenn alles fertig ist, führe die Gefangene in meine Räume.” ”Natürlich. Wie Ihr befehlt.” Danach entfernte sich der Legionär. Conius starrte nach draußen. Die Men�schen in dieser Provinz reagierten schnell auf Dinge, die ihnen nicht gefielen. Seine Informanten konnten schon einige Tage nach bekanntwerden der Befehle aus Di�thorno feststellen, daß sich Widerstand gebildet hatte. Leider waren sie nicht schlau genug gewesen, Auseinanderset�zungen aus dem Wege zu gehen, welche für sie tödlich endeten. Hätte diese Frau, diese Agia nicht so zornig reagiert, er hätte sie mit Sicherheit laufen lassen. Jetzt wollte er herausfin�den, wo sie in jener Nacht war, und wa�rum sie so beharrlich darüber schwieg. Immerhin war sie die Agia und vertrat somit den Priesterrat. Wer sonst, wenn nicht sie, konnte ihm alle nötigen Informationen geben? Bald würde sie ihm alles erzählen, was sie wußte, dessen war er sich sicher. Sie war nicht die erste, die unter seinen Me�thoden zusammenbrechen würde. In Tizio hatte es sich herumgesprochen, daß die Agia festgenommen worden war. Jeden Tag erschien eine der Schwestern, aber niemand durfte zu der Gefangenen. Auch eine Taktik, die ihn schon oft zum Erfolg geführt hatte. Er besaß Zeit, jede Menge Zeit. Daß sie den Protector persönlich kann�te, beeindruckte ihn nicht. Er war ein Mann, der sich aus Titeln und Würden�trägern nicht das Geringste machte. Außerdem hatte dieser die Proklamation selber verfaßt. Sicherlich würde es auch den Protector interessieren, was die Agia wußte. \ ”Mitkommen.” Die Wache bellte den Be�fehl in die Zelle. Fedora sah verwundert zur Tür. ”Los Beeilung.” Der Mann zog sie un�sanft am Arm und führte sie schnellen Schrittes aus dem Gewölbe heraus, nach oben. Fedora hob eine Hand vor die Au�gen. Sie hatte kaum Licht dort unten in ihrer Zelle und die plötzliche Helligkeit blendete sie. Die Wache klopfte an eine Tür und öff�nete sie. ” Die Gefangene, D‘ascas Cor�vin.” ”Danke. Bringt sie herein und wartet draußen.” Fedora blieb schwankend stehen. Die Gerüche, welche ihr entgegen strömten, raubten ihr die Luft zum atmen. Ein Schmerz durchfuhr ihren Bauch und sie versuchte, ihre Hände nicht davor zu halten. ”Kommt näher.” Sie erblickte Corvin. Er saß da, mit einem gebratenen Yopok�schenkel in der Hand, und deutete ihr damit, wo sie sich hinstellen sollte. Dann biß er herzhaft in das Fleisch. In letzter Zeit war er nicht mehr gekommen. Dafür hatte man ihr aber jeden Tag einen halben Becher Wasser gebracht. Fedora stolperte nach vorne, bis sie ihm gegenüber stand. Sie sah, daß für zwei Personen gedeckt war. ”Wenn Ihr mir verratet, wo Ihr in jener Nacht gewesen seid, gehört dies alles Euch.” Er nahm einen Becher zur Hand und trank den Inhalt mit einem Zug aus. ”Setzt Euch.” befahl Corvin. Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Fedora schüttelte ihren Kopf und blieb stehen. Der D’ascas zog eine Augenbraue nach oben. ”Einen Namen. Mehr möchte ich von Euch nicht hören.” Er stand auf und umkreiste langsam die Priesterin. ”Das kann doch nicht so schwer sein. Oder wollt Ihr einfach nicht begreifen?” Er blieb vor ihr stehen. Schweigend sah sie an ihm vorbei. Gerade so, als würde sich hinter seinem Rücken etwas befinden, was sie mehr faszinierte, als seine Worte. ”Habt Ihr Euch schon einmal überlegt, was mit Eurem Orden geschehen kann?” Er kam näher heran. Leise flüsterte er ihr zu. ”Oder mit Eurem Kind?” Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, ihre Nasenflügel bebten. ”Wenn Ihr meiner Tochter etwas antut, seid Ihr ein toter Mann.” erwiderte sie eben so leise, aber es klang nicht weniger gefährlich. ”Den Namen!” Fedora schloß ihre Augen und schwieg. Unkontrolliert überkamen sie diese Ge�fühle. Sie hörte ein Weinen. Ein Weinen von vielen. Sie sah Blut und Tränen. Sie spürte Angst. Der Tod war greifbar. Sie schwankte. In diesem Moment wurde ihr klar, das sie mit aller Macht und so lange sie lebte, gegen diesen Staat kämpfen würde. Sie würde den Menschen und dem Land die Freiheit bringen, da war sie sich sicher. Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. Nein, vor diesem Mann, der das Militär des Reichs des Feuers auf so grauenhaf�te Weise verkörperte, werde ich nicht kriechen. ”Ich bitte darum, wieder in meine Zelle gebracht zu werden.” Die Agia sprach mit ruhiger Stimme. Dann öffnete sie ihre Augen und betrachtete ihn gütig. Erschrocken wich der D’ascas einige Schritte zurück. Ein Leuchten hatte sich über die Frau gelegt. Schweiß perlte über seine Stirn. Was geschieht hier? Trotz ihres mittlerweile herunter ge�kommenen Aussehens, strahlte sie plötzlich eine nicht menschliche Würde und Kraft aus. Ihre Blicke trafen sich und ihm war, als würde sie sein Innerstes erforschen. Fedora schien völlig verändert. Sie trat einen Schritt auf ihn zu. Ihre Stimme klang dunkel und drohend. ”Ihr ahnt ja gar nicht, mit wem Ihr Euch angelegt habt.” Die Luft um sie herum verdunkelte sich. Sie streckte einen Arm nach vorne, ballte ihre Hand zu einer Faust und zog sie schnell zurück, gerade so, als halte sie darin Fäden. Corvin stol�perte auf Fedora zu. ”Ich rate Euch dringend, mich freizulas�sen. Und mich dann nie wieder zu be�lästigen, sonst ...” Fedora berührte die Brust des Mannes und ein stechender Schmerz durchzog seinen Körper. ”WACHE !!!” Ein Olan erschien. ”Ja!” Fedora blickte sich um und das Strahlen in ihren Augen verschwand. Alles schien wieder vollkommen normal zu sein. Cor�vin bemerkte sofort, das ihre Kraft unter�brochen war. ”Bringt die Frau zurück in Ihre Zelle, sofort!” Nachdem Corvin alleine war, rang er um Fassung. Er hatte in seiner Dienstzeit schon einiges erlebt, doch so etwas noch nicht. Er griff hastig nach seinen Becher Wein und leerte diesen mit einem Zug. Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Sofort schenkte er sich nach. Mit zittern�der Hand fuhr er über die Stirn und ent�fernte sich die Schweißperlen. ”Wache!” Erneut kam ein Legionär herein. ”Hole mir sofort Mamercus.” \ Kurz nachdem Fedora sich wieder in ih�rer Zelle befand, mußte sie sich überge�ben. Was war passiert? Ohne ihr Dazutun hatten die Dinge ihren Lauf genommen. Sie zitterte am ganzen Körper. Sie wünschte, es gäbe einen Weg, hier heraus zu kommen. Was mache ich eigentlich hier? Wie lange sie es an diesem Ort noch aushalten konnte, wußte sie nicht. Ihre Brust brannte wieder und Fedora zog das Amulett hervor. ”Warum glühst du immer so?” In ihrem Kopf hämmerte es und er schien platzen zu wollen. Sie hörte einen Schrei. ”Neeeiiiiin!!! Laß mich in Ruhe!” brüllte sie heraus. Die Wände drehten sich, schneller und schneller. Der gesamte Kerker verschwamm vor ihren Augen. Dann wurde es Dunkel. ... \ Corvin stieß die Zellentür auf und ge�meinsam mit Mamercus betrat er den Raum. Doch dieser war leer. ”Wie kann das sein?” fragte Mamercus seinen Vorgesetzten. Corvin reagierte nicht auf die Frage. Er drehte sich wütend um und verschwand. \ Die Dunkelheit zog sich zurück, der Ne�bel lichtete sich. Fedora blickte verwirrt umher und traute ihren Augen kaum. Sie befand sich tatsächlich in einem Bade�zimmer. Weiße, mit Marmor verkleidete Wände und Säulen, wohin sie schaute. Die Wände waren mit Fresken verziert, manche dezent, manche weniger. Überall standen Liegen aus dunklem Holz mit kleineren Tischen und verschieden große Becken. Kleine Springbrunnen vervoll�ständigten das Bild. Becken und Springbrunnen bedeuteten Wasser. Ohne sich weiter mit ihrer Um�gebung zu beschäftigen stürzte sie sich auf das lang entbehrte Naß. Immer mehr der köstlichen Flüssigkeit ließ sie die ausgedorrte Kehle hinunter fließen, bis die Menge, die sie getrunken hatte, dem Inhalt des Binnenmeeres entsprach. Sie wischte sich mit ihrem Arm das Wasser von den Mundwinkeln, welches daran herunter geflossen war. Wirklich ein großes Badezimmer, dach�te sie sich und kein Vergleich mit der Zel�le in Tizio, in der sie gerade eben noch gewesen war. Bevor Fedora sich weiter über ihren Aufenthaltsort Gedanken ma�chen konnte, wurde sie durch ein kräfti�ges Räuspern unterbrochen. Sie fuhr herum. Ihre Augen begannen gefährlich zu leuchten. Ihre Wünsche waren Wirklichkeit ge�wor-den.Dort stand Lucius. Bevor er den Satz ”Wie siehst Du denn aus!” beenden konnte, stürzte sich die Priesterin mit Gebrüll, welches an eine wütende, wahn�sinnige, Wildkatze erinnerte, auf den überraschten Protector und würgte ihn. Er hatte Schuld an allem, dieser Mist�kerl. Allzu weit kam sie mit ihrem Mordab�sichten nicht, denn man trennte beide. Asceo hatte Fedora gepackt und zog sie vom Protector fort. Sie schrie vor Wut und streckte ihre Arme in die Richtung von Lucius. Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij ”Laß mich los, Maldito! ... Ich werde ihm die Augen auskratzen ... Bij lúz ... Maldito ...tù peqúenó t’chútchó ... Sa’grato Mjerda 7 ...!!!” Sie fluchte lauthals und versuchte sich loszureißen. Asceo hielt sie aber so fest, daß es ihr nicht gelang. Langsam beru�higte sie sich. Ki’ansi half dem nach Luft schnappen�den Protector auf die Beine. Er zog ver�wundert eine Augenbraue in die Höhe, sagte jedoch kein Wort. Nachdem Fedora allmählich wieder ihre Beherrschung wiedererlangte, ärgerte sie sich über sich selbst. Wie konnte sie nur derart reagieren? Was stimmte mit ihr nicht? ”Ist schon gut. Du kannst mich los las�sen.” Asceo blickte erst auf Fedora und dann auf Lucius. Als dieser leicht mit dem Kopf nickte, kam er ihrer Aufforde�rung nach. Wahrscheinlich hatte der D’ascas ”ver�gessen” zu erwähnen, daß sie im Kerker Tizios saß und der ausnahmsweise un�schuldige Lucius hatte gerade erst davon erfahren. Wehe ihm, wenn es anders sein sollte. Diese Bande von Strolchen hatte sie auf eine Art befreit, die typisch für sie war, aber ... mußte es ausgerechnet ein Badezimmer sein. Warum kein Speise�saal? ”Weiß einer, wie wir hierher kommen?” Asceo klang verwirrt. Er blickte noch einmal kurz zur Agia, wandte sich dann aber den anderen zu. ”Ich nehme normalerweise die Treppe. Aber heute…”, sagte der Protector, den Zwischenfall ignorierend. ”Aber ihr habt mich doch…”, setzte Fe�dora verwundert an. 7 Beim Licht verdammt, du kleine Kröte, ... heilige Sc ... Alle redeten wild durcheinander, da störte ein lautes Knacken das Geplapper. Abrupt breitete sich Stille aus, nur durchbrochen von dem hellen Ton der entstand, als Asceo seine Waffe zog. Alle fuhren herum und waren bereit sich der Gefahr zu stellen. Doch wo war die Gefahr? Vor ihnen stand nur das Ei. Das Ei, welches die Männer aus einem Toquatekentempel als Andenken mitge�bracht hatten und das sie aus einer Laune heraus begonnen hatten auszubrüten. Keiner hätte je geglaubt, daß etwas aus dem Ei schlüpfen würde. Doch jetzt durchzogen dünne Risse die Schale und etwas schien von Innen zu drücken. Die ersten Splitter begannen abzuplatzen und fielen zu Boden. Erst jetzt bemerkten sie, daß jeder der Anwesenden ein ähnlich gearbeitetes Amulett um den Hals trug, welche alle angefangen hatten zu leuchten. Keiner wagte auch nur zu atmen. Die ehrfurchtsvolle Stille wurde unerwartet von Asceo unterbrochen: ”Wenn es Ma�ma! zu mir sagt, bringe ich es um!” Immer größer wurde die Öffnung und das gleiche Licht, welches auch aus den Amuletten leuchtete, strahlte aus dem Ei. Etwas schien sich im Innern zu bewegen. Etwas, das herauswollte. Ein letztes Knacken, dann war die Öffnung groß ge�nug und ein kleiner echsenartiger Kopf auf einem langen, dünnen Hals lugte hervor: ‚Ma...!” Ein ”..pa” kam von einem zweiten Kopf, dann erschienen ein dritter, ein vierter und sogar ein fünfter Kopf. Alle Köpfe schnatterten wild durcheinander, ein Wort, welches der eine begann, beendete ein anderer. Schnell beruhigten sie sich Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij und begaben sich daran, den Rest der Schale zu zerstören. Wer mehrere Körper erwartet hatte, wurde enttäuscht. Nur ein Leib war es, in dem alle Hälse endeten. Heraus kam eine kleine Echse mit fünf Köpfen und einem langen Schwanz. Die Schuppen glänzten in einem warmen Grün-Braun und jeder der Köpfe besaß, im Licht der Fackeln betrachtet, eine andere Schattierung. Von diesem Wesen schien keine Gefahr aus-zugehen. In drei der Anwesenden breitete sich ein Gefühl von Frieden und Vertrautheit aus, so als ob dieses Wesen ein alter Freund sei, den man schon immer gekannt hatte. Nur der vierte verhielt sich anders. Ki’ansi war bleich wie ein Leichentuch geworden. Einer der Köpfe sah ihn an, aus den Augen funkelte Neugier. Nun be�merkte ihn ein zweiter Kopf und es dau�erte nicht lange, da war der Magier Mit�telpunkt der Aufmerksamkeit aller Köpfe. Er bekam Atemnot und glitt langsam zu Boden. Der Blick des Wesens hatte sich geän�dert. Aus Neugier war Wissen geworden und Verständnis. Ki’ansi ertrug diesen Blick nicht länger, fiel endgültig auf die Knie, vor Verzweiflung laut schluchzend. Eine Träne rann an seiner Wange hinab, groß und grün- milchig leuchtend. Auf ihrem Weg hinab löste sie sich langsam auf. Nun drückte der Blick Vergebung aus. Ki’ansi hielt nicht länger stand und stürzte aus den Thermen. Sofort schnat�terten die Köpfe erneut miteinander. Keiner der Anderen hatte auch nur den Schimmer einer Ahnung, was hier gerade vor sich gegangen war. Fedora wollte dem Magier hinterhereilen, doch der Protector hielt sie zurück. ”Wir sollten uns erst mal um ‚Was auch immer das ist’ kümmern. Er wedelte hilflos mit der Hand in Richtung der Köpfe. “Der Kleine kommt schon zurecht.” Die Agia sah ihn fassungslos an. Wieder einmal verstand sie nicht, wie ein Mensch so kühl und pragmatisch sein konnte, aber sie sah widerwillig ein, daß er Recht hatte. ”Auf dieses Ding hier paßt die Beschrei�bung einer Hydra”, meinte Lucius. Asceo nahm den Faden auf ”Hat einer von euch bei den Mythen der Toquateken oder ei�nes anderen Stammes von einer Hydra gehört? ... Ich nicht!” Er schaute skep�tisch auf das Geschnatter vor sich. ”Was sollen wir mit der ‚Hydra’ ma�chen?” Die Männer sahen verblüfft zu Fedora hinüber. Deren Stimme war sanft geworden, entschieden zu sanft für ihren Geschmack. “Wir können sie doch nicht einfach hier alleine lassen?” Sie war näher an das Tier herangetreten und streichelte liebevoll einen der Köpfe. Dieser reagierte ausgesprochen entzückt und schloß genüßlich die Augen. Sofort stellten die anderen Köpfe ihr Geschnat�ter ein und schauten ein wenig neidvoll dieser Liebkosung zu. Mit einem kollek�tiven Seufzer sahen sie bittend zu Fedora hoch. ”Wir werden sie aufziehen.” meinte Lu�cius nur. ”Aber vorher befragen wir den MAGHAN.” Er schien sich zu konzentrieren. Lucius hatte vor, einen Feuerdämon zu rufen, der ihn ins Sanktum tragen sollte. Nach einer ganzen Weile öffnete er die Augen ”Es geht nicht.” stellte er verblüfft fest. ”Ich kann keinen Feuerdämon rufen, der uns ins Sanktum bringt. Es ist unmög�lich, eine Verbindung aufzubauen!” Fedora verstand die Aufregung nicht. Einen Feuerdämon herbei zu rufen war Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij keine Kunst, aber was war dieses Sank�tum? Nacheinander versuchten auch die an�deren Männer ihr Glück, doch keinem gelang das Erwünschte. Es gab keinen Weg ins Sanktum. Die Verbindung zum MAGHAN und dem Cron'Mar war erloschen! \ Epilog Drei Menschen saßen ziemlich erschöpft in einem Speisesaal des Palastes. Zuvor hatten sie das Neugeborene gefüttert. Es war faszinierend gewesen festzustellen, daß jeder der Köpfe einen anderen Ge�schmack hatte. Einer bevorzugte Fleisch, der andere Obst. Ein weiterer war auf Fisch eingeschworen, der Vierte mochte Gemüse. Der fünfte Kopf war ein Süß�maul, er liebte Honig und Kandiertes. Als die Hydra endlich satt war und nach einer letzten Liebkosung jedes einzelnen Kopfes eingeschlafen war, kam auch Fe�dora dazu, sich zu erholen. Sie aß reich�lich, aber nicht gierig. Dabei ließ sie Lu�cius zu keinem Zeitpunkt aus den Augen, ihr Blick war immer noch wütend und brannte auf seiner Haut. Er hatte zwar inzwischen erraten, daß etwas mit ihr ge�schehen war, wofür sie ihm die Schuld gab, aber er wußte noch immer nicht, was es gewesen war. Eine zweite Person war ebenfalls eher schweigsam und mürrischer als sonst: Asceo. Auch ihm schien eine Laus über die Leber gelaufen zu sein. In dieser bedrückenden Stille ergriff Lu�cius endlich das Wort. “Was habe ich getan?” “Was du getan hast? Gute Frage. Erst schließt du den Priesterrat und die Curie in Tizio. Dann verhängt dein D’ascas ein Ausgangsverbot und ....” Asceo machte eine kurze Pause, ”...und sperrt unsere Agia in den Kerker. Wegen Verletzung der Ausgangssperre und ihrem ...” Er lächelte. ”...losem Mundwerk.” ”Mein WER hat WAS?” Der Protector war für wenige Augenblicke sprachlos, ein Zustand, der nicht oft eintrat. ”Dein geschniegelter Zinnsoldat, den du einfach vor meine Nase gesetzt hast ...” begann Asceo und Fedora beendete den Satz: ” ... und der mich eingesperrt hat und nun seit mehreren Tagen versucht, Namen der Widerstandsbewegung von mir zu erfahren. Maldito, was für eine Widerstandsbewegung? Er hat doch si�cherlich nicht ohne Befehl gehandelt, oder?” Ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter und die Stimmung begann, sich erneut aufzuheizen. ”Das ist nicht mein Zinnsoldat. Er ist ein reichstreuer Legionär und das ist alles was zählt. Wenn er sich in Tizio aufführt, als gehöre ihm die Welt, wird man das Reich noch mehr hassen lernen. Und du, Asceo, wirst erneut der Retter Tizios sein ... wenn die Zeit reif dafür ist. Es war besser, dir nichts zu sagen. Deine Abneigung wirkte dadurch natürlicher.” Lucius schaute Verständnis heischend zu Asceo. Dieser begnügte sich damit in seinen Pokal zu starren und nichts zu erwidern. Zur Untätigkeit Verdammt! Tizio geht so langsam vor die Hunde, anstatt zu ei�nem neuen Tarcy zu werden, wie er es versprochen hatte. Natürlich wußte As�ceo, daß all dies geschehen mußte. Im�merhin stammte dieser Teil ihrer Pläne von ihm. Die Sarinkai hatten ebenfalls von ihm verlangt, untätig zu bleiben. Trotzdem war ihm nicht wohl, Fedora lei�den zu lassen. Märtyrertum war seine Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij Aufgabe. Gleichwohl war ihm bewußt, daß seine Stunde kommen würde. Nur dieses Geschöpf hatte er nicht vor�hersehen können und auch die Seherin�nen hatten geschwiegen, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, das ihnen diese Vielköpfige Scheußlichkeit verborgen ge�blieben war. Das Band aus Haar um seinen Hals fing wieder an auf seiner Haut zu brennen. ”Und jetzt erzählst du uns noch das Märchen, wie du die Welt erschaffen hast, wir trinken alle unsere warme Milch und gehen brav ins Bettchen.” Fedoras Stimme triefte vor Hohn. ”Das mache ich mit meiner Tochter, aber mit mir kannst du das nicht machen.” ”Ich wußte wirklich nichts davon, daß man dich eingesperrt hat.” Lucius Stim�me war sanft und sein Blick mitfühlend: ”Ich bedaure alles, was dir widerfahren ist. Bitte verzeih mir.” Ein erneutes Schnaufen unterbrach ihn. ”Corvin wird für seine Eigenmächtigkeit büßen, aber jetzt noch nicht. Im Moment ist es nützlicher, ihn dort zu lassen, wo er ist. Bitte glaub mir.” ”Kannst du mir auch sagen, was ich jetzt machen soll? Zurück nach Tizio gehen um Corvin alles zu erklären?” Sie war im�mer noch wütend. ”Das wäre, glaube ich keine so gute Idee. Du bist immerhin aus dem Kerker ent�kommen. So wie ich Corvin einschätze, dürfte er auf dich schon ein Kopfgeld ausgesetzt haben.” Er kratzte sich ver�legen am Kopf. ”Du meinst ...” schockiert sah Fedora zu Lucius. ”Ja.” Lucius blickte betreten in seinen Becher. Sie holte tief Luft. ”Nun gut Lucius, dann sage ich dir Folgendes: Ich bin nicht gewillt, das alles länger hin zu neh�men.” Sie blickte sich um und ein gefähr�liches Funkeln war in ihre Augen getre�ten: ”Ich weiß nicht, was eure Pläne sind, aber ich werde gegen diesen Staat mit al�len mir zu Verfügung stehenden Mitteln kämpfen ... entweder mit oder ohne euch, das schwöre ich." Fedora sah in die Gesichter der Männer. Diese wichen ihrem Blick aus, wußten nicht, wo sie hinschauen sollten. Sie ver�stand und verlegte sich aufs Bitten. ”Meint ihr nicht, ein wenig Ehrlichkeit wäre nun angebracht? Verlange ich zuviel von euch wenn ich gerne wüßte, warum dies alles geschieht? Ich hätte ein ruhiges und beschauliches Leben führen können. Ohne euer Dazutun hätte ich im Rat nie�mals die Wahl gewonnen ... Sa’grato mjerda ... Lucius! ... Du hast dies alles von langer Hand geplant ...?” In plötzli�chem Verstehen wirbelte Fedora herum und deutete mit vor Wut bebendem Fin�ger auf ihn. ”Natürlich”, erwiderte Lucius knapp. Fedora sank auf ihren Stuhl zurück. Sie glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können. Völlig gelassen goß sich Scaevola Wein ein und trank davon, bevor er wei�ter sprach. ”Das Reich kämpft mit dem Rücken zur Wand. Ihm gehen Geld und Soldaten aus und da besann man sich auf die ach so ungeliebten Kolonien. Jeden Tag saugt die Alte Welt unsere Heimat mehr und mehr aus. Doch in den Augen der Bevölkerung sind WIR das Reich. Wenn die Volksseele überkocht, werden wir mit ihm untergehen und alles verlie�ren, was uns hier so lieb und teuer ist. Was ich tat und tun werde ist notwendig Hijklmnopqrsb PQRS\abcdefij für unser aller Überleben!” Er lehnte sich zurück und sah sie abwartend an. Fedora war fassungslos. Sie war die gan�ze Zeit nur benutzt worden. Sie war die Einzige, die nicht in ihr normales Leben zurückkehren konnte. Ihre Tochter, die Mädchen ... Sie hatte gedacht, diese Män�ner wären ihre Freunde. ”Wenn Fiona etwas geschieht, bringe ich dich um.” Fedoras Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern, aber ihr Ton und ihr Blick waren eisig. ”Die Marionette hat soeben die Fäden durchschnitten, mein ….Freund.” Asceo zuckte bei der Betonung dieses Wortes zusammen und warf einen Blick auf Scaevola. Der Protector hatte seinen Kopf gesenkt, die Hände in einer wehrlo�sen Geste weit ausgebreitet. Minuten vergingen, in denen man eine Stecknadel auf den Marmor des Speise�saals hätte fallen hören können. Dann setzte Fedora das liebenswürdige Lächeln einer angriffsbereiten Kobra auf, ihre Augen glänzten gefahrvoll. “Wenn wir nun schon dabei sind, das Reich zu hin�tergehen, meine Freunde, dann könnt ihr mir doch auch sagen, wer ich bin?" Die Männer blickten sich peinlich be�rührt an. “Weißt du, ...” begann Asceo, “Es ist nämlich so ...” “... Du bist die Agia Fedora Lor’ca. Von den Schwestern des Lichts. Was davor war, bleibt besser unausgesprochen.” be�endete Lucius das Gestammel. Sein Ton�fall ließ keinen Zweifel daran, daß er die�se Diskussion als beendet betrachtete. “Sa’grato Mjerda, lé lócó gu’sanós .... xucjós truh’án ... !!!8 ” fluchte Fedora ein letztes mal. 8 Ihr verrücktes Gewürm ... Dreckige Gauner ... Den Rest des Mahles beschlossen sie schweigend. Jedes weitere Wort wäre an diesem Abend zuviel gewesen. Allen war klar, daß die letzte Runde des Spieles be�gonnen hatte und es würde lange dauern, sie zu beenden. \ In einem der Laboratorien im Keller des Palastes sah es aus, wie auf einem Schlachtfeld. Überall lagen zersplitterte Flaschen und Destillen. Kleine Seen aus einer milchig grünen Flüssigkeit hatten sich auf dem Boden gebildet und lösten sich nun lang�sam auf. In einer Ecke, hinter einer Werkbank, kauerte Ki’ansi; und sein Schluchzen war lang und klang verzwei�felt ... \