Marcellus, mein alter Freund: Unterschied zwischen den Versionen

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<div style="position:absolute;left:60%;top:10px;">'''Aus den Chroniken des Widerstandes'''
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'''Aus den Chroniken des Widerstandes'''
''“... Schaue zuerst auf Dich,''
''“... Schaue zuerst auf Dich,''


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Mareikje Groß
Mareikje Groß


März 2005
März 2005


Schwarz hingen die Wolken über Tizio und verhießen nichts Gutes. So dunkel der Himmel war, so dunkel war es auch in den Herzen der Bewohner dieser Stadt. Schreckliche Zeiten waren angebrochen. Es herrschte immer noch eine Ausgangssperre und die Soldaten patrouillierten unablässig die Straßen Tizios. Hinter vielen Fenstern flossen Tränen der Verzweiflung, weil man ihre Kinder zum Wehrdienst eingezogen hatte. Jene, die sich mit viel Gold davon freikauften, hatten, zum Schutz vor übergriffen, die Zahl der eigenen Haustruppen erhöht. Verleumdungen waren an der Tagesordnung. Keiner traute dem anderen. Im Palazzo der Familie Marinus durchschritt Parz Medaz nervös seine Gemächer. Tiefe Sorgenfalten hatten sich in seinem Gesicht gebildet und sein Haar war eine Spur grauer geworden. Er war dabei, seine Gedanken zu ordnen, welches ihm allerdings nicht sehr gut gelang. Eigentlich sollte er nicht unruhig hier umhergehen, sondern viel mehr bei seiner Frau sein, um die es nach der Rückkehr aus Sumano nicht zum Besten stand. Die
Rückreise war zu beschwerlich für sie gewesen. Er hätte darauf bestehen sollen, das sie noch nicht mit ihm nach Hause zurückkehrte. Aber Marzella hatte ja unbedingt mit ihm reisen wollen. Vor allem, nach dem sie erfahren hatte, daß die Schwestern des Lichts für den Rückweg unter seinem Schutz stehen würden. Der Streit, welcher darauf folgte, war der heftigste gewesen, den beide bisher ausgefochten hatten. Oh, hätte er doch nie nachgegeben. Wenn ihr oder dem Kind etwas zustoßen würde, könnte er sich das nie verzeihen. Aber wie Marzella vor ihm gestanden hatte, so jung, irgendwie hilflos und doch gewaltig in ihrem Zorn, war etwas mit ihm geschehen. Er empfand plötzlich eine tiefe Zuneigung zu seiner Frau. Nun lag sie schon seit über einer Woche im Bett und nur ihre Zofe und Marzellas‘ Heilkundiger durften ihre Gemächer betreten. Dieser versicherte Medaz immerhin, das keine Gefahr für das ungeborenes Kind bestehen würde. Unruhig strich er mit seinen Fingern durch das Haar. Seine Gedanken machten einen Sprung. Er dachte an jenen Augenblick, als Marcellus ihm erzählte, was mit der Agia geschehen war. Und daran, wie machtlos er sich gefühlt hatte. Er war sofort zum Konvent geeilt, nicht wissend, ob Kore überhaupt mit ihm reden würde. Er wußte, das sie ihn nicht mochte, ja ihn sogar haßte. Warum sollte sie also ausgerechnet mit ihm über die Agia reden? Zu seiner Erleichterung war die Priesterin zu einem Gespräch mit ihm bereit gewesen. Aber die Priesterin wußte auch nichts genaues. Jeden Tag war sie zu den Legionären gegangen, mit der Bitte, Fedora sprechen zu dürfen, allerdings ohne Erfolg. Niemand teilte ihr mit, warum die Agia festgehalten wurde, oder ob sie überhaupt noch hier war. Vor einigen Tagen waren ihm dann die Steckbriefe aufgefallen. Die Agia war aus ihrem Gefängnis entkommen und wurde nun gesucht: Wegen Hochverrat!
Was hatte sie bloß angerichtet, daß es so weit gekommen war? Diese Frau war Halsstarriger als es gut für sie war. Auch die Sorge um seinen Schwiegervater setzte Medaz zu. Marcellus ging es immer noch nicht besser, im Gegenteil, von Stunde zu Stunde stand es schlechter um ihn. Parz setzte sich. Grimmig starrte er auf die Berge von Arbeit, die sich auf dem Tisch vor ihm auftürmten. Marcellus hatte ihm vor kurzem die ganzen Familienverpflichtungen übertragen. Verärgert schob er einen Stapel Papiere beiseite, öffnete eine kleine Lade und zog einige Bücher heraus. Lieber las er in den Aufzeichnungen von Marcellus. Dazu hatte er bis jetzt keine Zeit gefunden. Vielleicht  konnten die ihn ja ein wenig ablenken.
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Nach Stunden erhob er sich. Die Kerzen waren fast vollständig herunter gebrannt und flackerten wild. Müde rieb sich Medaz über die Augen. Er konnte nicht fassen, welch finstere Geheimnisse die Tagebücher bewahrten. Er öffnete eine kleine Holzkiste, entnahm eine Kerze, entzündete sie und steckte diese auf den heruntergebrannten Stummel. Danach wanderte er wieder unruhig in seinem Raum auf und ab. Der alte Mann war vom Lumen Vita abhängig. Schon seit so langer Zeit nahm er dieses Zeug. Medaz schüttelte seinen Kopf. Wie konntest du so etwas nur machen, alter Freund? Für so dumm hätte ich dich nicht gehalten. Nun wußte er auch, warum es Marcellus immer schlechter ging. Die Dosis an Lumen Vita in seinem Körper war so gut wie verbraucht, der Verfall hatte schon eingesetzt. So wie es aussah, war seine jährliche Lieferung noch nicht eingetroffen. Ja, Medaz wußte, welch grauenhafte Wirkung dieses Zeug auf Körper und Geist ausübte. Es hatte bestimmt auch einige nicht unwesentliche Vorteile, aber trotzdem war Parz nie in  Versuchung geraten, selbst dem Lumen Vita zu verfallen. Wenn man auch nur einmal etwas von diesem Zeug nahm, war man für den Rest seines Lebens davon abhängig. Warum war ihm nicht schon eher aufgefallen, was mit seinem Schwiegervater passierte? Ich werde langsam nachlässig. Dieses ruhige Leben ist Gift für mich. Medaz hatte außerdem durch die Aufzeichnungen erfahren, daß die Söhne seines Freundes elend durch die Abhängigkeit vom Lumen Vita krepiert waren. Marzella wußte von all diesen Vorgängen nichts, und so sollte es auch bleiben. Wenn sie auch nur das geringste davon ahnen würde ... Er mochte gar nicht daran denken ... Medaz blieb vor seinem Tisch stehen und ergriff ein kleines, sorgfältig verschnürtes Päckchen. Vorsichtig löste er die Bänder, schlug den Stoff auseinander und erblickte ein Amulett. Darunter befand sich ein Stück Pergament. Medaz nahm das Amulett in die Hand und betrachtete es genau. Umrankt von Holz lag eingebettet eine Silbermünze darin. Irgendwie erinnerte ihn die Form des Holzes an eine Lyra. Ihm war, als hätte er solch ein Schmuckstück schon einmal gesehen. Aber ihm fiel nicht ein, wo? Dann legte er es auf den Tisch, nahm das Pergament, faltete es auseinander und laß:


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''Mein alter Freund,''


Schwarz hingen die Wolken über Tizio etwas zustoßen würde, könnte er sich das
''Ich überlasse Dir hier einen Gegenstand von aller größter Macht.''
und verhießen nichts Gutes. So dunkel
nie verzeihen. Aber wie Marzella vor ihm
der Himmel war, so dunkel war es auch in gestanden hatte, so jung, irgendwie hilflos
den Herzen der Bewohner dieser Stadt. und doch gewaltig in ihrem Zorn, war et-
Schreckliche Zeiten waren angebrochen. was mit ihm geschehen. Er empfand
Es herrschte immer noch eine Ausgangs- plötzlich eine tiefe Zuneigung zu seiner
sperre und die Soldaten patrouillierten Frau.
unablässig die Straßen Tizios. Hinter vie- Nun lag sie schon seit über einer Woche
len Fenstern flossen Tränen der Verzweif- im Bett und nur ihre Zofe und Marzellas‘
lung, weil man ihre Kinder zum Wehr- Heilkundiger durften ihre Gemächer be-
dienst eingezogen hatte.
treten. Dieser versicherte Medaz immer-
Jene, die sich mit viel Gold davon frei- hin, das keine Gefahr für das ungeborenes
kauften, hatten, zum Schutz vor übergrif- Kind bestehen würde.
fen, die Zahl der eigenen Haustruppen er- Unruhig strich er mit seinen Fingern
höht. Verleumdungen waren an der Ta- durch das Haar.
gesordnung. Keiner traute dem anderen.Seine Gedanken machten einen Sprung.
Im Palazzo der Familie Marinus durch- Er dachte an jenen Augenblick, als Mar-
schritt Parz Medaz nervös seine Gemä- cellus ihm erzählte, was mit der Agia ge-
cher. Tiefe Sorgenfalten hatten sich in sei- schehen war. Und daran, wie machtlos er
nem Gesicht gebildet und sein Haar war sich gefühlt hatte.
eine Spur grauer geworden. Er war dabei,Er war sofort zum Konvent geeilt, nicht
seine Gedanken zu ordnen, welches ihmwissend, ob Kore überhaupt mit ihm re-
allerdings nicht sehr gut gelang. Eigent-den würde. Er wußte, das sie ihn nicht
lich sollte er nicht unruhig hier umherge-mochte, ja ihn sogar haßte. Warum sollte
hen, sondern viel mehr bei seiner Frau
sie also ausgerechnet mit ihm über die
sein, um die es nach der Rückkehr aus
Agia reden? Zu seiner Erleichterung war
Sumano nicht zum Besten stand. Die
die Priesterin zu einem Gespräch mit ihm
Rückreise war zu beschwerlich für sie ge-bereit gewesen. Aber die Priesterin wußte
wesen. Er hätte darauf bestehen sollen,auch nichts genaues. Jeden Tag war sie zu
das sie noch nicht mit ihm nach Hauseden Legionären gegangen, mit der Bitte,
zurückkehrte. Aber Marzella hatte ja un-Fedora sprechen zu dürfen, allerdings
bedingt mit ihm reisen wollen. Vor allem,ohne Erfolg. Niemand teilte ihr mit, wa-
nach dem sie erfahren hatte, daß die
rum die Agia festgehalten wurde, oder ob
Schwestern des Lichts für den Rückwegsie überhaupt noch hier war.
unter seinem Schutz stehen würden. Der
Vor einigen Tagen waren ihm dann die
Streit, welcher darauf folgte, war der hef-Steckbriefe aufgefallen. Die Agia war aus
tigste gewesen, den beide bisher ausge-ihrem Gefängnis entkommen und wurde
fochten hatten. Oh, hätte er doch nie
nun gesucht: Wegen Hochverrat!
nachgegeben. Wenn ihr oder dem Kind
 
Gesprengte Ketten
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Was hatte sie bloß angerichtet, daß es so Ja, Medaz wußte, welch grauenhafte
weit gekommen war? Diese Frau war
Wirkung dieses Zeug auf Körper und
Halsstarriger als es gut für sie war.
Geist ausübte. Es hatte bestimmt auch
Auch die Sorge um seinen Schwieger-
einige nicht unwesentliche Vorteile, aber
vater setzte Medaz zu. Marcellus ging es trotzdem war Parz nie in Versuchung ge-
immer noch nicht besser, im Gegenteil, raten, selbst dem Lumen Vita zu verfallen.
von Stunde zu Stunde stand es schlechter Wenn man auch nur einmal etwas von
um ihn.
diesem Zeug nahm, war man für den Rest
seines Lebens davon abhängig.
Parz setzte sich. Grimmig starrte er aufdie Berge von Arbeit, die sich auf dem
Warum war ihm nicht schon eher aufge-
Tisch vor ihm auftürmten. Marcellus hat- fallen, was mit seinem Schwiegervater
te ihm vor kurzem die ganzen Familien- passierte?
verpflichtungen übertragen. Verärgert
Ich werde langsam nachlässig. Dieses
schob er einen Stapel Papiere beiseite,
ruhige Leben ist Gift für mich.
öffnete eine kleine Lade und zog einige
Medaz hatte außerdem durch die Auf-
Bücher heraus. Lieber las er in den Auf- zeichnungen erfahren, daß die Söhne sei-
zeichnungen von Marcellus. Dazu hatte er nes Freundes elend durch die Abhängig-
bis jetzt keine Zeit gefunden. Vielleicht keit vom Lumen Vita krepiert waren.
konnten die ihn ja ein wenig ablenken. Marzella wußte von all diesen Vorgängen
\
nichts, und so sollte es auch bleiben.
Nach Stunden erhob er sich. Die Kerzen Wenn sie auch nur das geringste davon
waren fast vollständig herunter gebrannt ahnen würde ... Er mochte gar nicht dar-
und flackerten wild. Müde rieb sich Me- an denken ...
daz über die Augen. Er konnte nicht fas- Medaz blieb vor seinem Tisch stehen
sen, welch finstere Geheimnisse die Tage- und ergriff ein kleines, sorgfältig
bücher bewahrten.
verschnürtes Päckchen. Vorsichtig löste
Er öffnete eine kleine Holzkiste, ent-
er die Bänder, schlug den Stoff ausein-
nahm eine Kerze, entzündete sie und
ander und erblickte ein Amulett. Darun-
steckte diese auf den heruntergebrannten ter befand sich ein Stück Pergament. Me-
Stummel.
daz nahm das Amulett in die Hand und
betrachtete es genau. Umrankt von Holz
Danach wanderte er wieder unruhig inseinem Raum auf und ab.
lag eingebettet eine Silbermünze darin.
Irgendwie erinnerte ihn die Form des
Der alte Mann war vom Lumen Vita ab-
Holzes an eine Lyra. Ihm war, als hätte er
hängig. Schon seit so langer Zeit nahm er
solch ein Schmuckstück schon einmal
dieses Zeug. Medaz schüttelte seinen
gesehen. Aber ihm fiel nicht ein, wo?
Kopf.
Dann legte er es auf den Tisch, nahm das
Wie konntest du so etwas nur machen, Pergament, faltete es auseinander und
alter Freund? Für so dumm hätte ich
laß:
dich nicht gehalten.
Mein alter Freund,
Nun wußte er auch, warum es Marcellus
immer schlechter ging. Die Dosis an Lu- Ich überlasse Dir hier einen Gegenstand von
men Vita in seinem Körper war so gut wie aller größter Macht.
verbraucht, der Verfall hatte schon einge- Verwahre ihn gut und gib ihn nie, unter kei-
setzt. So wie es aussah, war seine jähr-
nen Umständen freiwillig aus Deinen Händen.
liche Lieferung noch nicht eingetroffen.


 
''Verwahre ihn gut und gib ihn nie, unter keinen Umständen freiwillig aus Deinen Händen.''
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Mit den Kräften des Amulettes werden wir mach führte. Durch einen Spalt drang
die Welt beherrschen.
Licht hervor. Langsam hob Medaz seine
Hand und öffnete sie ganz.
Wir werden alle zertreten, die sich uns in den
Am Ende des Bettes lag, mit dem Gesicht
Weg stellen.
nach unten, eine seltsam verkrümmte
Aber höre auf meine Warnung: Traue nie - Gestalt.
mandem, auch nicht den Torreòn!
“Marcellus!”
Ich weiß, daß Du meinen Platz einnehmen
Medaz rannte die wenigen Schritte zu
und mich würdevoll vertreten wirst.
ihm hinüber, kniete sich neben den Mann
und drehte ihn herum. Er zuckte erschro-
Wir sind vom gleichen Blut, daß wußte ich, cken zurück. Was er hier vor sich sah, war
als ich Dich das erste mal sah.
ein verzerrtes Abbild von Marcellus.
Deshalb nahm ich Dich in meine Familie auf. Das ehemals vertraute Gesicht wirkte
Achte auf Marzella und passe gut auf Dich seltsam entstellt. Tote Augen starrten an
die Decke. Der Mund war in namenlosen
auf.
Entsetzen aufgerissen, die Haut merk-
Handle immer so, wie ich es machen würde. würdig gespannt, an einigen Stellen war
sie sogar aufgeplatzt. Das Fleisch, welches
Marcellus
darunter hervorquoll, war blutleer und
Immer wieder starrte Medaz auf die Zei- grau. Die Hände waren zu Klauen ge-
len hinab.
krümmt. Die Haut, welche sie umspann-
Oh, Marcellus, etwas weniger rätselhaft te, hatte Ähnlichkeit mit brüchigem
wäre besser gewesen.
Pergament.
Er ergriff erneut das Amulett und wollte Medaz schluckte schwer. Seinen ehemals
es schon wegstecken, als er es noch ein- so vitalen Freund nun so völlig leblos und
mal sorgfältig betrachtete. Das Gefühl, es entstellt zu sehen, brach ihm das Herz.
schon einmal gesehen zu haben ließ ihn
Parz bemerkte, daß eine Hand sich fest
nicht los.
um eine Ampulle geschlossen hatte. Vor-
Medaz ordnete die Unterlagen, um sie sichtig versuchte er, sie zu entwenden,
dann in seinem Geheimfach zu verwah- aber die Finger waren spröde wie tro-
ren. Er mußte mit dem alten Mann reden. ckenes Holz und brachen sofort, als er an
Und zwar sofort.
der Ampulle zog.
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Medaz warf einen Blick hinein. Ein
winziger Rest einer grünlich leuchtenden
“Marcellus, hörst Du mich?” Parz klopfteFlüssigkeit war noch zu sehen. Er blickte
an die Tür, welche zu Marcellus‘ Gemä-sich um, und entdeckte, an einem Bett-
chern führte. Kein Ton war von drinnenpfosten liegend, einen kleinen Stöpsel.
zu vernehmen. Ein ungutes Gefühl
Diesen ergriff er, verkorkte hastig die
beschlich Parz, als er die Tür öffnete.
Ampulle und steckte sie in die Innenta-
Gespenstisch flackerte eine Kerze und
sche seiner Weste.
warf groteske Schatten an die Wand.
“Marcellus?” Parz ging in den Raum hin- “Du Narr!” schimpfte Medaz den Toten.
ein und sah sich suchend um. Er konnte Marcellus hatte also seine Lieferung
den alten Mann jedoch nirgendwo entde- erhalten, womit allen Anschein nach et-
cken. Daraufhin ging er auf eine weitere was nicht in Ordnung gewesen war. Er
Tür zu, welche zu Marcellus Schlafge-
würde den Rest untersuchen lassen, da-


 
''Mit den Kräften des Amulettes werden wir die Welt beherrschen. Wir werden alle zertreten, die sich uns in den Weg stellen. Aber höre auf meine Warnung: Traue niemandem, auch nicht den Torreòn!''
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''Ich weiß, daß Du meinen Platz einnehmen und mich würdevoll vertreten wirst. Wir sind vom gleichen Blut, daß wußte ich, als ich Dich das erste mal sah. Deshalb nahm ich Dich in meine Familie auf. Achte auf Marzella und passe gut auf Dich auf. Handle immer so, wie ich es machen würde.''
nach würde er schlauer sein. Als wolle ersich vergewissern, die Ampulle auch
 
wirklich in seine Tasche getan zu haben,tastete er nervös danach.
''Marcellus''
Oh, Marcellus, mein alter Freund. Was
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warst du doch für ein verdammter Narr.
Immer wieder starrte Medaz auf die Zeilen hinab. Oh, Marcellus, etwas weniger rätselhaft wäre besser gewesen. Er ergriff erneut das Amulett und wollte es schon wegstecken, als er es noch einmal sorgfältig betrachtete. Das Gefühl, es schon einmal gesehen zu haben ließ ihn nicht los. Medaz ordnete die Unterlagen, um sie dann in seinem Geheimfach zu verwahren. Er mußte mit dem alten Mann reden. Und zwar sofort.
Wie sich die Dinge hier entwickelten, ge-
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fiel Parz nicht. Ganz und gar nicht.
“Marcellus, hörst Du mich?” Parz klopfte an die Tür, welche zu Marcellus‘ Gemächern führte. Kein Ton war von drinnen zu vernehmen. Ein ungutes Gefühl beschlich Parz, als er die Tür öffnete. Gespenstisch flackerte eine Kerze und warf groteske Schatten an die Wand. “Marcellus?” Parz ging in den Raum hinein und sah sich suchend um. Er konnte den alten Mann jedoch nirgendwo entdecken. Daraufhin ging er auf eine weitere Tür zu, welche zu Marcellus Schlafgemach führte. Durch einen Spalt drang Licht hervor. Langsam hob Medaz seine Hand und öffnete sie ganz. Am Ende des Bettes lag, mit dem Gesicht nach unten, eine seltsam verkrümmte Gestalt. “Marcellus!” Medaz rannte die wenigen Schritte zu ihm hinüber, kniete sich neben den Mann und drehte ihn herum. Er zuckte erschrocken zurück. Was er hier vor sich sah, war ein verzerrtes Abbild von Marcellus. Das ehemals vertraute Gesicht wirkte seltsam entstellt. Tote Augen starrten an die Decke. Der Mund war in namenlosen Entsetzen aufgerissen, die Haut merkwürdig gespannt, an einigen Stellen war sie sogar aufgeplatzt. Das Fleisch, welches darunter hervorquoll, war blutleer und grau. Die Hände waren zu Klauen gekrümmt. Die Haut, welche sie umspannte, hatte Ähnlichkeit mit brüchigem
Pergament.Medaz schluckte schwer. Seinen ehemals so vitalen Freund nun so völlig leblos und entstellt zu sehen, brach ihm das Herz. Parz bemerkte, daß eine Hand sich fest um eine Ampulle geschlossen hatte. Vorsichtig versuchte er, sie zu entwenden, aber die Finger waren spröde wie trockenes Holz und brachen sofort, als er an der Ampulle zog. Medaz warf einen Blick hinein. Ein winziger Rest einer grünlich leuchtenden Flüssigkeit war noch zu sehen. Er blickte sich um, und entdeckte, an einem Bettpfosten liegend, einen kleinen Stöpsel. Diesen ergriff er, verkorkte hastig die Ampulle und steckte sie in die Innentasche seiner Weste. “Du Narr!” schimpfte Medaz den Toten. Marcellus hatte also seine Lieferung erhalten, womit allen Anschein nach etwas nicht in Ordnung gewesen war. Er würde den Rest untersuchen lassen, da nach würde er schlauer sein. Als wolle er sich vergewissern, die Ampulle auch wirklich in seine Tasche getan zu haben, tastete er nervös danach. Oh, Marcellus, mein alter Freund. Was warst du doch für ein verdammter Narr. Wie sich die Dinge hier entwickelten, gefiel Parz nicht. Ganz und gar nicht.
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Aktuelle Version vom 30. Januar 2022, 16:16 Uhr

NOCH NICHT FORMATIERT

Aus den Chroniken des Widerstandes “... Schaue zuerst auf Dich,

bevor Du über andere Urteilst ...!”

Aus den Schriften Lli‘phllis


Mareikje Groß

März 2005

Schwarz hingen die Wolken über Tizio und verhießen nichts Gutes. So dunkel der Himmel war, so dunkel war es auch in den Herzen der Bewohner dieser Stadt. Schreckliche Zeiten waren angebrochen. Es herrschte immer noch eine Ausgangssperre und die Soldaten patrouillierten unablässig die Straßen Tizios. Hinter vielen Fenstern flossen Tränen der Verzweiflung, weil man ihre Kinder zum Wehrdienst eingezogen hatte. Jene, die sich mit viel Gold davon freikauften, hatten, zum Schutz vor übergriffen, die Zahl der eigenen Haustruppen erhöht. Verleumdungen waren an der Tagesordnung. Keiner traute dem anderen. Im Palazzo der Familie Marinus durchschritt Parz Medaz nervös seine Gemächer. Tiefe Sorgenfalten hatten sich in seinem Gesicht gebildet und sein Haar war eine Spur grauer geworden. Er war dabei, seine Gedanken zu ordnen, welches ihm allerdings nicht sehr gut gelang. Eigentlich sollte er nicht unruhig hier umhergehen, sondern viel mehr bei seiner Frau sein, um die es nach der Rückkehr aus Sumano nicht zum Besten stand. Die Rückreise war zu beschwerlich für sie gewesen. Er hätte darauf bestehen sollen, das sie noch nicht mit ihm nach Hause zurückkehrte. Aber Marzella hatte ja unbedingt mit ihm reisen wollen. Vor allem, nach dem sie erfahren hatte, daß die Schwestern des Lichts für den Rückweg unter seinem Schutz stehen würden. Der Streit, welcher darauf folgte, war der heftigste gewesen, den beide bisher ausgefochten hatten. Oh, hätte er doch nie nachgegeben. Wenn ihr oder dem Kind etwas zustoßen würde, könnte er sich das nie verzeihen. Aber wie Marzella vor ihm gestanden hatte, so jung, irgendwie hilflos und doch gewaltig in ihrem Zorn, war etwas mit ihm geschehen. Er empfand plötzlich eine tiefe Zuneigung zu seiner Frau. Nun lag sie schon seit über einer Woche im Bett und nur ihre Zofe und Marzellas‘ Heilkundiger durften ihre Gemächer betreten. Dieser versicherte Medaz immerhin, das keine Gefahr für das ungeborenes Kind bestehen würde. Unruhig strich er mit seinen Fingern durch das Haar. Seine Gedanken machten einen Sprung. Er dachte an jenen Augenblick, als Marcellus ihm erzählte, was mit der Agia geschehen war. Und daran, wie machtlos er sich gefühlt hatte. Er war sofort zum Konvent geeilt, nicht wissend, ob Kore überhaupt mit ihm reden würde. Er wußte, das sie ihn nicht mochte, ja ihn sogar haßte. Warum sollte sie also ausgerechnet mit ihm über die Agia reden? Zu seiner Erleichterung war die Priesterin zu einem Gespräch mit ihm bereit gewesen. Aber die Priesterin wußte auch nichts genaues. Jeden Tag war sie zu den Legionären gegangen, mit der Bitte, Fedora sprechen zu dürfen, allerdings ohne Erfolg. Niemand teilte ihr mit, warum die Agia festgehalten wurde, oder ob sie überhaupt noch hier war. Vor einigen Tagen waren ihm dann die Steckbriefe aufgefallen. Die Agia war aus ihrem Gefängnis entkommen und wurde nun gesucht: Wegen Hochverrat! Was hatte sie bloß angerichtet, daß es so weit gekommen war? Diese Frau war Halsstarriger als es gut für sie war. Auch die Sorge um seinen Schwiegervater setzte Medaz zu. Marcellus ging es immer noch nicht besser, im Gegenteil, von Stunde zu Stunde stand es schlechter um ihn. Parz setzte sich. Grimmig starrte er auf die Berge von Arbeit, die sich auf dem Tisch vor ihm auftürmten. Marcellus hatte ihm vor kurzem die ganzen Familienverpflichtungen übertragen. Verärgert schob er einen Stapel Papiere beiseite, öffnete eine kleine Lade und zog einige Bücher heraus. Lieber las er in den Aufzeichnungen von Marcellus. Dazu hatte er bis jetzt keine Zeit gefunden. Vielleicht konnten die ihn ja ein wenig ablenken.

Nach Stunden erhob er sich. Die Kerzen waren fast vollständig herunter gebrannt und flackerten wild. Müde rieb sich Medaz über die Augen. Er konnte nicht fassen, welch finstere Geheimnisse die Tagebücher bewahrten. Er öffnete eine kleine Holzkiste, entnahm eine Kerze, entzündete sie und steckte diese auf den heruntergebrannten Stummel. Danach wanderte er wieder unruhig in seinem Raum auf und ab. Der alte Mann war vom Lumen Vita abhängig. Schon seit so langer Zeit nahm er dieses Zeug. Medaz schüttelte seinen Kopf. Wie konntest du so etwas nur machen, alter Freund? Für so dumm hätte ich dich nicht gehalten. Nun wußte er auch, warum es Marcellus immer schlechter ging. Die Dosis an Lumen Vita in seinem Körper war so gut wie verbraucht, der Verfall hatte schon eingesetzt. So wie es aussah, war seine jährliche Lieferung noch nicht eingetroffen. Ja, Medaz wußte, welch grauenhafte Wirkung dieses Zeug auf Körper und Geist ausübte. Es hatte bestimmt auch einige nicht unwesentliche Vorteile, aber trotzdem war Parz nie in Versuchung geraten, selbst dem Lumen Vita zu verfallen. Wenn man auch nur einmal etwas von diesem Zeug nahm, war man für den Rest seines Lebens davon abhängig. Warum war ihm nicht schon eher aufgefallen, was mit seinem Schwiegervater passierte? Ich werde langsam nachlässig. Dieses ruhige Leben ist Gift für mich. Medaz hatte außerdem durch die Aufzeichnungen erfahren, daß die Söhne seines Freundes elend durch die Abhängigkeit vom Lumen Vita krepiert waren. Marzella wußte von all diesen Vorgängen nichts, und so sollte es auch bleiben. Wenn sie auch nur das geringste davon ahnen würde ... Er mochte gar nicht daran denken ... Medaz blieb vor seinem Tisch stehen und ergriff ein kleines, sorgfältig verschnürtes Päckchen. Vorsichtig löste er die Bänder, schlug den Stoff auseinander und erblickte ein Amulett. Darunter befand sich ein Stück Pergament. Medaz nahm das Amulett in die Hand und betrachtete es genau. Umrankt von Holz lag eingebettet eine Silbermünze darin. Irgendwie erinnerte ihn die Form des Holzes an eine Lyra. Ihm war, als hätte er solch ein Schmuckstück schon einmal gesehen. Aber ihm fiel nicht ein, wo? Dann legte er es auf den Tisch, nahm das Pergament, faltete es auseinander und laß:

Mein alter Freund,

Ich überlasse Dir hier einen Gegenstand von aller größter Macht.

Verwahre ihn gut und gib ihn nie, unter keinen Umständen freiwillig aus Deinen Händen.

Mit den Kräften des Amulettes werden wir die Welt beherrschen. Wir werden alle zertreten, die sich uns in den Weg stellen. Aber höre auf meine Warnung: Traue niemandem, auch nicht den Torreòn!

Ich weiß, daß Du meinen Platz einnehmen und mich würdevoll vertreten wirst. Wir sind vom gleichen Blut, daß wußte ich, als ich Dich das erste mal sah. Deshalb nahm ich Dich in meine Familie auf. Achte auf Marzella und passe gut auf Dich auf. Handle immer so, wie ich es machen würde.

Marcellus

Immer wieder starrte Medaz auf die Zeilen hinab. Oh, Marcellus, etwas weniger rätselhaft wäre besser gewesen. Er ergriff erneut das Amulett und wollte es schon wegstecken, als er es noch einmal sorgfältig betrachtete. Das Gefühl, es schon einmal gesehen zu haben ließ ihn nicht los. Medaz ordnete die Unterlagen, um sie dann in seinem Geheimfach zu verwahren. Er mußte mit dem alten Mann reden. Und zwar sofort.

“Marcellus, hörst Du mich?” Parz klopfte an die Tür, welche zu Marcellus‘ Gemächern führte. Kein Ton war von drinnen zu vernehmen. Ein ungutes Gefühl beschlich Parz, als er die Tür öffnete. Gespenstisch flackerte eine Kerze und warf groteske Schatten an die Wand. “Marcellus?” Parz ging in den Raum hinein und sah sich suchend um. Er konnte den alten Mann jedoch nirgendwo entdecken. Daraufhin ging er auf eine weitere Tür zu, welche zu Marcellus Schlafgemach führte. Durch einen Spalt drang Licht hervor. Langsam hob Medaz seine Hand und öffnete sie ganz. Am Ende des Bettes lag, mit dem Gesicht nach unten, eine seltsam verkrümmte Gestalt. “Marcellus!” Medaz rannte die wenigen Schritte zu ihm hinüber, kniete sich neben den Mann und drehte ihn herum. Er zuckte erschrocken zurück. Was er hier vor sich sah, war ein verzerrtes Abbild von Marcellus. Das ehemals vertraute Gesicht wirkte seltsam entstellt. Tote Augen starrten an die Decke. Der Mund war in namenlosen Entsetzen aufgerissen, die Haut merkwürdig gespannt, an einigen Stellen war sie sogar aufgeplatzt. Das Fleisch, welches darunter hervorquoll, war blutleer und grau. Die Hände waren zu Klauen gekrümmt. Die Haut, welche sie umspannte, hatte Ähnlichkeit mit brüchigem Pergament.Medaz schluckte schwer. Seinen ehemals so vitalen Freund nun so völlig leblos und entstellt zu sehen, brach ihm das Herz. Parz bemerkte, daß eine Hand sich fest um eine Ampulle geschlossen hatte. Vorsichtig versuchte er, sie zu entwenden, aber die Finger waren spröde wie trockenes Holz und brachen sofort, als er an der Ampulle zog. Medaz warf einen Blick hinein. Ein winziger Rest einer grünlich leuchtenden Flüssigkeit war noch zu sehen. Er blickte sich um, und entdeckte, an einem Bettpfosten liegend, einen kleinen Stöpsel. Diesen ergriff er, verkorkte hastig die Ampulle und steckte sie in die Innentasche seiner Weste. “Du Narr!” schimpfte Medaz den Toten. Marcellus hatte also seine Lieferung erhalten, womit allen Anschein nach etwas nicht in Ordnung gewesen war. Er würde den Rest untersuchen lassen, da nach würde er schlauer sein. Als wolle er sich vergewissern, die Ampulle auch wirklich in seine Tasche getan zu haben, tastete er nervös danach. Oh, Marcellus, mein alter Freund. Was warst du doch für ein verdammter Narr. Wie sich die Dinge hier entwickelten, gefiel Parz nicht. Ganz und gar nicht.